Mitte.. Das Netzwerk „Demenz unter dem Schirm des Quartiers“ will mit einer Veranstaltung im Westend das Thema sichtbar machen. Akteure gesucht.
Von dementiellen Erkrankungen sind immer mehr – und immer mehrere – Menschen betroffen. „Die Krankheit ist nicht alleine zu bewältigen“, sagt Wolfgang Wessels vom Demenz–Servicezentrum Region Ruhr. „Demenz ist eine so in die Persönlichkeit des Menschen, in seine Familie und sein Umfeld eingreifende Krankheit, dass es auf die Zusammenarbeit vieler Stellen ankommt.“
Dem Quartier kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Denn der Verlust von Gedächtnis und Orientierung bewirkt, dass die Welt der Betroffenen immer kleinräumiger wird. „Hier sind wir alle aufgefordert, unterstützend zu wirken“, sagt Wolfgang Wessels und betont: „Die Kranken sind kein Objekt der Fürsorge und Behandlung, sondern selbstbestimmt lebende und teilhabende Bewohner eines Quartiers.“
Um dies sichtbar zu machen, startete Wessels vor drei Jahren das Projekt „Demenz unter dem Schirm des Quartiers“. Mit drei großen roten Schirmen, einer kleinen Bühne und einem Drehorgelspieler besucht er zentrale Orte in Wohnquartieren in den Landkreisen Recklinghausen und Ennepe-Ruhr, in Bochum, Herne und Gelsenkirchen. „Ein Schirm schützt – und ein Quartier kann Kranken und Alten Schutz bieten“, erklärt Wessels das Konzept.
Auf der Bühne kommt der Sozialpädagoge mit Erkrankten, Angehörigen, Geschäftsleuten und Vertretern der sozialen Arbeit ins Gespräch. „Wir wollen das Thema Demenz sichtbar machen“, sagt er. Auch für Friseure, Supermärkte und Banken, die zunehmend mit dementiell erkrankten Kunden zu tun haben werden.
„Hilfsstrukturen gibt es bereits an vielen Stellen“, sagt Wessels. Mit der Aktion will er dazu beitragen, dass diese bekannt und in den Quartieren weitere unterstützende Strukturen aufgebaut und verstetigt werden. Für August ist eine Schirm-Aktion für die Stadtteile Griesenbruch, Stahlhausen, Goldhamme und Engelsburg geplant.
„Wir sind sehr interessiert an Kooperationen in den Stadtteil hinein“, erklärten Sabine Timmer und Ulla Tameling vom St. Marien-Stift bei einem ersten Vorbereitungstreffen im Februar. „Bei uns im Westend wäre es natürlich wichtig, auch die Menschen mit Migrationshintergrund zu erreichen und einzubinden“, sagte Dorothee Schäfer. Die Bildhauerin arbeitet in Kursen mit dementiell erkrankten Menschen zusammen. Christine Drüke vom Seniorenbüro Mitte setzt in dieser Frage auf die Zusammenarbeit mit dem Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe und Migrationsarbeit(IFAK) und den lokalen Moscheegemeinden. „Es wäre schön, wenn der Kreis der Akteure des Netzwerkes sich noch erweitern würde“, so Wessels.