Bochum. Sie sind nicht die Größten. Sie sind nicht die Lautesten. Aber: Sie zählen zu den Ältesten. Die Zunft der kleinen Meister ist mit 104 Lenzen ein Dinosaurier im jecken Bochum. Ausgestorben ist sie noch lange nicht
Am Rosenmontag ist sie geboren. Bei Mutter Wittig wurde die Zunft im März 1908 aus der Taufe gehoben. Mit Hermann Hutmacher wurde ausgerechnet ein Bestatter zum ersten Präsidenten berufen. Die Stimmung unter den Handwerksmeistern und -gesellen wird gleichwohl als fröhlich, ja bierselig beschrieben. Kein Wunder, dass der erste Zunft-Beschluss besagte, fortan an jedem Rosenmontag eine karnevalistische Sitzung abzuhalten. „Diese Tradition wurde Jahr für Jahr beibehalten. Wir dürfen daher mit Stolz sagen, dass wir die wohl älteste Karnevalsvereinigung in Bochum sind“, betont Schriftführer Werner Meese.
Gefeiert wurde u.a. bei Etta Zielinski, im Fiege-Sudhaus und Bo-Gärtchen. Im Festsaal des Marien-Stifts an der Humboldtstraße setzten sich die Zunftbrüder fest. Zwar sind aktuell nur neun Mitglieder aktiv: längst nicht mehr nur Handwerker. „Ich krieg’ einen Nagel in die Wand. Dann hört’s aber auf“, schmunzelt Andreas Sander, seit 2005 bei der Zunft. Die Mitglieder, die sich auch außerhalb des Karnevals mehrmals im Jahr treffen, lassen es am Rosenmontag aber in bester Handwerkermanier ordentlich krachen. Offiziell ist es ihre Generalversammlung. Doch die besteht ausschließlich aus dem, was bei förmlichen Zusammenkünften gern als „gemütlicher Teil“ deklariert wird.
Die Löcher fliegen aus dem Käse
Die Meister-Party im Humboldteck zählt für viele Bochumer zu den besten und launigsten Festen am höchsten närrischen Feiertag. Unter der Regie des Präsidenten Michael Theis werden am Rosenmontag, 20. Februar, erneut über 300 Besucher erwartet. Mangels eigener Bühnen-Darbietungen („Uns will keiner tanzen sehen“) haben die Meister das Programm wieder komplett mit Gästen bestückt. Der prominenteste heißt Werner Böhm (70) und führt als schwarzweiß karierter Gottlieb Wendehals nebst Gummihuhn seit den 80er Jahren die „Polonäse Blankenese“ an. Im Humboldteck fliegen um 15.30 Uhr die Löcher aus dem Käse. Zuvor gibt’s Spaß und Musik u.a. mit den „Fetenkrachern“, Countrygirl Kitty Kayrousso, dem Wendler-Double Holger Kraus und dem „Kurzen und Langen“. Einmal mehr wandelt der Klub auf den Spuren des Karnevals in Rio: Brasilianische Tänzerinnen entfachen die „Fiesta Brasil“. Mit dabei sind zudem die Ruhrlandbühne und das Dreigestirn, das zwischen Rathaussturm und Lindener Umzug bei den Meistern einkehrt.
„Da bleibt kein Jeck zu Hause, wir machen heut ‘ne Sause!“, lautet das Motto der Rosenmontags-Party. Das Marien-Stift verkauft Speis und Trank. Dafür dürfen die Meister den Saal kostenlos nutzen. Los geht’s um 11.11 Uhr. Der Eintritt kostet 15 Euro. Die WAZ vergibt zweimal zwei Freikarten. Die ersten beiden Leser, die am kommenden Montag, 6. Februar, um 11.11 Uhr unter 0234/966 14 44 anrufen, haben gewonnen.