Bochum. Bis 2021 ist Dr. Brüggerhoff als Direktor tätig. Bis dahin will er die Zusammenarbeit mit den Hochschulen ausbauen und die Frauenquote verbessern.
Für die nächsten sieben Jahre ist die Finanzierung des Deutschen Bergbau Museums gesichert. Bund, Land und Stadt folgen dem Ergebnis der Evaluierung der Leibniz-Gemeinschaft. Mit Professor Dr. Stefan Brüggerhoff sprach darüber Redakteur Markus Rensinghoff.
Die Menschen der Leibniz-Stiftung haben klare Worte gefunden. Sie haben ihre Arbeit gelobt, ihnen unter anderem aber auch gesagt, dass sie die Frauenquote verbessern sollen. Wie gehen Sie das an?
Stefan Brüggerhoff: Es gibt eine aktuelle Stellenausschreibung, auf die sich eine Frau beworben hat. Es geht um Frauen in Leitungspositionen. Das Museum besteht aber ohnehin nicht nur aus Bergleuten. Punkt. Es besteht aus vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Da unsere Arbeit aber auf permanent besetzten Stellen beruht, ist ein Wechsel, ein Umbau eine langfristige Angelegenheit. Wir sind auf einem guten Weg, haben im Jahr 2013 das „Total Equalite-Zertifikat“ bekommen.Wenn wir die Möglichkeit haben, entscheiden wir uns bei gleicher oder besserer Qualifizierung für eine Frau.
Brüggerhoff: Das wird sie. Wir sind dabei, einen Wissenschaftscampus zu beantragen. Zwischen den Mitarbeitern der Ruhr-Universität und des Bergbaumuseums findet eine immer bessere Vernetzung statt. Professor Dr. Thomas Stöllner hat eine gemeinsame Berufung. Er ist seit 2014 Leiter der Forschungsabteilung unseres Museums. Auch zusammen mit der Technischen Fachhochschule sind wir dabei, eine gemeinsame Professur umzusetzen. Dr. Michael Prange, Leiter des Bereiches Materialkunde an der TFH ist da vorgesehen. Es läuft der erste Umsetzungsgedanke. Im Sommersemester 2015 soll seine Professur starten. An der RUB wird es ebenso eine weitere gemeinsame Berufung geben. Angedacht ist für das Wintersemester 2015 eine Professur in Arcometallogie. Beide Seiten zeigen Interesse.
Jährlich bekommt das Museum 6,7 Millionen Euro. Was machen Sie mit dem vielen Geld?
Brüggerhoff: Die Größe des Museums ist in der Öffentlichkeit nicht präsent. Die meisten glauben, es ist ein Haus, in dem 20 Menschen arbeiten. Wir haben aber eine große Forschungsabteilung und 120 Mitarbeiter. 78 Prozent der Gesamtsumme übernimmt Bund und Land, elf Prozent kommt von der Stadt, elf Prozent von der Steinkohle DMT Gesellschaft.
Wofür also geben sie das meiste Geld aus?
Brüggerhoff: Für die Personalkosten. Dann folgen Energie- und Instandhaltungskosten. Dazu müssen wir für die Forschung neue Geräte kaufen.
Das sieht der Besucher nicht.
Brüggerhoff: Stimmt. Der kommt nicht auf den Gedanken, dass es so opulent ist. Der meckert eher darüber, dass ein Gerät nicht funktioniert oder die Wurst nicht schmeckt. Das Haus ist als Monolith gesehen worden. Das wollen wir ändern.
Wie lange dürfen Sie noch als Direktor ändern?
Brüggerhoff: Ich darf bis 2021, also bis zur nächsten Evaluierung. Ich sehe mich eher als Wegbereiter, der erste Früchte sieht. Die Umsetzung ist nicht an mich gebunden, sie ist Generationen- und Direktorenübergreifend. Die Zukunft des Bergbaumuseums geht weit über mich hinaus.
Vier Rundgänge und ein Pflichtbesuch
Wird das Bergbaumuseum bald so wie in die Zoom-Erlebniswelt in Gelsenkirchen aufgestellt sein?
Brüggerhoff: So ähnlich. Es wird in jedem Fall vier Rundgänge geben, der jeder für sich steht, damit man sich etwas aussuchen kann. Unsere Besucher sind nicht mehr Bergbau affin, das Ruhrgebiet hat eine andere Bevölkerungsstruktur. Wir können nicht mehr nur Steinkohle zeigen, sondern wollen auch darstellen, wie wir heute mit Georessourcen umgehen, dass heutzutage viele Rohstoffe gefördert werden, die man für das Mobiltelefon benötigt. Wir wollen auch das Recycling zeigen und wie der Mensch in den vergangenen Zeiten mit der Rohstoffgewinnung umgegangen ist.
Ab wann gibt es die Rundgänge?
Brüggerhoff: Jetzt gebe ich ihnen meine Vision. Meine Hoffnung ist Ende 2018. Ich möchte das mit Ende des Steinkohlebergbaus in Deutschland 2019 umgesetzt haben. Wir sind durch die Evaluierung beflügelt.
Gibt es 2015 neue Ausstellungen?
Brüggerhoff: Die erste wird eine sein, die schon im Landtag hing: Keine Kohle mehr heißt sie. Ende 2015 wird es „Bergauf – Bergab“ geben. Da geht es um die Alpen als frühester Ressourcengewinnungsort.
Das Bergbaumuseum ist das größte seiner Art. Muss man da als Stadt nicht reagieren und den Schülern einen Pflichtbesuch vorgeben?
Brüggerhoff: Verschreiben kann man das nicht. Aber das wäre schon eine gute Idee. Lassen sie es mich anders sagen: wir wollen so gut sein, dass die Schüler nicht an uns vorbeikommen. Wir wollen klarmachen, dass wir alle mit durch bergbaulich gewonnenen Rohstoffen zu tun haben. Darauf hinzuweisen ist jetzt unserer Anspruch und nicht erst in Zukunft.