Bochum. Zehntausende trotzen Hitze. Ersatz wird Höhepunkt: Weil Twin Atlantic absagten, wurde kurzerhand Luxuslärm verpflichtet. Stromausfall am Abend.

Unverhofft kommt oft: Wegen eines Streiks am Eurotunnel musste der Auftritt der schottischen Band Twin Atlantic am Donnerstagabend bei Bochum Total abgesagt werden. Der Ersatz hatte es in sich: Luxuslärm bescherte dem Festival den ersten Höhepunkt.

Die Hitze war mitunter unerträglich, als sich am Nachmittag die Innenstadt füllte: gaaanz langsam, ganz so, wie es sich bei derart tropischen Temperaturen gemahnt. BO-Total-Chef Marcus Gloria und sein Team behielten kühlen Kopf. Nicht nur bei den Sicherheitskonferenzen (Gloria: „Hier jagt eine die andere“), sondern insbesondere nach dem Anruf am Vorabend aus England.

Twin Atlantic, als eine der großen Nummern von BO Total gehandelt, saßen an der Küste fest. Französische Seeleute haben bei einer Protestaktion den Verkehr durch den Eurotunnel blockiert.

Chaos in der Ferne. Dabei liegt das Gute so nah. Genauer: in Iserlohn, Heimat von Luxuslärm. Kurzfristig wurde das Gastspiel von Sängerin Jini und ihren Jungs klargemacht.

Pünktlich um 20.45 Uhr stand eine der angesagtesten und besten Deutschrockbands („1000 Kilometer bis zum Meer“) zum zweiten Mal nach 2010 auf der 1Live-Bühne – zum Erstaunen, vielfach auch zur Freude der vielen tausend Besucher, die von der Twin Atlantic-Absage mitunter noch gar nichts mitbekommen hatten. Marcus Gloria erinnert an 2008, als Silbermond ebenso hopplahopp einsprang. „Das war legendär. Und so wird Bochum Total 2015 auch!“

Offizielle Besucherzahlen gab es noch nicht

Es blieb nicht der einzige Aufreger zum Auftakt. Ab 19.30 Uhr fiel in Teilen der Innenstadt der Strom aus – wohl wegen eines defekten Kabels. Betroffen war neben etlichen Lokalen und Verkaufsständen die Wortschatzbühne. Erst um 21 Uhr war der„Saft“ wieder da.

Offizielle Besucherzahlen gab es am Donnerstag noch nicht. Stammgäste urteilten jedoch, dass wegen des extremen Wetters weniger Fans als in den Vorjahren in die City strömten. So wie Raoul, der aus Luxemburg anreiste. „Ich bin zum vierten Mal hier. So viel Stimmung und Musik ohne Eintritt gibt’s sonst nirgends“, schwärmt der 24-Jährige.

Die Hitze bleibt dem Festival erhalten. Bis zu 40 Grad sind angesagt. Wie berichtet, hat der Rettungsdienst die Zahl der Mitarbeiter und Fahrzeuge vorsichtshalber aufgestockt. Den Besuchern wird dringend geraten, auf Alkohol zu verzichten. Besser als ein Schluck aus der Pulle ist ein Sprung in den Pool. Die IG Metall hat auf der Viktoriastraße ein Schwimmbecken aufgestellt. Der kühlste Platz auch an den nächsten drei Tagen.