Bochum. Carsten Wollschläger (37) folgt auf Frank Wollschläger (68) in der Position des Geschäftsführers. Der Senior wechselt in den neu gegründeten Beirat.

Der größte sichtbare Umbruch in der Unternehmensgeschichte ist gerade abgeschlossen. Seit einigen Monaten erledigt die Wollschläger GmbH ihren Vertrieb und Versand vom neuen Logistikstandort an der Carolinenglückstraße.

Weniger sichtbar, aber nicht minder bedeutsam ist eine andere Veränderung. Die Geschäftsführung des Handels-, Technik- und Dienstleistungsunternehmens hat gewechselt, bleibt aber in der Familie. Carsten Wollschläger (37) hat den Platz seines Vaters Frank Wollschläger an der Spitze des Familienunternehmens eingenommen. Der 68-jährige Seniorchef, der einst einen Betrieb mit 15 Beschäftigten übernommen und binnen 35 Jahren zu einem international agierenden Unternehmen mit 900 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 300 Millionen Euro entwickelt hat, rückt in den Beirat.

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Der Generationenwechsel an der Spitze eines Familienunternehmens birgt viele Tücken. Gründer, die nicht loslassen können. Kinder, die nicht übernehmen wollen. Streit um die richtige Strategie. Bei Wollschläger trifft all das nicht zu, auch wenn der Übergang seine Zeit gebraucht hat. „Irgendwann spielt das Alter eine Rolle und ich weiß, dass ich das Unternehmen in gute Hände übergebe“, erklärt Frank Wollschläger seine Entscheidung, die Verantwortung seinem Sohn zu übertragen. Nicht mehr ins operative Geschäft eingebunden zu sein, sei in den ersten Wochen zwar schwer gefallen. Aber da er als Beirat weiter Tür an Tür mit seinem Sohn arbeitet, habe er sich an den Abnabelungsprozess gewöhnt.

Der Junior-Chef hat sich den Weg an die Spitze eines Unternehmens, dessen Kunden Mittelständler ebenso sind wie Airbus, Thyssen-Krupp oder andere Konzerne, nicht leicht gemacht. Ursprünglich hatte er ihn auch nicht vorgesehen. Tontechniker gelernt, Tontechnik studiert und in diesem Bereich auch gearbeitet hatte er einige Jahre. „Ich wusste nicht, ob ich in das Unternehmen einsteigen will.“

Ängste und Zweifel sind normal

Ein Anstoß aus dem Bekanntenkreis hat ihn dazu gebracht. Mehr als sechs Jahre lang ist er nach einem BWL-Studium nun im Betrieb, hat zuletzt die Personalabteilung verantwortet und auch ein Jahr in Süddeutschland gearbeitet, um die Geschäftswelt noch von einer anderen Seitekennen zu lernen. Nun fühlt er sich gewappnet, in die großen Fußstapfen seines Vaters zu treten. Mit einem guten Gefühl, wie er versichert. Dass es dabei manchmal auch Ängste und Zweifel gibt, verschweigt er nicht. „Die hatte ich auch immer“, so Frank Wollschläger. „Und das ist auch gut so. Es ist genau das, was einen antreibt und nicht satt und zufrieden sein lässt.“

Von Rechts auf Links gedreht

Ein Schlüsselerlebnis Anfang 2015 hat den Ausschlag dafür gegeben, dass Carsten Wollschläger in die Fußstapfen seines Vaters tritt. „Er hat immer an mich geglaubt. Bei einer Strategierunde hat er mir gesagt, auch er sei nicht immer so selbstbewusst gewesen. Und dass er überzeugt ist, dass ich die Aufgabe schaffen kann. Für mich war das ein besonderer Moment. Ich habe gespürt, das war nicht nur so dahin gesagt, und dann auch in der Runde verkündet, dass ich es mache.“

Mehr als 85 000 Artikel werden im Logistikcenter an der Carolinenglückstraße gelagert. Etwa 7000 Sendungen gehen von dort aus täglich in die Welt.
Mehr als 85 000 Artikel werden im Logistikcenter an der Carolinenglückstraße gelagert. Etwa 7000 Sendungen gehen von dort aus täglich in die Welt. © WAZ FotoPool / Ingo Otto | WAZ FotoPool / Ingo Otto

Vor dem 37-Jährigen stehen große Aufgaben. „Bei uns wird gerade alles von Rechts auf Links gedreht“, sagt Frank Wollschläger. Der E-Commerce-Bereich gewinnt an Bedeutung, Carsten Wollschläger hat dessen Potenzial in Süddeutschland erkannt. Die Eigenmarken werden gestärkt. Das Auslandsgeschäft wächst rasant – derzeit um 20 Prozent. Wobei es nach einem vorgenommenen Strategiewechsel künftig weniger eigene Vertretungen als vielmehr Verträge mit Partnern im Ausland geben soll. Der Katalog mit seinen 85 000 Artikel, mittlerweile auch in Chinesisch aufgelegt, wird überarbeitet. „Aber vor allem möchte ich es schaffen, dass unsere Mitarbeiter noch bessere Möglichkeiten haben, kreative Ideen einzubringen und umzusetzen“, sagt Carsten Wollschläger. Wie sein Vater ist er überzeugt, dass die Mitarbeiter der entscheidende Faktor für Wohl und Wehe einer Firma sind. Das nennt man wohl Kontinuität.