Bochum. Schauspieler Otto Sander wird am kommenden Montag im Schauspielhaus Bochum mit dem neu gestifteten Bernhard-Minetti-Preis ausgezeichnet.
Laudator und Geehrter machen auf der Bühne eine gute Figur: Als vor einiger Zeit im Schauspielhaus eine Vorstellung ausfallen musste und der Abend nicht völlig gekippt werden sollte, sprangen Otto Sander und Burghart Klaußner ein. Aus dem Stand erlebte das Publikum, das eigentlich gekommen war, ein sorgsam inszeniertes Bühnenstück zu erleben, einen improvisierten Rezitationsabend von zwei in der Wolle gefärbten Bühnenmimen - ein Vergnügen für alle Seiten.
Die Episode ist kennzeichnend für Otto Sander, der am kommenden Montag im Schauspielhaus mit dem neu gestifteten Bernhard-Minetti-Preis ausgezeichnet wird. Die Ehrung, die der Kemnader Kreis ausgelobt hat, ist mit 3000 Euro dotiert. Kein anderer als der damalige kongeniale Improvisations-Partner Burghart Klaußner wird die Laudatio auf Otto Sander halten. „Das wird sicherlich eine launige Sache”, vermutet Hajo Salmen vom Theater-Freundeskreis.
Kollegialität und Freundlichkeit sind Otto Sanders Vorzüge. Das verdeutlicht eine andere Schnurre, die Hajo Salmen während der Pressekonferenz zum Besten gab: Bernhard Minetti sei als eigensinniger, autoritärer Charakter gefürchtet gewesen. Und als Minetti im Berliner Schiller-Theater spielte, wollte keiner die Garderobe mit ihm teilen. „Otto Sander allerdings hat sich dazu bereit erklärt und hinterher gesagt, dass er keine Probleme mit Minetti gehabt habe.”
Es ist diese nach außen hin lässige Art, die Otto Sander sympathisch macht, unterstützt durch die ungemein warme, sonore Stimme. Doch Otto Sander ist, was die Bühnenpräsenz anbelangt, alles andere denn ein Bruder Leichtfuß. Er setzt seine Mittel zwar sparsam ein, doch auf den Punkt genau und ihrer Wirkung genau bewusst.
Ohne Zweifel hat Otto Sander ein Stück Theatergeschichte mitgeschrieben, „und er hat seit Hans Schalla mit allen Bochumer Intendanten zusammengearbeitet”, erzählt Hajo Salmen. Wobei die gemeinsamen Projekte nicht immer an der Königsallee angesiedelt waren: „Auf Frank-Patrick Steckel ist Otto Sander an der Berliner Schaubühne getroffen”, so Salmen.
Derzeit ist Otto Sander am Schauspielhaus in der Inszenierung „Der Ignorant und der Wahnsinnige” von Thomas Bernhard zu erleben. Er spielt den Vater der Koloraturmaschine, eine nicht gerade redselige, dafür umso trinkfestere Rolle. Regie führte Burghart Klaußner.
Auch bei der Uraufführung von „Der Ignorant und der Wahnsinnige” im Jahre 1976, die Claus Peymann eingerichtet hatte, stand Otto Sander auf der Bühne. Damals war er in der eher kleinen Rolle des Kellners zu sehen. Auch eine Art von Karriere.
Im Jahre 2000 spielte Otto Sander in „Der Kuss des Vergessens” von Botho Strauß. Matthias Hartmann zeigte seine Inszenierung, die in Zürich Premiere gehabt hatte, quasi als Antrittsgabe für seine Bochumer Intendanz. Mit dem „Kuß” war der damals neue Intendant zum Berliner Theatertreffen eingeladen worden. Zu Zeiten von Hartmann stand Otto Sander als Hauptmann von Köpenick auf der Bühne, ein gepeinigter Mensch, eher der Anverwandlung eines Rudolf Platte denn der eines Heinz Rühmann ähnlich.
Botho Strauß: Mit ihm verbindet Otto Sander eine besonderes Einverständnis, das dazu führte, dass der Autor ihm den Monolog „Der Mann im Kimono” auf den Leib geschrieben hat. Kenner der Szene wissen, dass Thomas Bernhard für seinen Lieblingsschauspieler ebenfalls eine Hommage zu Papier gebracht hat. Bei ihm hieß der Monolog „Minetti”. - Texte des Respekts vor zwei Bühnenkünstlern.
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Bernhard-Minetti-Preis