Bochum.

Die Wirtschaftskrise hat dem Bochumer Unternehmer Reich nichts anhaben können. Er stellt an der Vierhausstraße seit über 65 Jahren Antriebstechnik her, und er expandiert. „Der alte Standort platzt aus allen Nähten“, sagt Berthold Witteler, Anwalt von Firmenchef Herwarth Reich.

So kaufte Reich der Stadt das 5000 Quadratmeter große, brachliegende Grundstück auf der gegenüberliegenden Straßenseite ab, dort, wo vor vielen Jahren die alte Feuerwache saß. Reich produziert zu 90 Prozent am Bochumer Standort; für Kupplungen verbindet er Metall mit Gummi, das besondere Know how der Firma. Eine kleine Tochter produziert in Polen, einen Standort gibt’s zudem in den USA und bald auch in China.

Witteler: „Indes nicht für die Produktion, sondern als Handelshaus für den asiatischen Markt. Zudem soll dort Material eingekauft werden. Reich arbeitet mit Aluguss – das können die Chinesen nicht.“ Kupplungen aus Bochum stecken laut Witteler in jedem zweiten Windkraftrad, zudem in Blockheizkraftwerken, in Tankern, Baggern und Zügen.

18 Millionen Euro Umsatz

Der Umsatz des Unternehmens lag im letzten Jahr bei 18 Millionen Euro, für 2011 wird mit 20 Millionen Euro gerechnet: „Was jetzt kommt, ist Steigerung.“

Am neuen Standort soll die mechanische Fertigung untergebracht werden; die Halle misst 1800 Quadratmeter und soll im März 2012 bezugsfertig sein. Doch auch in der alten Halle soll weiter produziert werden. 100 Mitarbeiter sind dort beschäftigt, seit Erteilung der Baugenehmigung sind sechs Leute neu eingestellt worden, weitere sollen folgen. Fünf Millionen hat Reich in die Erweiterung des Standortes investiert, der in einem Mischgebiet liegt.

300 bis 400 Bäume sollen gefällt werden

Im Sommer hatte Reich Ärger mit Nachbarn, die sich über Baumfällungen auf dem Grundstück aufregten und darüber, dass sie nistende Vögel gefährdet sahen. Die Baustelle wurde daraufhin vorübergehend stillgelegt, zumal während der Brutzeit nicht gerodet werden darf, bis Gutachter dann grünes Licht gaben; es durfte weitergebaut werden.

Jetzt könnte sich der Unmut der Anwohner erneut regen, weil Reich ein Wäldchen von der Stadt gekauft hat von ca. 4500 Quadratmetern Größe, das dieser Tage gefällt werden soll. Die Firma will dort einen Parkplatz und ein Verwaltungsgebäude errichten. 300 bis 400 Bäume sollen abgeholzt werden, 83 davon fallen unter die Baumschutzsatzung, so dass für sie Ausgleich gezahlt werden muss (1200 Euro pro Baum, insgesamt 99 600 Euro).

Unternehmer will Nachbarn informieren

„Laut Gutachter könnten einige davon als Überwinterungsquartier von Fledermäusen dienen. Die sollen nicht einfach gefällt, sondern scheibchenweise mit biologischer Begleitung gekappt werden; die Tiere kämen dann in Überwinterungskästen und sollen im Frühjahr ausgesetzt werden“, erklärt Witteler.

Die Ansicht der Nachbarn, das Wäldchen sei ein Lärmpuffer zur angrenzenden A40, kann er nicht teilen. „Wenn erst einmal das neue Gebäude dort steht, wird das den Effekt wie eine Lärmschutzwand haben. Reich selbst produziert keinen Lärm.“

Der Unternehmer hat aus dem Zoff im Sommer gelernt und will nun seine Nachbarn per Schreiben über weitere Vorhaben informieren.