Bochum. Trotz des nasskalten Wetters beteiligten sich am Wochenende 2500 Menschen am Marsch der Bochumer Maischützen in die Innenstadt.
Die Tradition lebt: Trotz des nasskalten Wetters reihten sich am Samstag rund 2500 Teilnehmer in den Marsch der Maischützen ein: Höhepunkt des ältesten Bochumer Brauchtumsfestes, dem nur am letzten Tag ein blau-weißer Himmel beschieden war.
„Es ist einfach zu kalt“, sagt Christian Schonefeld, fast schon resignierend. Mit Rock und Pop vom Feinsten hatte der Marketingprofi auch diesmal das Programm des Maiabendfestes aufgepeppt. Der neue, gut ausgewählte Standplatz der Hauptbühne weiter oben auf dem Boulevard sollte noch mehr Publikum anlocken.
Doch die vor allem am Donnerstag und Freitag fast schon winterlichen Werte machten aus dem Freiluft- ein Fröstelfest. Nicht nur die Abendveranstaltungen, sondern auch der Mittelaltermarkt litten unter den wenig einladenden Temperaturen. „Für die Händler tut mir das ganz besonders leid“, bedauerte Karl-Heinz Böke, Vorsitzender der Maiabendgesellschaft.
Verhaltene Fest-Freude in Harpen
Dauerregen gesellte sich hinzu, als die Maischützen erstmals mit OB Thomas Eiskirch an der Spitze am Samstag gen Harpen marschierten, um – der 628-jährigen Tradition folgend – dem Bockholt die Mai-Eiche zu entreißen. Auch hier waren es vergleichsweise wenige Anwohner und Besucher, die beim Ein- und Ausmarsch die Gehwege auf dem Harpener Hellweg und der Maischützenstraße säumten und ihre Vorgärten, Balkone und Garagen in Party-Zonen umwandelten.
Gewohnt gut gefüllt war die Festwiese, auf der Junggesellenhauptmann Dominik Braun vier Helfer und fünf kräftezehrende Minuten benötigte, um das junge Gehölz (in diesem Jahr gestiftet vom Katholischen Klinikum, das die Eiche vor dem „Elli“ einpflanzen will) aus dem morastigen Untergrund zu befreien. Immerhin: Anders als im Vorjahr, als der Spaten brach, hielt die Schaufel diesmal stand. „Sunne, Sunne, der Baum ist usse!“
In den Umzug in die Innenstadt mischten sich ungewohnt jecke Töne. Nach der Sturm-Absage des Lindener Rosenmontagszuges im Februar nutzten mehrere Karnevalsvereine die Chance, die Maischützen-Tradition mit närrischem Frohsinn zu bereichern. Die „Strammen Prinzen“ aus Wattenscheid rollten von Harpen aus gen City. Am Kirmesplatz auf der Castroper Straße gesellten sich neben zahlreichen weiteren Gruppen u.a. die Gänsereiter und die rührigen Zwerge von Christ König hinzu.
Demos: Eltern sagen Auftritt ab
Laut Maischützen waren es – wie im Vorjahr – insgesamt 2500 Menschen, die trotz des Regenwetters beim Festmarsch mitwirkten. Viele blieben bis zum – glücklicherweise trockenen – Abend, als bei den Live-Bands „Push up“ und „Deejay Plus“ die Maifest-Stimmung aufkam, die an den Vorabenden so schmerzlich vermisst wurde.
Eine kleine Entschädigung für das bis dahin trostlose Wetter lieferte der Sonntag. Endlich schien die Sonne. Endlich füllte sich der Boulevard, auf dem die Maiabendgesellschaft ihr Kinderfest erstmals zusammen mit der Initiative „Mach mit! Im Ehrenamt für Kinder und Jugendliche“ aufzog. Zum Bedauern, aber auch Verständnis der Veranstalter hatte der Kinderchor der Waldschule seinen Auftritt kurzfristig abgesagt. Christian Schonefeld: „Der Aufmarsch der NPD und die angekündigten Gegendemonstrationen haben viele Eltern verunsichert. Die Kinder sollten mit dem Öffentlichen Nahverkehr in die Innenstadt kommen. Das erschien einigen Eltern an diesem Tag zu unsicher.“
Es blieb die einzige Absage. Das weitere Programm des Kindertages ging wie geplant über die Bühne.