Erkrath-Hochdahl. In einem Ortsteil von Erkrath bei Düsseldorf häufen sich Fälle gefährlich gespannter Drähte. Der jüngste Fundort macht die Ermittlungen noch schwerer.

Die Serie von Draht-Fallen in Erkrath bei Düsseldorf setzt sich fort: Seit der zweiten Dezemberwoche sind im Ortsteil Hochdahl mehrfach Drähte entdeckt worden, die quer über Geh- und Radwege gespannt waren. Am Freitagabend, 20. Dezember, meldete ein Jugendlicher den mittlerweile sechsten Fund. Auch dieser Draht hätte Radfahrer schwer verletzen können.

Diesmal lag der Ort des Geschehens erheblich entfernt von vorherigen Tatorten. Gegen 18 Uhr sei der 16-Jährige in der Nähe des S-Bahnhofs Hochdahl-Millrath in ein gespanntes Drahtseil gelaufen. Verletzt habe er sich dabei nicht, jedoch wurde seine Weste beschädigt, teilte die Polizei am Samstag mit. Der Draht sei in eineinhalb Metern Höhe zwischen zwei Bäumen quer über den Höhenweg gespannt gewesen, der durch ein Waldgebiet führt; der Draht sei insgsamt fünfeinhalb Meter lang gewesen.

Draht-Fallen auf Radwegen: Polizei weiß bis dato nichts über den oder die Täter

Zu dem oder den möglichen Tätern weiß die Polizei bisher nichts. Auch jetzt hat die Polizei die Meldung über den neuen Vorfall mit einem Zeugenaufruf verbunden.

Der erste Fall war am Montag, 9. Dezember, gemeldet worden. Eine Fußgängerin hatte am frühen Nachmittag dieses Tages einen Draht entdeckt, der auf 1,20 Metern Höhe zwischen einem Baum und einem Mast quer über den Geh- und Radweg eines Wohngebietes an der Sedentaler Straße im Erkrather Ortsteil Hochdahl gespannt war. Die Frau alarmierte die Polizei.

Attacken auf Radfahrer in Erkrath-Hochdahl: Drähte kaum zu erkennen

Eine Woche später entdeckte eine andere Fußgängerin einen weiteren Draht, diesmal in einem Waldstück quer über einen Geh- und Radweg gespannt in der Nähe des Vereinsgeländes des TSV Hochdahl. Das Seil war laut Polizei zwei bis drei Millimeter dünn. Der Draht war auf etwa 1,50 Metern Höhe gespannt. Er war kaum zu erkennen, Radler wären beim Kontakt in voller Fahrt aus dem Sattel gerissen worden und hätten sich schwer verletzen können. Zusammen mit einer anderen Passantin entfernte die Frau den Draht und entsorgte ihn in einer Mülltonne, berichtete die Polizei. Dann habe sie die Polizei in Erkrath aufgesucht und Anzeige gestellt.

Nicht weit vom Fundort am Sportgelände entfernt wurde dann am Folgetag erneut eine Draht-Falle entdeckt, das wahrscheinlich ebenfalls von einem Baum aus quer über einen Ge- und Radweg gespannt worden war. Offenbar hatte jedoch ein Passant das Seil entdeckt und durchtrennt, nicht aber selbst die Polizei informiert.

Passanten durchtrennten Drähte, informierten aber wohl nicht die Polizei

Am Donnerstag wurde die Polizei erneut zur Sedentaler Straße in Hochdahl gerufen; eine der Draht-Fallen war in der Nähe des Bürgerhauses Erkrath, der andere über einen Wald- und Schotterweg in der Nähe des Schulzentrums an der Rankestraße gespannt gewesen. Auch hier hatten andere Passanten offenbar die Seile schon entdeckt und durchtrennt, um die Gefahr zu entschärfen.

Dass es sich um eine Serie von Taten handeln könnte, hatte die Polizei nach dem ersten Fall vom 9. Dezember offenbar nicht erwartet. Erst als man mit den Ermittlungen nicht weiter kam, sei die Pressestelle hinzugezogen worden. Eine öffentliche Mitteilung folgte deshalb erst am 16. Dezember. Und einen Tag danach zeigte sich: Es könnte sich um eine Tat-Serie handeln.

Drähte könnten besonders Kinder an Kopf oder Hals schwer verletzen

Juristisch geht es um „gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr“, wie der strafrechtliche Tatvorwurf derzeit noch lautet, sagte ein Polizeisprecher auf Nachfrage. Die Drähte, sagte der Sprecher am Freitag, waren in einer Höhe über die Wege gespannt worden, in denen etwa Kinder auf dem Fahrrad an Hals oder Gesicht hätten getroffen und schwer verletzt werden können. Sollte womöglich noch etwas Schlimmes passieren, könnte die Tat auch zur „versuchten Tötung“ hochgestuft werden, was zu eine Haftstrafe führen kann, sollte der oder die Täter gefasst werden, meinte der Sprecher. Dies zu bewerten, sei jedoch Sache der Staatsanwaltschaft. Zu Verletzten sei bis dato nichts bekannt, hieß es bei der Polizei.

Auch nach dem jüngst entdeckten Draht hat die Polizei noch keinen oder keine Verdächtigen im Blick. Der Fundort könnte die Suche noch erschweren, weil er gut eine halbe Stunde Fußweg von den bisherigen Fundorten entfernt liegt. Somit könnte es darauf hinauslaufen, dass die Polizei das Suchgebiet auf ganz Hochdahl ausweiten muss. Nach wie vor hofft die Polizei darauf, dass Anwohner oder Passanten, denen etwas auffällt, sich bei der Polizei melden: Sachdienliche Hinweise nimmt die Polizei in Erkrath entgegen, Telefonnummer 02104/9480-6450.

Polizei appelliert an Radfahrer: An unübersichtlichen Stellen besser absteigen!

Die Polizei appelliert an Fahrradfahrer in Hochdahl, bis auf Weiteres besonders vorsichtig zu fahren und an unübersichtlichen Stellen besser abzusteigen. Wer verdächtige Drähte entdeckt, möge bitte umgehend die Polizei informieren, sagte der Polizeisprecher: „Bitte gehen Sie an die Drähte nicht ‚ran und warnen Sie Passanten, bis die Polizei da ist“, sagte der Sprecher. Entdeckte Drähte würden dann von der Polizei so entfernt, sodass mögliche Spuren daran gesichert werden können. Die Ermittlungen lägen inzwischen nicht mehr im Verkehrskommissariat der Kreispolizei Mettmann, sondern bei der Kriminalpolizei, sagte der Sprecher.

(dae)