Bochum. Vonovia fordert höhere Betriebskosten für neuen Hausmeister-Service und Wartung von Wasserfiltern. Dagegen rührt sich Widerstand in Bochum.
„Will die Vonovia auf dem Rücken der Mieter die Übernahme der ,Deutsche Wohnen’ finanzieren?“, argwöhnt Karl-Heinz Kaspar. Für „fragwürdig“ hält der Oberdahlhausener zusätzliche Zahlungen für Hausmeisterdienste und die Wartung von Wasserfiltern.
Seit 48 Jahren lebt Karl-Heinz Kaspar mit seiner Frau Monika am Höhenweg 99. Seit Jahresbeginn werden ihnen „und etlichen weiteren Mietern hier in der Siedlung“ höhere Betriebskosten in Rechnung gestellt. Der Wohnungs-Multi Vonovia mit Sitz in Bochum (früher Deutsche Annington) verlangt von den Mietern zwei Zuschläge:
– Zur „Verbesserung der Wohnqualität“ sei in der Siedlung ein Hausmeisterdienst eingerichtet worden. Die Mitarbeiter sollen u.a. die Gemeinschaftsräume, Müllstandplätze, Beleuchtung, Aufzugs- und Heizungsanlagen kontrollieren. Jährliche Gesamtkosten für das Haus: 1366,85 Euro. Jährliche Umlage für die Kaspars: 113,90 Euro.
– Auf 200 Euro veranschlagt Vonovia die zweimal jährliche Wartung des Wasserfilters. Dazu sei man per Gesetz verpflichtet, heißt es im Brief an die Mieter, auf die die Kosten gleichfalls umgelegt werden.
Kein Bedarf für „Aufpasser“
„Nach meinen Recherchen gibt es für die Filterwartung keineswegs eine gesetzliche Verpflichtung“, entgegnet Karl-Heinz Kaspar. Als „überflüssig“ empfindet der 78-Jährige die Hausmeisterdienste: „Wir älteren Mieter haben uns in all den Jahrzehnten selbst um die Dinge gekümmert, die uns jetzt als neuer Service verkauft werden. Wir haben keinen Bedarf für einen teuren Hausmeister oder Aufpasser!“
Die Kaspars haben Widerspruch eingelegt. Vonovia (7500 Wohnungen in Bochum) bekräftigt derweil beide Zuschläge. „Bei den Filtern gab es in der Vergangenheit Sicht- und Funktionskontrollen durch die Objektbetreuer. Bei Bedarf wurden Fachfirmen zugezogen; die Kosten haben wir aus Kulanzgründen selbst getragen“, so Sprecherin Bettina Benner. Ab 2016 erfolge eine zweimal jährliche Wartung direkt durch einen Fachbetrieb. „Diese Untersuchungen sind vorgeschrieben und werden über die Betriebskosten abgerechnet.“
Der Hausmeister-Service werde bereits in den meisten Vonovia-Siedlungen vorgehalten, schildert Bettina Benner auf Anfrage. „Wir haben jetzt ein paar restliche Siedlungen angeschlossen.“ Die „Objektbetreuer“ sollen „Defekte und Missstände schneller beseitigen helfen, was sich letztendlich positiv auf die Kundenzufriedenheit auswirkt. Alle profitieren davon“.
WAZ-Leser Kaspar bleibt bei seiner Ablehnung. Er verweist auf seinen Mietvertrag: „Von einem Hausmeister steht dort nichts.“ Der Mieterverein pflichtet ihm bei: „Dann muss man auch nichts zahlen.“
Mieterverein: Vertrag ist entscheidend
„Nur wenn ein Hausmeister-Service im Mietvertrag erwähnt ist, muss man dafür zahlen“, erklärt der Sprecher des Mietervereins, Aichard Hoffmann. WAZ-Leser Kaspar könne somit die erhöhten Betriebskosten ablehnen.
Ob der Zuschlag für die Wartung der Wasserfilter rechtens ist, sei zwischen dem Mieterverein und Vonovia „noch strittig“, so Hoffmann. Zahlreiche Mieter seien aktuell von der Betriebskostenerhöhung betroffen.