Bochum.. „Wenn Mutter ins Heim muss...“: So heißt ein Ratgeber für Angehörige, den der Bochumer Altenpfleger Björn Preuß jetzt veröffentlicht hat.
Rund 3650 Altenheimplätze gibt es in Bochum. Das bedeutet: 3650 Zweifel, Gewissenskonflikte, Abwägungen und Diskussionen in der Familie, schwerwiegende Entscheidungen. Vor allem: endlos viele Fragen. Antworten liefert Björn Preuß. Der Altenpfleger hat ein Buch geschrieben. Er will helfen, sagt er. Denn als Praktiker weiß er, was zu tun ist, „Wenn Mutter ins Heim muss“.
Pflege-Ratgeber füllen in Buchhandlungen komplette Regale. „Trotzdem sind die Unsicherheit und Unwissenheit bei Angehörigen riesengroß“, beobachtet Björn Preuß. Und das seit über 20 Jahren. Nach dem Zivildienst absolvierte der Höntroper damals eine Ausbildung zum Altenpfleger bei der Familien- und Krankenpflege. Nach Stationen in mehreren Heimen arbeitet er heute in einem Seniorenzentrum in Essen-Kettwig mit über 160 Bewohnern: seit 2014 als Praxisanleiter für die Pflegeschüler.
Eine Bekannte, die bei einem Verlag arbeitet, entdeckte die Fähigkeiten des Pflege-Profis als Autor. Der entdeckte den Spaß am Schreiben. Preuß’ erstes Buch „Lebens- und Wohnraumgestaltung in Pflegeeinrichtungen“ richtete sich vornehmlich an die Fachwelt. Mit seinem zweiten, jetzt erschienenen Werk zielt er auf eine breite, stetig wachsende Leserschaft.
Checklisten und Rechenbeispiele
„Wenn Mutter ins Heim muss“: Dieser prägnante Titel soll die Familien ansprechen, die sich mit der belastenden Frage konfrontiert sehen, ob und wann es an der Zeit ist, Vater oder Mutter in die Obhut eines Pflegeheims zu geben. „Die meisten Ratgeber behandeln einzelne Sachverhalte. Ich habe versucht, einen Rundum-Überblick zu verfassen: angefangen von den ersten Anzeichen einer Demenz über die Suche nach einem geeigneten Heim bis zum Umzug, zum Alltag in der Einrichtung und zur Vorsorgevollmacht und Fixierung“, schildert Björn Preuß.
Der Versuch ist gelungen. Zwar wartet der Band mit keinen neuen Erkenntnissen auf. Die Hilfen, Tipps und (rechtlichen) Erklärungen bieten Angehörigen indes einen Leitfaden, der sämtliche Themen rund um den Wechsel ins und das Leben im Pflegeheim umfasst: verständlich und alltagsnah geschrieben, übersichtlich aufbereitet, versehen mit Checklisten und Beispielrechnungen sowohl für die stationäre Pflege als auch für die Kurzzeitpflege, die Preuß in seinem Ratgeber als Alternative zum Heim ausdrücklich würdigt.
Die vielleicht wichtigste Botschaft des Altenpflegers betrifft die Frage: Woran erkenne ich ein gutes Seniorenheim? Ganz sicher nicht an den Noten der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MdK), die allzu oft allzu gut ausfallen, so der Experte. Er empfiehlt: „Sehen Sie sich mindestens zwei bis drei Heime persönlich an. Wie wirkt das Haus auf Sie? Finden Sie sich zurecht? Ist Ihnen das Personal sympathisch? Wie sehen die Wohnräume aus? Wie ist die Helligkeit? Wo wird gegessen? Verlassen Sie sich auf Ihr Bauchgefühl!“
„Wenn Mutter ins Heim muss...“ von Björn Preuß; Verlag an der Ruhr; 112. S., 14,99 Euro
Fünf Tipps: „Was Sie in jedem Fall beachten sollten“
In seinem Ratgeber hat Björn Preuß auf über 100 Seiten aufgelistet, welche Fragen auf Familien zukommen, „Wenn Mutter ins Heim muss“. Die fünf aus seiner Sicht wichtigsten Hinweise für Angehörige hat der 43-jährige Autor exklusiv für die WAZ-Leserinnen und -Leser aufgeschrieben: „Was Sie in jedem Fall beachten sollten.“
1. Sorgen Sie vorab für eine Vorsorgevollmacht Ihres Angehörigen oder eine Betreuung! Sie können sonst beispielsweise weder den Heimvertrag für Ihren Angehörigen unterzeichnen noch die vorhandene Mietwohnung kündigen.
2. Gibt es mehrere Kinder, dann einigen Sie sich darauf, wer der Ansprechpartner sein soll (in der Regel der Bevollmächtigte). Dies ist für einen reibungslosen Ablauf in der Einrichtung sehr wichtig!
3. Denken Sie an eventuell auftretende Wartezeiten für einen Heimplatz. Es ist nicht immer möglich, sofort einen Platz zu bekommen.
4. Ebenso werden Sie Unterlagen einreichen müssen. Dies wird einige Tage Zeit in Anspruch nehmen!
5. Denken Sie über eine Patientenverfügung nach. In einer Pflegeeinrichtung begeht Ihr Angehöriger den letzten Lebensweg. Ein schweres Thema, aber wichtig. Beleuchten Sie das vorab in Ihrer Familie.