Bochum.. Aline (15) will nach Kanada – ob’s klappt, darüber entscheiden bei ihrem Stipendien-Geber die Facebook-Likes. Doch gibt es viele Wege für Schüler, die ins Ausland führen.
„Kanada ist ein Land, in dem man alles erleben kann“, findet Aline Kurtoglu. Deshalb will die 15-Jährige die zehnte Klasse nicht in Bochum verbringen, sondern an einer Highschool im Land des Ahornblattes. Und so hat sie sich für ein ungewöhnliches Stipendium beworben: Das GLS-Spracheninstitut vergibt Schüler-Stipendien nach Facebook-Likes.
Junge Uni vergibt Fachpreise
Aline hat ein Musikvideo zu einem Song von Shawn Mendes eingereicht. Das passt. Schließlich kommt der Popsänger aus Kanada und wurde übers Internet bekannt. Andere Schüler konkurrieren mit ihr mit weiteren Musikvideos, Comedy-Sketchen und anderen Beiträgen. Aline wurde in ihrer Schule auf das Programm aufmerksam. Klar, etwas skeptisch ist sie auch: „Wenn jemand bei Facebook sehr aktiv ist, bekommt der ja viel leichter Likes.“ Die Chance will sie sich trotzdem nicht entgehen lassen.
Magdalena Zomerfeld von der Ruhr-Uni sieht das ähnlich: Prinzipiell ist gut, was Jugendlichen die einzigartige Erfahrung eines Auslandsaufenthalts ermöglicht. Die Idee, die Like-Zahl in sozialen Medien entscheiden zu lassen, ist der Stipendien-Beraterin neu. „Ich bin aber ein Fan von Transparenz – und die ist nur in anonymen Verfahren möglich.“ Die Junge Uni vergibt zum Beispiel den Hans-Riegel-Fachpreis: Hier können Schüler eigene Facharbeiten einreichen, die dann anonymisiert von jungen Professoren bewertet werden – hier zählt nur die Kompetenz.
Über den Tellerrand blicken
Allerdings gibt es zahlreiche Stipendien-Geber und ebenso viele Kriterien: Engagement in Schule, Ehrenamt oder Sportverein oder ganz klassisch die Noten. Zomerfeld: „Es geht darum, zu zeigen, dass man über den Tellerrand blickt und Verantwortung übernimmt.“
Hendrik Monkowius, heute RUB-Student, blickte auch über den Tellerrand der Oberstufe: Er arbeitete in einer Küchenfirma, um sich seine Neuseeland-Reise zu finanzieren. „Es hat sich auf jeden Fall gelohnt“, sagt er. Und mit den Händen zu arbeiten liege ihm eh mehr, als Social-Media. „Aber wenn es einem gefällt – warum nicht?“
Klar, die Gunst der Facebook-Mitglieder mag vielleicht nicht das beste Kriterium sein, aber: „Es ist halt ein Wettbewerb. Außerdem bieten wir ja noch andere Stipendien an“, sagt Barabara Jaeschke vom GLS-Institut. Dass Aline selbstbewusst mit ihrem Video an die WAZ getreten ist, gefällt ihr jedenfalls: „Das zeigt doch, dass sie sich was einfallen lässt.“