Bochum. Immer mehr junge Weinliebhaber entdecken den Beruf des Winzers für sich. Und verändern die einst von Männern dominierte Branche.
Die Weinbranche ist im Wandel. Junge Männer und Frauen übernehmen die Weingute der alten Winzergeneration und verhelfen dem gegorenen Traubensaft zu einem neuen, jugendlichen Image.
Einer dieser Menschen ist Hannah Iberer aus Bochum. Seit knapp einem Jahr lässt sie sich im pfälzischen Neustadt zur Winzerin ausbilden. „Ich liebe es, den ganzen Tag an der frischen Luft zu sein“, erklärt die 34-Jährige, die für das die Weinmesse „Weine vor Glück“ in ihre Heimatstadt zurückgekehrt ist. „Und die Reihen mit den Reben entlangzugehen, finde ich unheimlich entspannend“, ergänzt sie mit strahlenden Augen.
Über Umwege zum Wein gefunden
Ursprünglich kam sie durch ihren Vater zum Wein. Der stammt aus der Pfalz, weswegen es im Hause Iberer immer guten Wein gab. „Später haben meine Eltern ein Haus im italienischen Piemont gekauft, an das ein kleiner Weinberg angeschlossen ist“, berichtet die Nachwuchswinzerin. Nachbarn bewirtschaften diesen. Iberer schaute erst zu, dann half sie mit und fand Spaß daran: „Es ist einfach spannend zu erfahren, wie aus dieser Pflanze das Getränk gemacht wird, das mich so fasziniert“
Dabei schlug die Bochumerin nach dem Abitur zunächst einen ganz anderen Weg ein. Sie machte eine Ausbildung zur Maskenbildnerin, arbeitete freiberuflich an vielen Berliner Theatern, später auch am Schauspielhaus. Danach studierte sie unter anderem Ostasienwissenschaften und Kulturwissenschaften, bevor der Entschluss in ihr reifte, sich dem Wein zu widmen. Auch weil ein Bürojob für Iberer nicht in Frage kommt. „Wir arbeiten auch nicht von neun bis fünf“, erklärt Iberer, „besonders im Frühling und im Herbst bleiben wir so lange auf dem Gut, bis die Sonne untergeht.“ Anschließend geht es weiter in den Keller, wo die Trauben gepresst werden möchten. Ein Beruf, den man nur mit voller Leidenschaft und mit vollem Einsatz ausüben kann.
Allerdings verbringt der Nachwuchs nicht den ganzen Tag auf dem Weingut, er muss auch die Schulbank drücken. Auf dem Stundenplan stehen Fächer wie Kellerwirtschaft, Düngung und Bodenkunde. Zudem wird die Nase der jungen Winzer geschult, so dass sie später die kleinsten Unterschiede herausriechen und -schmecken können.
Eine Frau, die Wein anbaut, ist längst keine Seltenheit mehr. Etwa die Hälfte von Iberers jungen Azubi-Kollegen sind weiblich. Damit ist die einst von Männern dominierte Weinbranche in der Moderne angekommen.
Weinmesse „Weine vor Glück“ läuft noch bis Sonntag
„Weine vor Glück!“: Noch bis zum Sonntag soll die dritte Auflage des urbanen Weinfestivals mitten im Bier-Revier die Lust auf den Rebensaft wecken.
Nach den beiden erfolgreichen Vorläufern in der Rotunde bespielten Stefan Gerth und Oliver Sopalla (Agentur Go Between) mit den Jungen Wilden der internationalen Wein-Szene diesmal verschiedene Veranstaltungsorte. Das Exzenterhaus war am Mittwoch Schauplatz der Eröffnung. Weitere Wein-Events fanden u.a. am KAP, im Tucholsky und Orlando, im Eiscafé I am Love und im Klub Trompete an der Viktoriastraße statt.
Seit Freitag wird im Jahrhunderthaus an der Alleestraße 80 eingeschenkt. 45 Winzer aus Deutschland, Frankreich und Spanien präsentieren ihre Tropfen. Dazu gibt es Vorträge, Live-Musik und kulinarische Leckereien. Am Sonntagnachmittag startet ein zünftiges Sardinengrillen im Außenbereich.
Die Weinmesse ist am Samstag von 15 bis 22 Uhr und am Sonntag von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Im Eintrittspreis von 12 Euro (ermäßigt 8 Euro) ist die Verkostung der Weine enthalten. Die Aftershow-Party steigt heute ab 22 Uhr in der Trompete. Zwischenfall-DJ-Legende Klaus Märkert legt auf.
Alle Infos gibt es im Internet auf www.weine-vor-glueck.de