Bochum..
Die Mitglieder der Maiabendgesellschaft fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen. Ohne Rückendeckung und logistische Unterstützung durch die Verwaltung drohe dem Maiabendfest, einem traditionsreichen Brauchtum Bochums, das baldige Aus.
„Es ist kurz vor 12!“ Der Warnschuss von Karl-Heinz Böke soll weithin hörbar sein. Er zielt aufs Rathaus. Versage die Stadt den Maischützen eine ausreichende logistische Unterstützung, drohe dem traditionsreichsten Brauchtum Bochums das baldige Ende.
„Wir fühlen uns im Stich gelassen“, klagte der Vorsitzende der Maiabendgesellschaft nach der Jahreshauptversammlung in dieser Woche in der Sparkasse. 130 Mitglieder wagten zwar einen Ausblick auf das 623. Maiabendfest, das am 30. April gefeiert wird. „Der Termin steht. Wie wir das Fest gestemmt kriegen, ist derzeit aber fraglich. Die Zeit drängt. Wir hängen in der Luft“, sagte Karl-Heinz Böke gestern auf WAZ-Anfrage.
„BO-Marketing hat uns bei der Premiere prima geholfen"
Im Fokus seiner Kritik: BO-Marketing. Mit Hilfe der städtischen Öffentlichkeitsarbeiter war es im vergangenen Jahr trotz mancher interner Querelen gelungen, das Maiabendfest zu einem Volksfest auszubauen. Der traditionelle Ausmarsch nach Harpen wurde zu einem Rückmarsch in die City umgewandelt. Gefeiert wurde zentral auf dem Boulevard, u.a. mit einem mittelalterlichen Markt, Musik und Feuerwerk am Kuhhirten.
Werbung, Bühne, Technik, amtliche Genehmigungen und manches mehr: „BO-Marketing hat uns bei der Premiere prima geholfen. Obwohl wir zusätzlich eine Veranstaltungsagentur beauftragt hatten, hätten wir das Fest sonst nicht auf die Reihe bekommen“, weiß Karl-Heinz Böke.
„Es geht uns nicht ums Geld“
Um so enttäuschter zeigt sich der Vorsitzende über den „weitgehenden Rückzug der Stadt“. Anlass: ein Ende 2010 neu gefasster Geschäftsbesorgungsvertrag, der eine Unterstützung des Maiabendfestes durch BO-Marketing nicht mehr vorsehe.
„Es geht uns nicht ums Geld“, betont Böke (wie es heißt, fördert die Stadt das Maiabendfest mit jährlich 20 000 Euro). „Wesentlicher ist für uns die organisatorische und logistische Arbeit der BO-Marketingprofis, die wir als Ehrenamtler niemals leisten können“, erklärt der Klubchef.
Alle Versuche, BO-Marketing im Boot zu halten, seien gescheitert. „Trotz mündlicher Zusagen u.a. von Stadtdirektor Paul Aschenbrenner und mehreren Gesprächen mit der Wirtschaftsförderung, zuletzt am vergangenen Dienstag, soll es dabei bleiben, dass BO-Marketing nicht mehr für die Maischützen zuständig ist“, bedauert Karl-Heinz Böke. Das bedeute: „2011 können wir das Maiabendfest in einer gemeinsamen großen Kraftanstrengung noch einmal aufziehen. Der Mittelaltermarkt ist dafür bereits gebucht. Ohne Rückendeckung der Stadt droht ab 2012 jedoch das Aus. Für unser Fest. Und damit für eine jahrhundertealte Bochumer Tradition.“
Matthias Glotz, Geschäftsführer von BO-Marketing, war für eine Stellungnahme gestern nicht zu erreichen. Umfrage Bochum: Maischützen