Bochum.. Die ersten Pläne für ein Staubecken zwischen Herbede und der Kemnade lagen schon 1929 auf dem Tisch. Aber erst 1979 wurde das Gewässer fertiggestellt.

Den Kemnader See kennt jedes Kind. Das Gewässer im schönen grünen Süden gehört so selbstverständlich zu Bochum, dass viele meinen, es hätte ihn „schon immer“ gegeben. Stimmt aber nicht. Noch gibt es Zeitgenossen, die sich an ein Ruhrtal ohne diesen die Städte Bochum, Hattingen und Witten verbindenden See erinnern. Denn noch in den 1970er Jahren gab’s hier nichts als den Flusslauf der Ruhr.

Der Kemnader See ist der jüngste der sechs Ruhrstauseen. Er wurde vom Ruhrverband angelegt und 1979 fertiggestellt. Sein Inhalt beträgt etwa drei Millionen Kubikmeter Wasser bei einer mittleren Wassertiefe von 2,40 Metern. Den See umgeben Wander- und Radwege und neuerdings auch eine Skaterbahn. Der Rundweg um den Stausee mit der Passage unterhalb der Autobahnbrücke der A 43 ist etwa 8 Kilometer lang.

Sobald es unter Wasser stand, mauserte sich das künstliche Landschaftsbauwerk zu einem Magneten der Naherholung. Spaziergänger, Sonnenhungrige, Wassersportler kamen sogleich in Scharen. Das war auch die erklärte Absicht. Bereits 1929 hatte es aus wasserwirtschaftlichen Gründen Überlegungen gegeben, die Ruhr zwischen Haus Herbede und Haus Kemnade zu stauen. Bald war auch eine Naherholung im Gespräch, denn die Industriestadt Bochum hatte solche Zufluchtsorte dringend nötig. Auch am heutigen See hatte die Industrie Fuß gefasst, wurde auf Zeche Gibraltar am Westufer von 1786 bis 1925 Kohle gefördert.

Erster Spatenstich 1976

Die ersten Pläne wurden aber wegen fehlender Fürsprecher wieder auf Eis gelegt. Erst nach Gründung der Ruhr-Uni 1962 rückte die Idee der Naherholung – Stichwort: Campus im Grünen – wieder näher. 1966 wurden die Entwicklung von „Projekten zur Stauung“ vom Land NRW aufgerufen; der erste Spatenstich erfolgte allerdings erst 1976. Gut Ding will Weile haben.

Bei der Riesen-Bagger-Aktion wurden als Erstes die späteren Seeufer angelegt, indem man Spundwände ins Erdreich rammte. Innerhalb von drei Jahren wurden drei Millionen Kubikmeter Erde, die spätere Staumenge, abgebaut und das gewaltige Wehr am Südufer errichtet. Mitte 1980 war das Becken schließlich mit Ruhrwasser vollgelaufen. Am 18. September 1980 wurde die Eröffnung des Kemnader Sees mit einem großen Bürgerfest gefeiert. Der Rest ist Geschichte. Bochumer Geschichte der jüngsten Zeit.