Bochum. Das Justizzentrum am Ostring wird nicht wie geplant Ende 2015 fertig. Klagen mehrerer Firmen haben für Verzögerungen beim Bau gesorgt. Nun soll das neue Heim von Amts-, Land- und Arbeitsgericht sowie der Staatsanwaltschaft Mitte 2016 fertig sein – weitere Verzögerung nicht vollends ausgeschlossen.
Die Vorfreude auf das neue Justizzentrum am Ostring ist Dieter Coburger deutlich anzumerken. „Wenn die Leute hier bald reinkommen – das wird schon scharf aussehen.“ Der Vize-Präsident des Landgerichts steht auf der Freitreppe im zukünftigen Hauptgebäude und blickt zum Himmel. Den wird man in rund zweieinhalb Jahren an dieser Stelle noch immer sehen können – dann allerdings durch die verglaste Decke des vierstöckigen Atriums, dem künftigen Eingangsbereich.
Die Sicherheitsschleuse im Hauptgebäude wird der einzige Zugang zum ganzen Justizzentrum sein. „Jeder Besucher wird hier durchleuchtet“, verspricht Coburger ein hohes Maß an Sicherheit. Im Keller werden Strafgefangene in Vorführzellen untergebracht sein, in denen sie am Prozesstag auf den Beginn ihrer Verhandlung warten.
Weitere Verzögerung möglich
Noch dominieren auf der ganzen Baustelle Gerüste, herumliegende Rohre und Eisenstangen sowie jede Menge Schutt das Bild, rund 70 Arbeiter hantieren lautstark mit Kreissägen, Bohrern und Hämmern. Das neue Justizzentrum ist noch im Rohbau. Läuft nun alles glatt, werden hier ab Mitte 2016 Land-, Amts- und Arbeitsgericht, sowie die Staatsanwaltschaft und der Ambulante Soziale Dienst (früher Bewährungshilfe) ihre Arbeit aufnehmen.
Eigentlich sollte der Bau Ende 2015 fertig sein. In den letzten Wochen zeichnete sich jedoch ab, dass diese Frist nicht eingehalten werden kann. „Bauleistungen werden europaweit ausgeschrieben, die Zahl der Bieter ist groß, dementsprechend groß ist auch das Risiko potenzieller Klagen gegen die Auftragsvergabe“, erklärt Projektleiter Benno Tillmann vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW. Zuletzt reichte eine Fensterfirma vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf Klage ein. „Im schlimmsten Fall könnte sich die Fertigstellung bis Herbst 2016 hinziehen“, prognostiziert Tillmann.
Fortschritte deutlich sichtbar
Bislang hat kein Gebäude seine endgültige Höhe zwischen vier und sechs Geschossen. Vom zukünftigen Arbeitsgericht, das hinter der Fassade des alten Gymnasiums entsteht, ist noch nichts zu sehen. Dennoch sind die Fortschritte am Ostring deutlich erkennbar. „Wir brauchen rund zweieinhalb Wochen, um ein neues Stockwerk drauf zu setzen“, berichtet Bauleiter Martin Kraushaar. Ende des Jahres, schätzt er, könne man mit den Elektro- und Sanitärinstallationen beginnen.
100 Millionen Euro investiert der (BLB) in das Großprojekt am Ostring. Alles soll heller und moderner werden als im alten Zweckbau an der Viktoriastraße. „Wir werden in den Büros deckenhohe Fenster mit Blick auf den begrünten Innenhof haben und die Sitzungssäle werden mit moderner Technik ausgestattet sein“, sagt Coburger.
Größter Sitzungssaal wird 200 Quadratmeter groß
Auch die Barrierefreiheit ist ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts. „Ein Bodenleitsystem, farbliche Beschilderung und Fahrstühle werden Geh-, Hör- und Sehbehinderten den Aufenthalt erleichtern“, verspricht er. Umständliche Wege zwischen den Behörden wie an der Viktoriastraße sollen dann der Vergangenheit angehören. „Der neue Bau ist aus einem Guss“, sagt auch Landgerichtspräsident Hartwig Kemner.
Die 700 Mitarbeiter, die hier tätig sein werden, freuen sich auf ihre neue Arbeitsstätte, berichtet Kemner. Die liege zwar nicht so zentral wie die alte, werde dafür aber moderner, schöner und sicherer.