Verrückter Abend in Rio - Bochumer Baus erspielt sich Silber
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Rio de Janeiro. Der Bochumer Valentin Baus hat bei den Paralympics Silber im Tischtennis gewonnen. Für die Leichtathleten gab es einen unverhofften Medaillenregen.
Freude über die Silbermedaille: Der Bochumer Tischtennnisspieler Valentin Baus hat das Finale bei den Paralympics zwar gegen Ningning Cao aus China verloren, die Silbermedaille ist für den 20-Jährigen aber ein Gewinn. "Ich wollte unbedingt gewinnen. Ich ärgere mich zwar ein bisschen, aber ich bin auch zufrieden mit Silber. Ich habe ein super Turnier gespielt", sagte der amtierende Weltmeister im Anschluss an das Endspiel.
In der Partie gegen Weltranglistenersten kämpfte sich der Bochumer, der die Glasknochenkrankheit hat, immer wieder aus fast aussichtslosen Rückständen zurück. Am Ende war der Chinese aber zu stark. Der überzeugende Auftritt hat bei Paralympics-Debütant Baus aber Lust auf mehr gemacht: "Ich greife in Tokio neu an", blickt er schon auf die kommenden Spiele in vier Jahren voraus.
Sprintstaffel wird von Gold überrascht
Über einen kuriosen Umweg gelangte die 4x100-Meter-Staffel mit Markus Rehm, David Behre, Johannes Floors und Felix Streng zu Gold. Das Quartett, das für Bayer Leverkusen startet, bejubelte auf seiner Ehrenrunde bereits den zweiten Platz, als das vor ihnen platzierte US-Team disqualifiziert wurde. Ein Wechselfehler wurde den Amerikanern zum Verhängnis. "Wir kamen gerade auf die Zielgerade zurück und sahen, wie auf der Tribüne alle ausflippten", sagte Rehm. "Wir haben uns gedacht: Ja, wir haben Silber geholt, das ist toll. Aber warum rastet ihr deshalb so aus? Dann habe ich auf die Anzeigetafel geguckt. Das ist krass!"
Platz 1 Deutschland, 40,82 Sekunden, Paralympischer Rekord und auch Europarekord. Das war auf der Anzeigetafel zu lesen. Der vermeintliche Weltrekord der Amerikaner (40,61) erlangte nie Gültigkeit. Dem US-Team war der gleiche Fehler unterlaufen wie schon bei den Paralympics 2012 in London: Der zweite Läufer berührte den dritten schon vor der Wechselzone.
"Das ist die Regel. Dazu gibt es eine Wechselzone", sagte Rehm. "Sie sind das bessere Rennen gelaufen. Sie hatten die bessere Zeit. Aber sie haben einen Fehler gemacht. Und wir sind das bessere Team!" Ob es sich anders anfühlt, einen Titel nachträglich zugesprochen zu bekommen, als ihn auch tatsächlich auf der Laufbahn zu gewinnen? "Nein", meinte Rehm. "Wir waren auch über Silber glücklich. Wir sind ein tolles Rennen gelaufen und haben unsere Bestzeit unterboten."
Behre macht sich vorzeitiges Geburtstagsgeschenk
Dieser verrückte Abend war damit aber noch nicht vorbei: Knapp zwei Stunden nach dem Sieg mit der Staffel liefen Behre, Streng und Floors auch noch das 200-Meter-Finale. Und Behre holte sich einen Tag vor seinem 30. Geburtstag in der Europarekordzeit von 21,41 Sekunden sogar Bronze. "Das ist megamäßig. Einmal Gold und einmal Bronze an nur einem Abend - ich kann sehr zufrieden sein", sagte er. Streng brach seinen Lauf von einer Erkältung geschwächt schon nach wenigen Metern wieder ab. Floors aber hielt bis zum Ziel durch und schrieb damit gleich die nächste Geschichte. Der 21-Jährige hatte sich nach dem Staffel-Erfolg das Knie verdreht - beim Jubeln. Er sprang einfach etwas zu ungestüm herum. Dass er trotzdem noch über 200 Meter antrat und sogar Vierter (21,81) wurde, erklärte er danach so: "Physiotherapie, ein Tapeverband und ganz viel Adrenalin!"Solche Geschichten zeigen: Es stimmt in dieser Staffel. Das ist eine eingespielte und vor allem eingeschworene Truppe. "Wir haben intern einfach nur Spaß und richtig Bock auf die Sache", bestätigte Rehm.
Rehm der neue Pistorius?
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Irmgard Bensusan könnte eines dieser prägenden Gesichter werden. Bensusan, die ebenfalls für Bayer Leverkusen startet, hat sich mit dem schnellsten Lauf ihrer Karriere die Silbermedaille über 400 Meter gesichert. In 59,62 musste die gebürtige Südafrikanerin nur der Französin Marie-Amelie le Fur den Vortritt lassen. In Rio tritt Bensusan, deren rechter Unterschenkel gelähmt ist, auch über die 100 und 200 Meter an. (dpa / we)
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