Bochum bekommt eine Pop-Akademie. Das steht wohl fest seit dem Ratsbeschluss zu einer städtischen Anschub-Miethilfe. Details zur Institution, die von der Folkwang-Universität getragen werden soll, gibt es aber noch nicht. Doch kann man einen Blick nach Mannheim werfen. Dort sitzt die erste und einzige staatliche Pop-Akademie.
Gründerzentrum „Musikpark“
Am 1. April 2003 wurde die „Popakademie Baden-Württemberg - Hochschuleinrichtung für Musikwirtschaft, Kreativwirtschaft und Populäre Musik“ gegründet. Finanziert wurde sie als Public Private Partnership mit dem Land, dem Südwestfunk und der Musikfirma Universal. Sie kam nach Mannheim wegen der aktiven Musikszene (Naidoo, Söhne Mannheims, Joy Fleming etc.). Seither kann hier „Pop studiert“ werden. Das heißt: Musik-Wirtschaft, -Produktion und auch das Musizieren selbst.
Bemisst man den Erfolg nach internationalen Kooperationen kann sich die Akademie sehen lassen. Auch einige der Absolventen konnten im Pop-Segment Fuß fassen. Mannheim wird mit ihr identifiziert. Mit der baulichen Ansiedlung im Hafenstadtteil Jungbusch sorgte sie für Belebung. Und nicht zuletzt siedelte in ihrer Nähe der „Musikpark“ an, ein Gründerzentrum mit über 40 Unternehmen aus der Musikbranche (Tonstudios, Labels, Booking-Agenturen). Einzig für die Live-Musikszene blieb die erwartete Belebung wegen fehlender Auftrittsmöglichkeiten aus.
Die Stadt unterstützt die Aktivitäten personell und strukturell. Das „Mannheimer Modell“ hat vier Säulen: Ausbildung (Akademie), Existenzgründung (Musikpark), eine städtische „Pop-Beauftragte“ für die Jugend- und Kulturförderung - eine 27-jährige Absolventin der Pop-Akademie - und ein „Clustermanagement Musikwirtschaft“ als Koordinationsstelle für die professionellen Akteure.
Nachdem seit 2011 private Förderer ausgestiegen waren, musste die Finanzierung neu verhandelt werden. Diskussionen gab es, ob die Akademie eine „echte Universität“ und deren Förderung somit Landessache sei. Letztlich konnte eine Finanzierung gesichert werden, indem die Stadt ihre Förderung von 600 000 € um 90 000 € aufstockte und das Land mit über 2 Mio. € ebenfalls erheblich tiefer in die Tasche griff. Insgesamt hat die Akademie einen Jahresetat von 4,25 Mio. €. Aus dem Stadtrat wird von lokalen Medien in Mannheim allerdings kolportiert, dass die Kommune auf lange Sicht unbedingt aus der Finanzierung auszusteigen wünsche - mit Hinweis auf die Zuständigkeit des Landes.