Die Ruhr-Universität (RUB) und der VfL – das sind zwei Institutionen, die wie kaum andere die Stadt Bochum repräsentieren. Seit über sieben Jahren gibt es offiziell eine Kooperation, lange bestand diese nur auf dem Papier. In den vergangenen Jahren aber hat sich die Zusammenarbeit intensiviert. Mittlerweile gehören die RUB und der VfL zusammen wie Currywurst und Pommes, wovon vor allem der Fußballer- und Trainer-Nachwuchs in Bochum profitiert.
Bei den vielen gemeinsamen Projekten geben sich beide die Bälle in die Hand: Jährlich begrüßt der VfL die Erstsemester, das historische Institut hat sich bei der Recherche zum 75-Jährigen des Klubs engagiert, die RUB-Elf spielt in Bochum-Trikots, das englische Seminar hilft bei Übersetzungen der VfL-Homepage und beim „Diversity-Projekt“ treten Uni und Fußballklub gemeinsam für die soziale Vielfalt ein. Bei der Nachwuchsarbeit jedoch geht die Zusammenarbeit über diese Projekte hinaus.
Insbesondere mit der Fakultät für Sportwissenschaft besteht eine rege Kooperation. Jedes Semester hospitieren 20 Studenten des Spezialfachs Fußball beim VfL, was mittlerweile ein Baustein des Studiums ist. In drei Monaten sollen die Studenten bei der Trainingsarbeit des Nachwuchses aktiv werden – ob beim Scouting, der Videoanalyse oder als Co-Trainer.
„Das ist ein wichtiger Mosaikstein unserer Arbeit geworden“, erklärt VfL-Nachwuchsleiter Alexander Richter. Es ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten: Die Studenten bekommen Praxiserfahrung auf höchstem Niveau, der VfL erweitert sein Team mit Wissen und Personal. Einige haben ihre Visitenkarte hinterlassen, wie etwa Rexhep Kushutani, der sich beim VfL um die Leistungsdiagnostik kümmert, oder Patrick Backenecker, aktuell U12-Co-Trainer.
Auch in der Trainingslehre ist der VfL dank der Ruhr-Uni weitergekommen. Das in allen Mannschaften übliche Fahrtenspiel etwa – bei dem fußballspezifische Sprints trainiert werden – wurde in Kooperation entwickelt. Dafür haben die Wissenschaftler riesige Datenbanken angelegt. Die Erfolge sind messbar: Die U17 hat ihr Pensum beim Fahrtenspiel von vier Durchläufen auf zwölf Runden gesteigert.
Bei all der Belastung wird die Psyche immer wichtiger. Sportpsychologe Tobias Mirswa ist dreimal die Woche beim VfL-Nachwuchs unterwegs. Trainerschulungen stehen ebenso auf dem Programm wie individuelle Betreuung. Auch Eltern werden mit einbezogen. „Idealerweise sollen Spieler früh ran geführt werden, mit zunehmenden Drucksituationen umgehen zu können“, sagt Professor Michael Kellmann, Leiter des Zentrums. Manchmal geht es vom Talent zum Profi schneller als man denkt.