Bochum-Stiepel. Die Zäune in der Ruhraue in Bochum-Stiepel sollen die Natur schützen. Doch sie werden ständig zerstört. So will die Stadt für Frieden sorgen.

Es ist schon wieder passiert. Gleich an zwei Stellen wurden die neuen Zäune in der Ruhraue in Bochum-Stiepel durchtrennt. An diesem idyllischen Fleckchen an der Ruhr, zwischen Alter Fähre und Brockhauser Straße, will einfach keine Ruhe einkehren. Dabei wurden die Zäune eigens dafür gesetzt, teilt die Stadt Bochum mit: Damit Flora und Fauna geschützt werden, zur Ruhe kommen.

Stadt Bochum sauer: Zäune an der Ruhr in Stiepel werden immer wieder zerstört

Doch daraus wird nichts, weil einige Bürger offenbar nicht auf ihre geliebten Spazierwege verzichten wollen. Und so werden die Zäune an den Stellen, an denen der inzwischen zurückgebaute Weg früher verlief, einfach durchtrennt: Kurz hinter der Straße An der Alten Fähre, wo der Weg bis vor kurzem noch zur Ruhr führte, und weiter westlich, wo er in die Zufahrt zum ehemaligen Wasserwerk mündete. Die Trampelpfade lassen auf eine regelmäßige Nutzung schließen.

Für die Stadt ist das ein echtes Ärgernis. „Wir reparieren in einer Tour“, sagt Melanie Gronewald, die Leiterin der Umweltbehörde. Im September seien die Zäune gezogen worden, am 22. jenen Monates waren sie das erste Mal durchtrennt. Es folgten bis heute 13 weitere mutwillige Zerstörungen. Und jetzt, ganz aktuell, der 15. Vorfall.

Stadt Bochum: Zäune wurden in der Ruhraue nicht ohne Grund gezogen

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Zweimal habe die Stadt bereits Strafanzeige gestellt und die weiteren Vorfälle dann immer wieder nachgemeldet, berichtet Melanie Gronewald. Aktuell sei die Reiterstaffel regelmäßig in der Ruhraue unterwegs, um zu kontrollieren. Und doch würden die Zäune immer wieder zerstört.

Dabei haben diese laut Stadt durchaus ihre Berechtigung. Bei den Stacheldrahtzäunen handele es sich um ortsübliche Weidezäune, „die im Übrigen der Regionalverband Ruhr entlang der veränderten Ruhrtalradweg-Trasse gesetzt hat und setzen musste, damit die artenschutzrechtlichen Voraussetzungen für diese Wegenutzung sichergestellt werden konnten“. Ziel sei die Beruhigung der dahinterliegenden Vogelrastflächen, die durch streunende Hunde gestört würden.

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Ebenso sei es artenschutzrechtlich erforderlich gewesen, den nun abgezäunten Abschnitt mit dem Trampelpfad zurückzubauen. Er war zunächst mit großen Baumstämmen abgeriegelt worden, damit die Trampelpfade zuwachsen können. „Dies wurde jedoch ignoriert und die besagten Baumstämme sogar zersägt und entfernt“, wird im Rathaus beklagt.

Deshalb sei dann auch hier zum Schutz des Naturschutzgebietes und zur Einhaltung der gesetzlichen Auflagen ein Zaun gezogen worden. Dieser stellt laut Stadt keine Beeinträchtigung für die dortige Tierwelt, sondern vielmehr „einen Schutz vor Menschen und freilaufenden Hunden dar, die die Ver- und Gebote in diesem Gebiet missachten“.

Von Seiten der Stadt ist nicht geplant, die Zäune wieder zu entfernen. Sie seien notwendig, um die Schutz- und Entwicklungsziele des Naturschutzgebiets Ruhraue Stiepel zu wahren. „Die Flächen abseits der Wege sind nicht für Erholungssuchende sowie die anzuleinenden Hunde freigegeben. Dies wird auch so bleiben, hat sich das Gebiet doch aufgrund der Einzäunung im Rahmen der Trinkwassergewinnung dermaßen positiv entwickelt“, heißt es aus dem Rathaus.

Kampf um Fußweg

Ende 2018 hatte der dafür zuständige Regionalverband Ruhr (RVR) damit begonnen, den Ruhrtalradweg zwischen Haus Oveney am Kemnader See und Brockhauser Straße in Stiepel generell zu verbreitern und an einigen Stellen umzugestalten. Grund: Er sei an einigen Stellen zu eng und kurvig und bei immer mehr Nutzern daher zu gefährlich.Dieser Umgestaltung fiel auch ein 180 Meter langes Teilstücks zum Opfer, das parallel zur Alten Fähre direkt an die Ruhr und auf den Leinpfad führte. Sehr zum Ärger einiger Stiepeler, die die Bürgerinitiative „Pro Erhalt des Ruhrauen-Fußwegs“ gründete und Unterschriften sammelte. Letztlich blieb dieser Protest aber ohne Erfolg.

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Die Untere Naturschutzbehörde appelliert daher dringend, die Abgrenzungen zu respektieren, „damit die Natur sich hier weiter positiv entwickeln kann“. Naturnahe Erholung sei bereits möglich und werde künftig weiter verbessert. Denn es soll bald ein neuer Spazierweg angelegt werden.

Sobald die Stadt die Flächen an der Ruhr wie geplant angekauft hat, soll die Planung beginnen. „Das dürfte in wenigen Monaten der Fall sein“, sagt Melanie Gronewald. „Dann haben wir auch Verhandlungsmasse und können anderen Grundbesitzern Land zum Tausch anbieten.“

Der neue Spazierweg soll von der Brockhauser Straße abgehen und sich dann südlich bis zur Straße An der Alten Fähre schlängeln. „Noch müssen wir aber mit den Eigentümern sprechen“, tritt Melanie Gronewald leicht auf die Euphoriebremse. Und die Maßnahme werde wohl auch erst im nächsten Jahr umgesetzt.