Hofstede.. Christopherus-Haus besteht seit zehn Jahren. 24 Menschen mit geistiger Behinderung bilden eine Lebensgemeinschaft in Hofstede.


Einen zehnjähriger WG-Geburtstag kann man ruhig etwas opulenter feiern: mit Live-Musik und Tanz, vielen Gästen und auch einigen Gedenkworten. Die ließ sich Frank Jager nicht nehmen. Schließlich ist er von Anfang an dabei: Am 1. März 2006 zog er ins Christopherus-Haus in Hofstede. Gemeinsam mit seinem Kumpel Jörg gehört er zu den ältesten Bewohnern der Wohngemeinschaft für Menschen mit geistiger Behinderung.

Durch den ganzen Garten des Hauses sind beruhigende Klavier-Klänge zu hören, auf den Bänken unterhalten sich Bewohner, Betreuer und Eltern oder flanieren über den Rasen. Der Garten des Christopherus-Hauses war nicht immer diese einladende, grüne Oase, daran erinnert sich Frank noch ganz genau: „Früher gab’s hier keinen Weg, sondern einfach nur so Holzplatten“, erzählt er.

Auch Christian Küstermann, Leiter der Einrichtung, weiß es noch: „Wir sind unter abenteuerlichen Umständen gestartet.“ Die Bauarbeiten hatten sich damals durch Frost verzögert, der Garten war zunächst nicht wirklich nutzbar. Das hat sich alles verändert, das Christopherus-Haus ist ein Ort, an dem man gerne lebt. Das gilt auch für Patrizia Grywatzik. Die Betreuerin wohnt seit fünf Jahren hier. „Es hat alles Vor- und Nachteile“, sagt die junge Frau. Damals kam sie auf die Idee, weil eine Wohnung im Haus leer stand, und sie einen Rückzugsort zum Schreiben ihrer Abschlussarbeit brauchte. Direkt bei der Arbeit zu wohnen, zumal noch einer mit so viel Verantwortung – das ist nicht für jeden etwas. Für sie überwiegen aber die schönen Dinge. „Es ist das Alltägliche: Ich komme vom Einkauf, die Bewohner freuen sich schon und machen die Tür auf. Man nimmt sie dann einfach ganz anders, eben als normale Nachbarn, wahr.“

Einen anderen Blick auf die Bewohner der Christopherus-WG ermöglichen auch die Bilder des Malkurses, die beim Fest ausgestellt sind: Die liebevoll gepinselten Aquarelle zeigen Rosen, Küstenlandschaften und vieles mehr; je länger man sie betrachtet, desto seltsamer erscheinen Begriffe wie „Handycap“ oder „Behinderung“.

WG-Ältester Frank Jager sieht seine Stärken eher in der Lyrik: Zur Eröffnung des Festes las er ein kleines Gedicht vor. „Seit vorgestern bin ich richtig aufgeregt, gestern konnte ich gar nicht einschlafen“, gesteht er. Auf dem Fest hat er aber seinen Spaß – auch wenn ihm nicht jeder Programmpunkt begeistert: „Also nehmen wir die Holzschuhtänze mal raus – dann ist das hier oberaffengeil“, freut er sich.

24 Bewohner und vier Betreuer leben zusammen

Im Christopherus-Haus leben 24 Bewohner und vier Betreuer gemeinsam unter einem Dach, zusätzlich arbeiten noch weitere Fachkräfte und Ehrenamtliche. Die Bewohner werden 24 Stunden betreut.

Das Haus bietet zahlreiche Aktivitäten und Unterhaltung für die Bewohner wie Mal- und Töpferkurse, Musiktherapie, regelmäßige Bowling-Abende mit den Eltern der Bewohner und vieles mehr.