Bochum.

Eigentlich verfügt Bochum über genügend Büroflächen. Eigentlich. Denn zum Bestand kommen Neubauten hinzu, z.B. das Exzenterhaus. Auffällig sind gerade in der Innenstadt Leerstände, mitunter über ganze Etagen, die kaum mehr zu vermarkten sind, weil sie den aktuellen Ansprüchen nicht mehr entsprechen.

So gehen immer mehr Eigentümer dazu über, ihre Büroräume nach Umbau anders zu vermarkten, vorzugsweise als Wohnungen. Einen neuen Weg beschreitet jetzt die Bochumer Unternehmensgruppe Häusser-Bau. An der Brückstraße besitzt sie einen Gebäudekomplex, der für die gewerbliche Nutzung nicht mehr zu vermieten ist. Nun wird das Objekt Brückstraße 51-55 für rund 2,5 Millionen Euro umgebaut zu einem seniorengerechten Wohnhaus.

Zukunftsorientierter Blick auf den demografischen Wandel

„Wir denken zukunftsorientiert mit Blick auf den demografischen Wandel“, erklärt dazu Projektentwicklerin Nadine Severin. „Der Bedarf wird der Nachfrage nicht gerecht: Wir wissen, dass bis 2015 in Bochum etwa 9000 barrierefreie Wohnungen für alte Menschen benötigt werden.“

Die Umnutzung des Hauses Brückstraße sieht das Unternehmen, das sich zum Großteil auf Büro- und Gewerbeimmobilien spezialisiert, als Pilotprojekt. Das Konzept „So selbstständig wie möglich, so viel Unterstützung wie nötig“ soll umgesetzt werden durch Bereitstellung umfangreicher Dienstleistungen.

Wohnungen verfügen über Notrufsystem

Damit lässt sich buchen, was sonst nur in einem Altenheim angeboten wird. Dazu kooperiert Häusser-Bau mit BWB – Betreutes Wohnen Bochum, das im Erdgeschoss des Hauses ansässig ist. Die 36 Wohnungen werden eine Größe zwischen 27 und 82 Quadratmeter haben; Mietpreis ab 375 Euro (ohne Nebenkosten). Nadine Severin: „Die Wohnungen werden hochwertig und seniorengerecht ausgestattet, verfügen über ein Notrufsystem der BWB.“ Bei Bedarf können Betreuungsleistungen bis Pflegestufe 3 in Anspruch genommen werden. Schon im Frühjahr sollen die Wohnungen fertig sein.

Die städtische Wirtschaftsförderung beobachtet den Immobilienmarkt sehr genau. Ein Trend, wonach die Umnutzung alter Büroflächen zunehme, lasse sich nicht ausmachen. „Einige Eigentümer von leerstehenden Büroräumen überlegen sich sehr wohl Alternativen“, soweit Stadtsprecherin Barbara Gottschlich. Es seien eher die professionellen als die privaten Hausbesitzer, die vor einer Renovierung über neue Konzepte nachdächten. „Der Aufwand für Büronutzung ist – insbesondere bei kleinen Flächen – oft hoch, da diese mitunter nicht langfristig, sondern nur mit Jahresverträgen vermietet werden.“ Seniorengerechtes Wohnen hingegen habe Zukunft, weil ältere Menschen bevorzugt in der Stadt leben wollten.

"Ich bin doch nicht alt"

Das hat auch Nadine Severin erfahren: „Wenn wir Leuten Wohnraum im Stadtteil außerhalb anbieten, hören wir: ,Ich bin doch nicht alt, ich will in der Innenstadt leben.’ Mit der Vermarktung fürs Pilotprojekt haben wir begonnen, und das Interesse ist groß. Einige haben bereits Mietverträge unterzeichnet.“

Generell wolle das Bochumer Unternehmen in Zukunft mehr leerstehende Büroflächen, die nicht mehr aktuellen Anforderungen genügen, revitalisieren.