Bochum. Der doppelte Abiturjahrgang feierte gut organisiert an den Bochumer Gymnasien die umstrittene „Motto-Woche“. Kritik: „Schüler werden Geiseln der Vorgänge.“

Wer in dieser Woche die Königsallee befuhr, konnte seltsame Dinge sehen. Junge Menschen in obskurer Verkleidung betanzten den Bürgersteig. Musik dröhnte aus offenen Autotüren - gute Laune offensichtlich.

Die hier friedlich, zuweilen etwas angeheitert Feiernden hatten Grund zur Freude. Mindestens 12 Jahre Schule endeten dieser Tage für die Abiturienten, es folgen Osterferien und Abiturprüfungen. Heutzutage feiern die Gymnasiasten das mit einer „Motto-Woche“. Bei Lehrkräften ist die aber nicht unumstritten, andere Ruhrgebiets-Städte haben sie gar verboten.

Geschlechtertausch und die Helden der Kindheit

An der Schiller-Schule ging das so: Montag hieß es „Helden der Jugend“, am Dienstag „Ballermann vs. Après Ski“, am Mittwoch „Geschlechtertausch“, Donnerstag „Asi-Tag“ und Freitag „Abi-Shirt“. Die Folgen für die Lehrkräfte sind: fast restlos verkleidete Schulklassen, männliche Eleven im feinsten Tunten-Look, oder groteske modische Verfehlungen am Donnerstag. „Das war an manchen Tagen ja sehr charmant“, gibt auch Jahrgangsleiter und Oberstufenkoordinator Ulrich Wiegand zu. Gleichwohl sieht er den einwöchigen Feiermarathon sehr kritisch: „Die Schüler werden zu Geiseln der Vorgänge“, findet er. „Sie wollen immer noch eins draufsetzen; das eigentlich verdiente Feiern verflacht dadurch.“

„So voll war der Jahrgang noch nie“

Die Schüler haben sich indes akribisch auf die Woche vorbereitet. Es wurden Komitees gegründet, die sich um alle Aspekte der Zelebration kümmerten. So gehörte Esther Schütte zum Team, das sich das Abi-T-Shirt ausgedacht hat. Die Schiller-Schule feiert darauf das „Abi Vegas“ mit der Schul-Silhouette als Pendant zu einem Diner in der Wüste Nevadas und spielt mit dem Slogan „Wir verdoppeln den Einsatz“ auf den Doppelten Abiturjahrgang an. Das Graf-Engelbert-Gymnasium schlägt teilweise in dieselbe Kerbe, geht aber etwas derber ‘ran: „2,013 Promille - So voll war der Jahrgang noch nie“.

Kaffee mit dem LK-Lehrern

In der letzten Klassenzimmerwoche gehe es insgesamt entspannt zu, sagen die angehenden Abiturienten Maximilian Kothe-Marxmeier und Nina Breuker. „Da wird Kaffee getrunken, die Lehrer haben zumeist ihren Stoff schon in der Woche zuvor durch“.

Und so konnte die Stufe schon am Montag für Furore sorgen, als sie mit gut 20 Autos als Corso von Stiepel aus die Königsallee herunterfuhren. Doch womöglich fand 2013 die letzte Motto-Woche hier statt. „Das Konzept ist dringend reformbedürftig“, erklärte Ulrich Wienand. „Wir werden das aber gemeinsam mit den Schülern angehen“ kündigte der SoWi-Lehrer an - „Das ist der Stil unserer Schule“. Jetzt ist aber sowieso Schluss mit lustig. Dann es stehen ganz andere Motto-Wochen an: Büffeln für die Abiprüfungen.

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