Ja, sie glaubt an den Grünen Daumen. Kein Wunder, ohne das gewisse Händchen für Pflanzen wäre die Bochumerin in ihrem Job wohl unglaubwürdig. Jessica Danielsiek (26) ist seit einem Jahr Diplom-Ingenieurin im Fachbereich Landschaftsarchitektur.
Der Grüne Daumen liegt ihr in den Genen: Schon der Großvater war Gärtner, was die Bochumerin von klein auf geprägt hat. „Ich wollte selbst Gärtnerin werden, doch mein Opa meinte: ,Mach’ was richtiges’.“
So begann sie ihr Studium an der Uni Duisburg-Essen. Währenddessen wagte sie ihre ersten Gehversuche in Praktika, arbeitete in einem Bochumer Gartenbaubetrieb und für einen Schwimmbadbauer. Nach dem Studium machte sich Jessica Danielsiek auf nach Stuttgart, wo sie auch in einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb tätig war. „Es hatte sich an der Uni herumgesprochen, dass sich der süddeutsche Raum besonders gut eignet: Dort sind die Leute wohlhabender, haben mehr Eigenheime und entsprechend größere Gärten.“
Gefallen fand sie besonders an der intensiven Kundenbetreuung: „Ich erfuhr, dass sich die Menschen besser beraten fühlen, wenn sie ihre fertigen Gärten vorab auf einer Zeichnung sehen.“ Manche können mit Skizzen etwas anfangen, andere weniger. „dann hilft es, wenn man den Kunden einfach ein paar Pflanzen mitbringt, die man für ihre Gartengestaltung vorschlägt.“
Mediterrane Gärten haben es ihr angetan, und so wurden sie auch Thema ihrer Diplomarbeit: die Verwendung mediterraner Pflanzen in mitteleuropäischen Gärten. Anschließend hat sich die junge Frau „an der Quelle“ in Italien umgetan und die Ursprünge und modernen Varianten mediterraner Anlagen studiert. Nicht erst seither weiß sie: Es hat nicht viel Sinn, sich Grünzeug aus dem Urlaub mitzubringen.
„Zumeist sind es sehr ähnliche Pflanzen, die besser mit unserem kalten Klima klarkommen. Wer die Toskana eins zu eins nach Hause holen will, zahlt sonst nur drauf.“ Pflanzenkunde ist also unerlässlich in ihrem Beruf.
Zurück in Bochum, hat sich die junge Frau selbstständig gemacht und gründete die Firma „Danielsiek – Gartenplanung & Design“. Ihr Ziel: „Ich möchte Privatleuten helfen, ihre Vorstellungen im Garten konkret zu fassen und umzusetzen.“ Zudem wendet sie sich an kleine bis mittelständische Unternehmen, die eine komplette Planung für ihre Kunden anbieten wollen.
„Einige wissen ganz genau, was sie wollen, andere geben die künftige Gestaltung des eigenen Grundstücks lieber in Hände vom Fach.“ Eine Herausforderung wäre für sie, einen Terrassengarten zu planen, bei dem jede Ebene anders gestaltet wäre und Wasser herabflösse; „aber das werde ich hier im Ruhrgebiet nicht finden“. Gern würde sie einen japanischen Garten anlegen, auch Themengärten reizen die junge Frau.
Welche Ästhetik möglich ist, testet Jessica Danielsiek ständig im elterlichen Garten. Dort hat sie sich eine Ecke reserviert, in der sie ihren „Mustergarten“ angelegt hat, ihn variiert und aktualisiert. Das Umgraben, einpflanzen, pflegen und kultivieren ist Jessica Danielsieks Leidenschaft; „schon als Kind hatte ich mein eigenes Beet, war immer gerne draußen“.
In ihrem Mustergärtchen wachsen nicht alltägliche Pflanzen wie der Perückenstrauch oder der Liebesperlenstrauch mit lila Knospen. Selbst jetzt im tristen Herbst gibt’s hier noch Farbtupfer. Auch der Teich mit Bachlauf ist ihr Werk. Dort wächst vor Kopf ein Drachenbaum aus China, weiter links experimentiert die 26-Jährige mit neuen Pflanzen und Hecken.
Entlang der Garageneinfahrt hat Jessica Danielsiek den Grünstreifen konsequent mit den Bochumer Farben gestaltet; durch alle Jahreszeiten ziehen sich Blau und Weiß im Wechsel.