Gemeinsam aktiv leben: Im Beginenhof in Kornharpen wird das ab dem 1. August für 20 bis 24 Frauen möglich. Beim Tag der offenen Tür am vergangenen Samstag konnten Interessentinnen den fast fertigen Bau der Häuser besichtigen und eine der Wohnungen reservieren.
Über Pappkarton und Holzplatten, um auch ja nicht im Bauschlamm zu versinken, gelangt man auf den dorfähnlichen Beginenhof. Neun eineinhalbgeschossige Giebeldachhäuser (sechs Doppelhäuser, drei Einfamilienhäuser) hat der Trägerverein „Beginen Heute“ in Kooperation mit der Bochumer Wohnstätten Genossenschaft an der Kornharpener Straße innerhalb eines Jahres erbauen lassen. Die großräumigen Wohnungen sind modern und ökologisch nachhaltig (Erdwärme!) ausgestattet. Auch ein Gemeinschaftsraum steht den Frauen zur Verfügung. In der eigenen Beginenkirche (ehemals Maximilian-Kolbe) im Zentrum des Hofes sollen künftig Lesungen, Vorträge und Konzerte stattfinden. Und grüner soll es auch noch werden.
Austausch und Kontakte
Angelika Zabel (59) ist eine der vielen Besucherinnen an diesem Tag. Die Diplompädagogin ist alleinstehend und sucht einen Ort „für den letzten Lebensabschnitt“. Mit dem Konzept des Beginenhofes kann sie sich gut identifizieren: „Die Anbindung an die Gemeinschaft ist mir wichtig; der Schwerpunkt Ökumene liegt mir. Ich erhoffe mir einen guten Gedankenaustausch mit interessanten Frauen und fruchtbare Kontakte.“ Noch könne sie sich eine Wohnung im Beginenhof finanziell nicht leisten, aber in ein paar Jahren würde sie das „gerne in Angriff nehmen“.
Karen Lehmann (45) hat sich bereits entschieden und wird im Sommer einziehen. „Ich wollte schon immer in einem Wohnprojekt wohnen. Ich finde gemeinschaftliches Wohnen klasse. Schönes Wohnen allein ist mir zu wenig. Ich möchte gemeinschaftlich was auf die Beine stellen, mich engagieren.“
Der Beginenhof in Kornharpen ist bundesweit der einzige mit christlich-ökumenischer Vorgabe. Britta Lieb (68), Vorsitzende des Vereins Beginen Heute, erläutert: „Es geht um einen freiwilligen Zusammenschluss von christlich-ökumenischen, weltoffenen Frauen, die sich im Guten ermutigen, engagieren und sich Gemeinschaft wünschen.“
Die Nachfrage ist groß. „Zwei Drittel der Wohnungen sind reserviert, an Frauen im Alter von 38 bis 81“, sagt Britta Lieb. Sie freut sich, dass mehrere Generationen hier wohnen werden. „Das ist mir ganz wichtig.“ In den Beginenhof ziehen auch viele ältere Menschen. „Sie wollen im Alter nicht einsam sein und sich langweilen, sondern etwas zu tun haben, aktiv sein und zusammen mit anderen Frauen erzählen“, weiß Karen Lehmann aus Gesprächen. Und auch eine Wohngemeinschaft für vier Studentinnen soll es geben. Die Bewerbungen laufen.
Tradition und Zukunft
Die Anfänge der Beginen-Bewegung reichen ins 12. Jahrhundert zurück. Britta Lieb möchte „die 900- jährige Tradition für unsere Zeit und die Zukunft tragfähig machen“ und fügt lachend hinzu: „Ich plane schon für die nächsten 100 Jahre!“