Augusta-Seelsorger Hartwig Burgdörfer in den Ruhestand verabschiedet. Viele Hobbys bieten Abwechslung.
Linden. Auf eine Kreuzfahrt wird Hartwig Burgdörfer nicht gehen. Das überlässt der evangelische Seelsorger der Augusta-Kranken-Anstalt, der Anfang Dezember nach über 28 Dienstjahren in den Vorruhestand ging, gerne allen anderen Pensionären. Er selbst war schon sieben Mal auf großer Seereise. Was er jetzt sucht, ist vor allem die Ruhe zu Hause.
Der Mann ist die personifizierte Erfahrung. Einer, der an vielen Wiegen gestanden, viele Innovationen angestoßen hat, seit er 1978 nach Bochum kam und hier seine zusätzliche spezielle Krankenhausseelsorge-Ausbildung absolvierte. Burgdörfer kam 1981 ins Augusta. Hier gründete er 1982 den Krankenhausfunk und 1984 die Evangelische Krankenhaushilfe - und leitete in den frühen 80ern auch die Seelsorgeausbildung im Augusta. „Unsere Vikare betreuten die Stationen.”
„Am meisten”, sagt er, „hat mich in all den Jahren immer wieder das Vertrauen der Menschen beeindruckt.” Stets habe er gestaunt, wie schnell man - auch über sehr wichtige Fragen - ins Gespräch kommen kann. Dabei wurden auch die Nebensachen nicht vergessen.
Ein Patient lobte den Seelsorger einmal, dass man mit ihm „so gut über Fußball reden” könne. Und das, so Burgdörfer, „obwohl ich absolut keine Ahnung davon habe.” Manchmal gehe es einfach nur um's Zuhören - und die Menschen fühlen sich verstanden.
Der Pfarrer ist vor allem kulturell sehr interessiert, treibt aber auch gern Sport wie Segeln und Skifahren. Und er schwingt sich auch einmal aufs Motorrad und lässt sich den Fahrtwind um die Nase wehen, wenn er sich nicht gerade um Funk und Fernsehen im Augusta kümmert.
Burgdörfer saß über zehn Jahre im Fachausschuss Seelsorge und Beratung, leitete Hospizbewegung, Notfallseelsorge und Gefängnisseelsorge in Bochum mit in die Wege. Die Telefonseelsorge, der er stets verbunden blieb, und auch die Behindertenbetreuung sind ihm eine Herzensangelegenheit. Als Sprecher der Bochumer Krankenhausseelsorger war er ebenso engagiert wie in der Ökumene. „Die interkonfessionelle Zusammenarbeit ist hier seit 20 Jahren sehr intensiv”, sagt er mit einem Quantum Stolz. „In Bochum kann man die Ökumene sogar als herausragend bezeichnen.”
Ein halbes Jahr will sich Burgdörfer nun ausschließlich um sein Zuhause kümmern und mehr Ruhe, mehr Freizeit genießen. „Danach”, so glaubt er, „werde ich wohl wieder offen sein für eine ehrenamtliche Tätigkeit.” Dies werde aber sicher nicht im Augusta sein, denn „ich möchte meiner Nachfolgerin nicht in die Quere kommen.” Martina Haeseler aus Dortmund kann ungestört in die großen Fußstapfen von Burgdörfer treten, der sich aber weiterhin mit Notfallseelsorge und Supervision (Beratung für Berater) beschäftigen möchte.
Zum Abschied gab es viele, aber der scheidende Pfarrer verblüffte alle mit einem Gegengeschenk: einem Buch aus seiner Feder. „Ich wollte immer gern ein Buch schreiben”, sagt er. „Und diesen Traum habe ich mir jetzt erfüllt.” „Willst du gesund werden?” heißt das Werk, in dem Burgdörfer „heilsame biblische Geschichten für zweifelnde Menschen” nacherzählt - und schließlich auch noch jede Menge Widmungen zu schreiben hatte. Zum Beispiel für Ute Behn, hier im Bild. Burgdörfer hatte die Tochter von Christel Bollmann, der ehemaligen Leiterin der evangelischen Krankenhaushilfe am Augusta, vor sechs Jahren in der Kapelle von Schloss Strünkede getraut.