Bochum-Wiemelhausen. Wegen der Bombenentschärfung in Bochum wird ein Hospiz geräumt. Elf sterbende Menschen müssen evakuiert werden – eine große Herausforderung.
Nach und nach fahren am Donnerstagnachmittag die gelben Wagen des Arbeiter-Samariter-Bundes vor. Auf Liegen oder in Rollstühlen transportieren sie die elf Gäste des Hospizes St. Hildegard. Nur wenige Meter entfernt von der Caritas-Einrichtung an der Königsallee wird hier am frühen Abend eine 250-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Auch 700 weitere Personen müssen ihr Zuhause verlassen, sie können in einer Betreuungsstelle am Neuem Gymnasium Bochum unterkommen.
Evakuierung ab dem Nachmittag – wegen Abiklausur an Bochums Schiller-Schule
Ab 15 Uhr beginnt die Evakuierung. Schon zwei Tage zuvor hatte die Stadt Bochum angekündigt, dass es den Verdacht gibt, dass sich an der Schiller-Schule und auf einem privaten Grundstück zwei Blindgänger befinden. An einer Stelle bestätigte er sich. Weil an dem Gymnasium am Waldring noch Nachschreibe-Klausuren für das Abitur stattfinden, sollten Evakuierung und Entschärfung erst ab dem Nachmittag beginnen.
- An der Bochumer Königsallee muss nahe der Schiller-Schule ein Blindgänger entschärft werden. In unserem Liveticker finden Sie alle wichtigen Informationen.
Zum Zeitpunkt, als die Evakuierung los geht, verlassen gerade die letzten Gäste und Mitarbeitende des Hospizes an der Königsallee die Räumlichkeiten. Schon vergangene Woche wurde die Mitarbeitenden des Hospizes St. Hildegard vorgewarnt, dass die Evakuierung droht. Bei der Entschärfung eines Blindgängers vor zwei Wochen war man noch darum herumgekommen – kurz davor endete der Radius.
„Die Evakuierung ist eine schwierige Aktion“, beschreibt Katrin Gondermann, stellvertretende Leitung des Hospizes St. Hildegard. „Das sind alles sterbende Patienten. Wir haben das Glück, dass uns viele Partner hier helfen.“ Drei der Gäste – so werden die Menschen genannt, die das Hospiz aufnimmt – bringt ein Transport ins Josef-Hospital beziehungsweise in die Augusta Kliniken.
Ein Gast wird in ein Hospiz in Herne verlegt, ein anderer kommt für die Entschärfung nach Hause. „Sechs Gäste werden von der Tagespflege in den Kronenhöfen aufgenommen“, schildert Gondermann. Personal aus dem Hospiz begleitet sie. Für die Gäste des Hospizes und auch die Angehörigen eine emotionale Situation. Aus Corona-Gründen können sie nicht bei den todkranken Menschen sein.
Evakuierung ist eine Herausforderung für Gäste und Mitarbeitende des Hospizes
Letzte Entschärfung erst zwei Wochen her
Erst vor zwei Wochen musste ein Blindgänger an der Kleingartenanlage an der Wiemelhauser Straße entschärft werden. Sie wurde bei Sondierungsarbeiten gefunden. Auch hier war es eine 250-Kilo-Bombe. Rund 500 Bewohnerinnen und Bewohner mussten ihre Häuser verlassen.
„Wir sind froh, dass wir hier so eine große Unterstützung haben“, so die stellvertretende Leiterin Gondermann. Auch die Zusammenarbeit mit dem Krisenstab der Stadt Bochum klappe gut. Trotzdem: Für das Hospiz ist die Evakuierung eine große Herausforderung. Zuvor mussten PCR-Tests durchgeführt werden, unter anderem. „Die Planung war der größte Aufwand“, sagt Gondermann. Nun am Tag der Evakuierung, da alles gut organisiert ist, geht es.
Gegen 17.50 Uhr gibt der Kampfmittelräumdienst Entwarnung, die 250-Kilo-Bombe ist entschärft. Die rund 700 Anwohnerinnen und Anwohner dürfen zurück in ihre Häuser. Ebenso wie die Gäste des Hospizes, auch sie kehren noch am Abend zurück.