Bochum.
Nach dem tödlichen Wohnungsbrand am Sonntagabend in Langendreer herrscht Entsetzen in der Nachbarschaft. Schon zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen hatte es in der Alten Bahnhofstraße gebrannt - jeweils mit schweren Folgen.
„Es ist furchtbar!“, sagt eine Nachbarin der Brandwohnung am Morgen danach. Über ihrem kleinen Geschäft an der Alten Bahnhofstraße 178 war am Sonntagabend gegen 21 Uhr eine 85-jährige Frau umgekommen. „Ich kann das noch gar nicht begreifen.“
Die Geschäftsfrau kannte das Opfer seit vielen Jahren. Es lebte allein dort im zweiten Stock; der Ehemann war schon länger tot. Die 85-Jährige war auch Kundin ihres Schreibwarenladens. Zuletzt aber habe sie ihre Wohnung offenbar kaum noch verlassen. Jetzt ist sie tot. Die genaue Todesursache - eventuell wurde sie durch die Rauchgase vergiftet - klärt ein Rechtsmediziner. Das Wohnzimmer war vollständig ausgebrannt. Rauchmelder waren nicht vorhanden.
Brandursache noch unklar
Vom Platz vor dem dreigeschossigen Altbau aus, an der Straße Hohe Eiche, sieht man den verrußten Fensterrahmen der Brandwohnung. Es ist kein Glas mehr darin, die Hitze hat es zerplatzen lassen. Als die Feuerwehr herbeigeeilt war, quoll dichter Rauch aus diesem Fenster. Zwei Nachbarn wollten die ältere Dame noch retten, aber sie haben es nicht mehr geschafft. Beim Rettungsversuch atmeten sie selbst den giftigen Rauch ein. Sie mussten ins Hospital. Dorthin kamen auch vier weitere Menschen: Drei Bewohner aus dem dritten Stock, die über eine Drehleiter gerettet wurden, und ein Feuerwehrmann (44). Insgesamt wurden sechs Menschen (31 bis 67) durch den Rauch verletzt. 30 Einsatzkräfte waren vor Ort. Die Brandursache ist weiter unklar. Die Kripo hat sie noch nicht ermittelt. Die Wohnungen darüber und darunter werden weiter bewohnbar bleiben.
Die Alte Bahnhofstraße ist in den vergangenen Wochen schon zum dritten Mal von einem verheerenden Feuer heimgesucht worden. Am 1. Oktober waren bei einem Dachstuhlbrand ganz in der Nähe vier Menschen leicht verletzt worden. Für drei Kanarienvögel und ein Kaninchen kam jedoch jede Hilfe zu spät. Sie konnten nur noch tot geborgen werden. Der Brandherd lag in einem Kinderzimmer. Die Kripo geht von einem technischen Defekt aus. Damals waren 57 Feuerwehrkräfte vor Ort.
Das Gebäude mit dem „Zwischenfall“ wirkt heute wie eine Ruine
Davor, am 18. August, war rund 200 Meter weiter nördlich das bekannte Lokal „Zwischenfall“ Opfer von Flammen geworden. In einer Wohnung darüber war das Feuer ausgebrochen. Bis heute wirkt der ganze Gebäudekomplex, das einmal ein Wohn- und ein Geschäftshaus war, wie eine Ruine. Allein die zwölf zerstörten Fenstern im zweiten Stock sind ein trauriges Bild. Ein Bauzaun sichert das Gebäude großräumig ab. Zur Brandursache heißt es: Technischer Defekt nicht ausgeschlossen. Bis heute ist auch hier die Brandursache ungeklärt.
Die Häufigkeit der Brände in dieser stark genutzten und verkehrsberuhigten Straße fällt schon auf. Allerdings kann dies purer Zufall sein. Für Feuerwehrsprecher Simon Heußen ist jedenfalls „kein Zusammenhang erkennbar“.