Bochum. Mit dem Moltkemarkt bekommt Bochum einen ganz besondere Art des Wochenmarkts. Am Freitag, 27. September, wird um 16 Uhr der Moltkemarkt auf dem neu gestalteten Springerplatz eröffnet. Das soll unter anderem Berufstätige anlocken, die nach der ihrem Feierabend noch auf einem Markt einkaufen wollen.
Frische Ideen an traditionsreicher Stätte: Der Moltkemarkt wird wieder belebt. In dieser Woche geht auf dem Springerplatz der erste Bochumer Feierabend-Markt an den Start.
Der Umbau des zentralen Platzes im Griesenbruch geht dem Ende entgegen. „Zeit für einen Neuanfang“, sagen sich der Chef des Hofsteder Frischemarkts, Herwig Niggemann, Friedrich Schmidt (Bäckerei Schmidtmeier) und Werbeprofi Thorsten Strozik. Auf dem Springerplatz – vor dem Krieg der größte und wichtigste Marktplatz der Stadt – will das Trio einen Wochenmarkt etablieren, den es in Bochum und Umgebung so noch nicht gibt.
Erste Besonderheit: die Zeit. Während herkömmliche Wochenmärkte in der Regel von 8 bis 13 Uhr geöffnet sind, bieten die Händler im Griesenbruch ihre Waren dienstags und freitags von 16 bis (mindestens) 20 Uhr an. Angesprochen sind gerade auch Berufstätige. Deshalb „Feierabendmarkt“.
"Markt für gesellige Feinschmecker"
Zweite Besonderheit: der Name. Mit dem Titel „Moltkemarkt“ knüpfen die Veranstalter an die Historie des Platzes an, der ab 1871 nach dem preußischen Heerführer benannt war. 1947 wurde er zum Gedenken an den Widerstandskämpfer Karl Springer, der von den Nazis in den Tod getrieben wurde, umbenannt. „Der Moltkemarkt soll nicht den Namen des Platzes ersetzen, sondern nur an die Markttradition erinnern“, betont Niggemann.
Dritte Besonderheit: das Sortiment. Die Initiatoren sprechen von einem „Markt für gesellige Feinschmecker“. Italienische Feinkost, Fleisch- und Schinkenspezialitäten, die man gemeinhin nur im Internet bestellen kann, edler Käse, feinster Fisch, Oliven, Austern oder Kartoffeln für gehobene Ansprüche: Anfangs werden es 15 Händler sein, die ihre Waren offerieren. Für 20 Händler ist der Markt konzipiert.
Buntes Fest im Frühjahr
Vierte Besonderheit: der Sofortverzehr. Die Markthändler bieten Kostproben aus ihrem Sortiment an, gern auch mit einem guten Glas Wein. Geschlemmt werden kann direkt an den Ständen oder bequem am Tisch unter einem großen Schirm. „Man kommt nicht nur zum Moltkemarkt, um einzukaufen, sondern auch, um sich nach Feierabend in netter Runde zu treffen“, geben die Markt-Macher als eines ihrer Ziele vor.
Am kommenden Freitag, 27. September, um 16 Uhr geht’s los. Einfach so, ohne große Feier. Erst im Frühjahr 2014, wenn alles eingespielt und der Markt zwischen Pferdebrunnen und Zentralmassiv komplett sein soll, gibt es für Kunden und Anwohner ein buntes Fest.
Auf dem Moltkemarkt ging es einst handfest zu
Bis nach dem Krieg hieß der Springerplatz Moltkemarkt – zum Gedenken an den preußischen Generalfeldmarschall Helmuth Karl Bernhard von Moltke (1800-1891), der neben Bismarck als Schmied der Reichsgründung von 1871 gilt.
Den Namen „Moltkemarkt“ hat allerdings im alten Bochum kaum einer gebraucht. Offenbar war er für hiesige Zungen zu kompliziert. Jedenfalls sprach alle Welt nur vom „Molkenplatz“ - die verballhornte Bezeichnung hat sich lange gehalten für diesen Ort, mitten im Arbeiter-„Blaubuxenviertel“, an dem immer ‘was los war. Hier trafen sich die Schützen, Vieh- und Jahrmärkte wurden abgehalten, und rund um den Platz gab es Wirtschaften und Vergnügungsetablissements. Wer etwas erleben wollte, kam am Moltkemarkt immer auf seine Kosten. Varieté-Vorführungen und Damenringkämpfe, Hungerkünstler und Boxbuden sorgten für die nötige Abwechslung im harten Arbeitsalltag. Die handfeste Erinnerung an den Moltkemarkt wird in einem Lied der Bochumer Maischützen wachgehalten; dort findet sich die Zeile: „Die 1. Kompanie, die kommt vom Moltkeplatz, vom Moltkeplatz/da muss du dir stiekes benehm’/sonst haste gleich eine kleb’n.