Bochum. Kunstraum Unten in Bochum zeigt Ausstellung „Ein lebender Mythos“ des aus Ibbenbüren stammenden jungen Künstlers.
Joschua Knüppe ist erst 23, aber er kann mit großer Ernsthaftigkeit und Akribie seine künstlerischen Arbeiten erläutern; fast wie ein Wissenschaftler führt er den interessierten Besucher in seine Zeichnungen und Skizzen von scheinbar prähistorischem Wasser- und Landgetier im Kunstraum Unten ein. Und doch blitzt immer auch der Schalk in den Augen und Worten des jungen Künstlers auf. Denn alle seine wunderbaren Würmchen, Warane, Wal-Artigen und Wasserschlangen – sie gibt es gar nicht. Das heißt, gibt es doch: in Joschua Knüppes Fantasie, der sie entsprungen sind.
„Spaß am Ernst“ heißt denn auch die kreative Methode, mit der Knüppe arbeitet. Gezeigt werden Zeichnungen, Aquarelle und Skulpturen des Absolventen der Kunstakademie Münster, der für seine Ausstellung „Ein lebender Mythos“ im Kunstraum Unten das „Institut für vermeintlich fiktive Biologie“ und die Arbeit deutscher Forscher bemüht hat. Klingt sehr seriös, aber Achtung: beides ist auch wieder nur künstlerisches Fake!
"Was wäre wenn..."
Beinahe spielerisch entstehen so im Spannungsfeld zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit und kindlicher Naivität fiktive Lebensformen, Orte und Biosphären, die in ihrer „Faktengewissheit“ den Ansprüchen der Biomechanik, Physik und Evolutionstheorie genügen. „Ich bin einerseits an Fantasywelten interessiert, andererseits war Biologie immer mein Lieblingsfach“, sagt der Ibbenbürener.
Also zeichnet er – verspielt, detailliert und mit Gespür für das exotische evolutionäre Detail – Kreaturen, die es nicht gibt, und die es doch hätte geben können, wenn die Entwicklungsgeschichte zu einem bestimmten Zeitpunkt der Weltentstehung um eine andere Ecke gebogen wäre.Zentraler Gedanke oder erste Ursache bei Knüppes Arbeiten ist dabei immer die zutiefst menschliche, archetypische Frage: „Was wäre wenn...“.
Schmale Linie
Wer sich auf die filigranen Tierzeichnungen, die pseudo-organischen „Fundstücke“, aber auch auf ebenso detailgenau gestalteten verblichenen paläontologische „Knochenreste“ aus Joschua Knüppes Privat-Mythologie einlässt, stößt rasch an die Grenzlinie zwischen Mythos und Biologie vor. Der amüsiert-irritierte Betrachter mag dann darüber nachdenken, wie schmal diese Linie tatsächlich ist.