Bochum.. Die Verlängerung der „Schiffsverkehr“-Tour führte Herbert Grönemeyer nun in sein Wohnzimmer, ins VfL-Stadion. Der Ur-Ruhri spielte in seiner Heimat alle Hits, „Bochum“ gar gleich zweimal mit Widmung an die Opelaner. Für Irritationen sorgten seine Ansagen zur Stadionsicherheit mit Konzert-Absagen.
Bochum, ich spiel für dich, hieß es am Dienstagabend im nicht ganz ausverkauften VfL-Stadion, wo Herbert Grönemeyer mit 26.000 begeisterten Fans die Verlängerung seiner „Schiffsverkehr-Tour“ feierte.
Seine ebenso famose wie unverzichtbare Heimat-Hymne „Bochum“ widmete er dabei zunächst den von Schließungsplänen bedrohten Opelanern. Da er die inoffizielle Stadthymne bei seinem letzten Auftritt im Ruhrstadion nicht ein zweites Mal gespielt habe, vergewisserte er sich, ob die Zuschauer den Kultsong mitsamt Steiger-Vorspann denn dieses Mal überhaupt ein zweites Mal hören wollten. Und wie sie wollten...
Und so wurde der Abend mit allen großen und alten Hits sowie aufwändiger Bühnenshow zeitweise zu einem richtigen Solidaritätskonzert. Gänsehaut gab es aber nicht nur beim Appell an die GM-Führung, den Standort Bochum zu erhalten, sondern auch bei Balladen wie „Halt mich“, die der gefeiertste Vokal-Verschlucker der Republik in den samtigen Abendhimmel schickte.
Dass der Ur-Ruhri und Wahl-Londoner dabei immer noch ein Stadionmusiker zum Anfassen ist, dafür sorgte der 30 Meter lange Bühnensteg, auf dem sich Herbie mitten hinein ins Publikum und in die Herzen seiner Fans bewegte. Nach mehr als zweieinhalb Stunden purer Leidenschaft auf und vor der Bühne war dann Schluss: Glücklich und vielfach heiser verließen die Zuschauer das Stadion, ergriffen ob solcher Begeisterungsstürme machte sich „Herbie“ vom Acker.
Irritationen wegen Konzert-Absagen aus „Sicherheitsgründen“
Für Irritationen sorgten auch am Tag danch Grönemeyers Ansagen während seines Auftritts, dass es wegen „Sicherheitsgründen“ keine Konzerte mehr im VfL-Stadion geben soll. Diese Aussage – sollte sie so gemeint sein - entbehre jeder Grundlage, teilte die Stadt Bochum am Mittwoch mit.
„Das Stadion ist baulich und sicherheitstechnisch in einem hervorragenden Zustand. Es gab weder im Vorfeld noch am Konzertag irgendwelche bedenkenformulierende Äußerungen seitens der Verantwortlichen von Polizei, Feuerwehr, Stadt und Konzertagentur“, erklärte Birgitt Collisi, zuständige Dezernentin in Bochums Verwaltung: „Im Gegenteil – in der abschließenden Sicherheitsbesprechung kurz vor Konzertbeginn wurde von allen Beteiligten nochmals eine hervorragende Sicherheitslage konstatiert. Wir könnten hier jeden Tag Konzerte stattfinden lassen. Die Sicherheit ist uneingeschränkt gewährleistet.“
Umbau zur Frauen-WM und Sicherheitsvorkehrungen
Erst zur Frauen-Fußball-WM 2011 sei das Stadion noch einmal umfangreich umgebaut und auf den neuesten Stand der Sicherheit gebracht worden. Gerade wegen dieser Aspekte sei daher das Stadion auch für keine sportlichen Großveranstaltungen in Bochum regelmäßig erste Wahl. So wurde beispielsweise zuletzt die Kundgebung der Alevitischen Gemeine zur Verleihung des Steiger Awards aus eben diesen Sicherheitserwägungen ins Stadion verlegt und dort ohne Zwischenfälle und großen Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt. Collisi: „Dies gilt gleichermaßen für Fußballspiele, Konzerte und andere mit uns abgestimmte Großveranstaltungen.“
Auch Ordnungsdezernentin Diane Jägers ist verwundert: „Es gibt ein umfangreiches Sicherheitskonzept. Feuerwehr, Ordnungsamt, Polizei und die Verantwortlichen des VfL Bochum arbeiten eng zusammen und sorgen für die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher im Stadion.
Fragezeichen wegen Grönemeyers Aussage
Was Grönemeyer zu seinem Statement veranlasst haben könnte, ist der Verwaltung nicht bekannt. Aus den genannten Gründen seien seine Aussagen für alle Verantwortlichen nicht nachvollziehbar, da es jeglicher Grundlage entbehre.
Die Stadt freue sich auf weitere spannende Fußballspiele und tolle Konzerte im VfL-Stadion – hoffentlich bald auch wieder Konzerte mit Herbert Grönemeyer, hieß es abschließend in einer Pressemitteilung.
Missverständnis
„Ein totales Missverständnis“, bedauerte Veranstalter Klaus Goik all dies am Mittwoch auf Anfrage unserer Redaktion. Seine Erklärung: Ein Techniker (150 sind während der Tour aktiv) habe Grönemeyer erzählt, dass wegen gestiegener Sicherheitsauflagen künftig weniger Besucher in den Innenraum dürften. Dies mache die Stadionkonzerte in Bochum unrentabel und somit unmöglich. „Alles Blödsinn“, betont Goik. Warum Grönemeyer die Falschmeldung vor den Fans verkündete, sei „rätselhaft“.