Als die Tür geöffnet wird und die Zuhörer langsam aus dem Saal gehen, wirkt es wie bei einer Beerdigung. Schweigsam, mit Tränen in den Augen verlassen Freunde und Angehörige der Familie das Gericht. Zu zehn Jahren Haft hatte gerade die VI. Essener Strafkammer den Sohn verurteilt.
Als die Tür geöffnet wird und die Zuhörer langsam aus dem Saal gehen, wirkt es wie bei einer Beerdigung. Schweigsam, mit Tränen in den Augen verlassen Freunde und Angehörige der Familie das Gericht. Zu zehn Jahren Haft hatte gerade die VI. Strafkammer den Sohn verurteilt. Ein Jahr davon wandelte es in eine Geldstrafe in Höhe von 36 000 Euro (360 Tagessätze) um. Zwei weitere Jahre Haft wird er wohl aus einer früheren Bewährung absitzen.
Eine lange Zeit für einen 33-Jährigen, der auch einmal am großen Rad drehen wollte, der einmal dem in Geschäftsdingen so mächtigen Vater imponieren wollte. Nordrhein-Westfalens größte Indoor-Plantage für die Cannabis-Aufzucht hatte er mit zwei Komplizen in der alten Olsberghalle an der Emscherstraße in Katernberg aufgebaut und zwei Jahre lang betrieben. Richterin Jutta Wendrich-Rosch machte gleich zu Beginn klar, über welche Dimensionen zu urteilen war: „So eine erhebliche Menge Rauschgift über so einen langen Zeitraum, dazu perfekt organisiert. Ein solches Ausmaß hatten wir Gott sei Dank noch nicht.” Das Verhalten des Angeklagten nannte sie „schon dreist”.
Verkauf in Essen zu gefährlich
Seinen Komplizen Thorbjörn L. (31) aus der Niederlande verurteilte die Kammer zu fünf Jahren und drei Monaten Gefängnis. Er erklärte dem Gericht, warum die Ernte ausgerechnet nach Holland geliefert wurde: „Anders als die Familie wollten wir nicht in Essen verkaufen, weil dann die Anlage schnell aufgeflogen wäre.” Das lasse sich dann nicht geheim halten, meinte er. Gefahndet wird noch nach Björn D., dem laut Urteil eigentlichen „spiritus rector” der Anlage. Als der Niederländer vom Cannabis-Anbau sprach, war der Sohn schnell zu begeistern. „Halb zog man ihn, halb sank er hin”, meinte die Richterin. Die Aussicht auf schnelles Geld sei immer verführerisch.
„Sehr milde” nannte die Richterin das Urteil, denn eigentlich sei der bandenmäßige und mit scharfen Waffen gesicherte Drogenhandel mindestens zwölf Jahre Haft wert. Vor allem sein Geständnis, „ein Zeichen der Reue”, habe ihm dazu verholfen. Wendrich-Rosch erinnerte daran, wie der Sohn im Prozess gegen den Vater diesen belastet habe: „Die Zuhörer im Saal hielten die Luft an, dem Senior und seinem Verteidiger blieb die Luft damals weg.”
Dem Vater zweieinhalb Jahre Haft erspart
Strafrechtlich sei es nicht einmal so relevant gewesen, weil der Vater auch so verurteilt worden wäre. Aber man habe gesehen, wie schwer das Geständnis dem Sohn fiel. Letztlich habe er so den Vater zum eigenen Geständnis veranlasst und diesem zweieinhalb Jahre Haft erspart.
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