Bochum.. Solarmobil soll von innen und außen ein Hingucker sein und zudem zuverlässig. Es nimmt an einem Rennen in Australien teil.
Der Fahrer ist nicht zu sehen. Scheinbar führerlos rauscht da ein futuristisches Auto durch eine Wüstenlandschaft. Es ist ein Bild, bei dem man glaubt, die Wärme der Sonne mit Händen fassen zu können. Sie spielt eine wichtige Rolle. Es ist ein Solarauto, ein Auto, das mit der Kraft der Sonne fahren soll. Es ist der sechste Sonnenwagen, der aktuell an der Hochschule Bochum entsteht.
In sechs Monaten startet die „World Solar Challenge“ in Australien, die Weltmeisterschaft der Solarmobile. Mit an den Start gehen wird der ThyssenKrupp SunRiser“. Die Firma baut, finanziert mit. „Wir haben es als reinrassiges Sportcoupe mit zwei Sitzen entwickelt“, sagt Stefan Spychalski von der Hochschule.
Wagen soll emotional begeistern
„Der Energie-effiziente PKW soll beweisen, dass Elektromobilität nicht nur vernünftig und nachhaltig ist, sondern durchaus auch emotional begeistern kann.“ Deshalb ist auch dieses Bild entstanden. Ein Fotograf war auf Lanzarote, hat die Landschaft fotografiert. Am Computer entstand dann das Bild des Autos in der Wüstenlandschaft. Längst müssen die Solarautos mehr als nur möglichst weit mit der Kraft der Sonne fahren.
So greift das Studenten-Bauteam verstärkt auf Leichtbau-Stähle zurück, z. B. beim Überrollbügel. Die Technologiekompetenz von ThyssenKrupp fließt auch bei anderen Bauteilen des Sonnenfahrzeugs ein. Mit Daniel Lohmeyer (25) aus Bochum unterstützt ein Werkstudent von ThyssenKrupp das Team. Er baut am Dach mit. „Das ist nicht so trivial“, sagt Spychalski. „Dort befinden sich die Solarzellen. Damit man sie zur Sonne ausrichten kann, muss die Fläche auf der sie verbaut sind, zumindest etwas beweglich sein. Deshalb hat das Dach einen Klappmechanismus.“ Das unterscheidet ihn von seinen Vorgängermodellen.
Eine Synthese aller bisher gebauten Modelle
Gleichwohl soll der sechste Sonnenwagen der Marke Hochschule eine Synthese aller bisher gebauten Modelle sein. „Die Eleganz des im Jahr 2007 vorgestellten Solarworld No.1 findet sich in der geschwungenen Linienführung der Karosserie wieder, die Effizienz und Alltagstauglichkeit hat der ThyssenKrupp SunRiser von seinen Vorgängern geerbt“, sagt Spychalski. „Bisher aber waren für den Innenraum nur schicke Sitze und ein Lenkrad mit sportlichem Outfit ein Muss. Jetzt wird dort Echtholzfurnier neben der Carbonoptik für ein edles Ambiente sorgen. Es gibt eine Sitzheizung, das zentrale Anzeigeinstrument wird individuell aus Acrylglas mit Lasertechnik gefertigt. Neben der Geschwindigkeit und dem Füllstand der Akkus findet sich eine Anzeige für den Energieverbrauch oder -gewinn, je nach Sonnenstand und Fahrdynamik.“ Alle Feature die das neue Auto später bieten wird, will Spychalski noch nicht nennen. „Wir nehmen schließlich an einem Wettbewerb teil.“
Trotz aller Hingucker und Möglichkeiten, zähle zuerst die Funktion aller Komponenten. „Die Fertigung der äußeren Hülle geht nun in die Endphase, Fahrwerkskomponenten werden produziert. Alle Module der Elektrotechnik sind in einem Probeaufbau verschaltet, an dem alle Funktionen getestet werden können.“ So schick und schnittig das Solarauto auch aussieht: Zuverlässigkeit zählt zu den wichtigsten Entwicklungszielen. Spychalski: „Nur wer ohne größere Pannen die 3000 Kilometer von Darwin nach Adelaide überwindet, hat eine Chance, ganz vorne mitzufahren.“
Ein Meilenstein in der Solar-Car-Geschichte
In einigen Wochen soll das fertige Solarcar der Öffentlichkeit präsentiert werden. Erfahrungsgemäß schließt das die eine oder andere Nachtschicht mit ein. Max Ehl, studentischer Teamchef: „Wir werden mit dem SunRiser einen neuen Meilenstein in der Bochum SolarCar-Geschichte auf die Straße bringen.“ Wie die letzten beiden Fahrzeuge aus der Sonnenwagenmanufaktur soll auch er wieder eine Straßenzulassung mit schwarzer Nummer bekommen.
Die Hochschule konstruiert und baut als einzige Hochschule in Deutschland seit 15 Jahren von Solarenergie angetriebenen Elektrofahrzeuge. Einer der Sonnenwagen hat 2012 die Welt nur mit Sonnenenergie umrundet und hält den Guinness-Rekord für die längste solarautark gefahrene Strecke mit 29753 Kilometern. Die Weltmeisterschaft der Solarcars findet alle zwei Jahre in Australien statt und führt als Wettbewerb auf öffentlichen Straßen von Norden nach Süden durch den Kontinent.
Der „ThyssenKrupp SunRiser“ wird in der nach einem Bochumer Fahrzeug benannten Cruiser-Klasse starten, in der Alltagstauglichkeit, eine Straßenzulassung im Ursprungsland und mindestens zwei Sitzplätze vom Reglement verlangt werden. Neben der Energie, die auch während der Fahrt aus den auf der Oberfläche montierten Solarzellen gewonnen wird, darf in dieser Klasse das maximal 60 Kilogramm schwere Batteriepaket einmal im Wettbewerb nach 1500 Kilometern aus dem Netz wieder aufgeladen werden. Der Wettbewerb startet am 18. Oktober, sechs Tage später werden die Teilnehmer im Ziel in Adelaide erwartet.