Bochum.. WAZ-Leser zollen Friedrich-Wilhelm Welz Respekt. Seit 2009 hat der 73-Jährige 1000 Euro Flaschenpfand an die Suppenküche gespendet
„Hallo, Friedhelm!“, begrüßt eine Gruppe von Jugendlichen einen älteren Herrn mit einem Jutebeutel. Man kennt ihn hier, den Flaschensammler. Tagein, tagaus durchkämmt er Bochums Straßen auf der Suche nach Pfandflaschen. Nichts Besonderes, auf den ersten Blick. Das dachten auch WAZ-Leserin Nadia Albaceli und ihr Mann Dirk Rosomm, die den Rentner in Gerthe beim Flaschensammeln trafen.
„An diesem alten Mann war etwas anders. Wir wissen bis heute nicht genau was, aber er wirkte nicht wie der typische Flaschensammler“, erzählt Nadia Albaceli. „Wir sprachen ihn an und wollten ihm Geld schenken, doch er lehnte ab. Und dann erzählte er uns, dass er tagtäglich durch Bochum läuft, Flaschen sammelt und den Erlös der Suppenküche spendet.“ Das Ehepaar ist so begeistert von der Tätigkeit des Rentners, dass es spontan 100 Euro spendet.
Von Jugendlichen angegriffen
„So viel hat noch nie jemand gegeben,“ erzählt Friedrich-Wilhelm Welz gerührt, der seit ungefähr drei Jahren Spenden für die Bochumer Suppenküche sammelt. „Als 1975 meine Frau an Krebs erkrankt ist, bin ich abends und nachts immer spazieren gegangen, um abzuschalten und etwas für mich zu tun. Da habe ich auch mit dem Sammeln von Flaschen angefangen.“ Von den ersten 20 Mark ist er mit seiner Frau Essen gegangen. Danach begann er, für verschiedene Hilfsorganisationen zu spenden.
Auch nach ihrem Tod 2006 sammelt er weiter. „Ich komme mit dem Geld aus und es gibt Ärmere, die man unterstützen sollte“, betont der 73-Jährige, der pro Tag ungefähr acht Kilometer zurücklegt.
Auf seinen Wanderungen widerfährt ihm Gutes und Schlechtes. „Einige ältere Leute beschimpfen mich als asozial, das macht mich sehr traurig. Die Jugendlichen hingegen sind meist freundlicher, viele schenken mir auch Flaschen oder spenden direkt etwas. Besonders die jungen Frauen geben gerne. Letzte Woche hat eine Schülerin fünf Euro gespendet.“
Doch nicht nur von verbalen Attacken, sondern auch von körperlicher Gewalt kann er berichten. „Es gibt Revierkämpfe unter den Flaschensammlern. Eine Frau hat mich mit einem Holzknüppel vom Bahnhof vertrieben. Und am schlimmsten war der Überfall von fünf Jugendlichen, die mich nachts niedergeschlagen haben, weil sie mein Geld haben wollten. Sieben Wochen lag ich im Krankenhaus.“
"Wahrer Held aus Bochum"
Friedrich-Wilhelm Welz macht dennoch weiter und zeigt stolz seine Spendenquittungen, die er von der Suppenküche erhält, und die Genehmigung des VfL Bochum, die ihn berechtigt, als Einziger im Innenbereich Flaschen für den guten Zweck zu sammeln. Rund 1000 Euro hat er seit 2009 an Spenden in die Suppenküche gebracht. „Herr Welz kommt regelmäßig und rundet die Spenden aus eigener Tasche auf. Dafür bekommt er bei uns immer ein warmes Essen und Kaffee. Er ist einfach ein liebenswertes Faktotum“, berichtet Prof. Dieter Schulz, Gründungsmitglied der Suppenküche.
Nach dem Essen geht es weiter auf der Suche nach neuen Flaschen. „So lange ich noch fit bin, mache ich weiter. Mein Motto: Tu jeden Tag etwas Gutes, dann ist es ein schöner Tag“, sagt der Rentner. Für WAZ-Leserin Nadia Albaceli ist er mit seinem Tun ein „wahrer Held aus Bochum“.
„Wir kennen viele berühmte, wichtige und erfolgreiche Menschen, aber vor niemandem haben wir mehr Respekt verspürt als vor diesem selbstlosen alten Herren.“
1996 wurde die Bochumer Suppenküche gegründet, sie finanziert sich komplett durch Spenden. Bedürftige bekommen Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 12 bis 14 Uhr für 50 Cent in der Arndtstraße 19 ein warmes Essen und Kaffee. Dienstag und Freitag gibt es zudem ärztliche Versorgung.