Bochum. Die Kunst-Aktion „Speckschweizkomplex“ in Bochum wurde wegen Corona kurzfristig abgesagt. Die Sicherheit der Besucher und Künstler geht vor.
Einst war es der „Rundlauf“, nun ist es der „Speckschweizkomplex“: Unter diesen Gütesiegeln stell(t)en sich die Kreativen im Viertel Hamme-Speckschweiz in regelmäßigen Abständen der Öffentlichkeit vor. Am Wochenende, 25. Oktober, sollte es wieder soweit sein. Doch daraus wird nicht. Der Kultur-Sonntag in Bochum wurde abgesagt. Die WAZ sprach mit Mit-Organisator Giampiero Piria.
Kurzfristig wurde der „Speckschweizkomplex“ abgeblasen, warum?
Wegen Corona, leider. Hintergrund ist der gestiegene Inzidenzwert in Bochum, die Künstlerinnen und Künstler in der Speckschweiz behalten die Entwicklung natürlich ebenso im Blick wie alle Bochumer. Einige haben Sicherheitsbedenken; ich auch. Wir sind übereingekommen, den ,Speckschweizkomplex‘ in diesem Jahr nicht stattfinden zu lassen. Die Corona-Unsicherheit ist übrigens nicht nur hier vor Ort spürbar. Ich bin auch im Kulturhaus Thealozzi als Regisseur und Schauspieler tätig, dort habe ich die Proben für den Kindertheater-Ferienworkshop abgesagt. Die Sicherheit geht vor. Die zahlreichen Neuinfektionen der letzten Tage waren ja deutlich. Glücklich ist natürlich keiner von uns mit der Situation.
In der Speckschweiz sind viele freischaffende Künstler/innen ansässig, Sie selbst führen das Theater der Gezeiten, ein kleiner Betrieb ohne üppige finanzielle Auspolsterung. Wie kommen Sie mit der Situation klar?
Die Lage ist nicht erfreulich, nicht nur bei uns. Die Kulturszene ist von den Pandemie-Auswirkungen besonders heftig betroffen, aber das wird von außen kaum wahrgenommen. Der Bochumer Kulturstammtisch, der sich regelmäßig trifft, verliert das Thema nicht aus den Augen. Aber was soll man machen, so lange die Situation so ist, wie sie ist?
Auch das Publikum vermisst die regelmäßigen Kultur-Events…
Schon, und ich merke gerade bei den wenigen Vorstellungen, die ich in den letzten Wochen spielen konnte, wie groß der Hunger nach Live-Darbietungen ist. Theater, Lesungen, Musikperformances… Für mich ist das eine wichtige Anregung, um weiterzumachen, etwa mit meinem Daniil-Charms-Projekt, bei dem Texte des russischen Schriftstellers und Dadaisten die Bühne kommen. Andererseits merkt man aber auch, dass eine große Unsicherheit im Publikum herrscht.
Viele fragen sich, ob sie noch zu Kulturveranstaltungen gehen sollen oder können – angesichts der Ansteckungsgefahr, darf man das nicht unterschätzen. Es gibt die Zwiegespaltenheit, die Menschen vermissen die Kultur, und wir sehen glückliche Gesichter, wenn wir spielen. Andererseits kommen kaum noch Leute.
Zurück zum „Speckschweizkomplex“. Was war für das Wochenende vorbereitet?
Wie gesagt, aufgrund der momentanen Pandemiesituation entfällt die Veranstaltung am 25. Oktober komplett bzw. wird auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. An insgesamt sieben Standorten haben die interessierten Besucher dann die Gelegenheit ihrer Neugier freien Lauf zu lassen und sich Einblicke in die vielfältigen Arbeiten zu verschaffen, die die Galerie Provinz, der Projektraum Peter Gros/Sabine Wassermann sowie die Künstler/innen Karin Pietzka, Krzysztof Gruse, Gabi Moll und Barbara Tewes/Dirk Wenke in ihren Ateliers präsentieren. Des Weiteren wird im Schaufenster des Schubladenmuseums „Tiny Rooms“ an der Schmechtingstraße eine Ausstellung von Zeichnungen des Bochumer Musikers Volker Wendland zu bewundern sein.
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