Bochum.. Das Orlando, die Ganztagesgastronomie in Ehrenfeld, wird fortan von Philipp Bendel geleitet.
Orlando die Romanfigur, die eine Mischung aus Mann und Frau in sich birgt, bei der bald der eine, bald die andere die Oberhand gewinnt, um für stets neue Überraschungen zu sorgen, erschaffen von Virginia Woolf, ist der Namenspate der Szene-Gastronomie in Schauspielhaus-Nähe. Fast genau sechzehn Jahre lang war Ehrenfeld-Aktivistin Barbara Jessel hier Chefin, jetzt hat der erst 26-jährige Philipp Bendel den Laden übernommen.
Das Orlando war und bleibt wohl auch Heimat von Theatermenschen, der schwul-lesbischen Subkultur, Studis und Bohemiens und allen anderen Ehrenfeldern. Zur Eröffnung hat Bendel, ein gebürtiger Heidelberger und ausgebildeter Hotel-Gastronom, der zum BWL-Studium nach Bochum kam, zunächst den vorderen Tresenbereich renoviert. Die Spuren von eineinhalb Jahrzehnten Nikotinkonsum hatten sich deutlich eingeschrieben. Nun ist der Gastraum deutlich aufgehellt, viel Patina ist verschwunden.
Vollkorntoast mit Bio-Roastbeef
Vom Konzept her macht Bendel, der hier auch schon im Service gearbeitet hatte und das Lokal nach eigener Aussage recht „spontan“ übernommen hat, nicht viel anders als seine Vorgängerin. Die Getränkekarte bleibt opulent, kulinarisch werden die Schwerpunkte nur leicht versetzt. Neu sind etwa die Sandwiches. Sehr opulent, bei einem Preis von 10.90 €, auch angemessen kommt das „Roastbeef Sandwich“ daher. Vielstöckig mit Vollkorntoast gebaut, wird geschmackvolles Bio-Roastbeef serviert, mit klassischer Sauce Tatar, Tomate und Salat und einer ordentlichen, qualitativ tadellosen Portion Pommes. Ähnlich gut sieht der neue Renner, ein „Classic Club Sandwich“ aus, Bacon, Kochschinken, Emmentaler und ein von beiden Seiten gebratenes Spiegelei sind hier die Bausteine. Auch der Mittagstisch ist etwas akzentuiert: fortan gibt es zwei Gerichte, einmal deftig nach Hausmannsart, einmal Pasta, ein Gericht davon vegetarisch (ab 4,90 €), daneben: Eintopf oder Suppe (ab 2,90).
Aktuell möchte das Orlando mit einem Laune machenden Sommerdrink punkten: Das „Hummelchen“ brummt vermutlich ordentlich mit Sekt, Gin, Aperol und Rhabarbersaft. Zu hoffen ist, dass die schlimme Baustelle vor dem Freisitz alsbald das Weite sucht.