Mülheim. Die EZB hat den Leitzins ein weiteres Mal erhöht. Wie profitieren Bankkunden davon? Was Geldinstitute in Mülheim Kunden derzeit anbieten.

Bei Banken und Sparkassen ziehen die Zinserträge an, die man mit Sparguthaben erreichen kann – eine Folge der Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank. Das niedrige Zinsniveau der vergangenen Jahre war zwar insgesamt vorteilhaft für Kreditnehmer, aber nachteilig für Sparer – das wandelt sich aktuell, nachdem die EZB den Leitzins ein weiteres Mal erhöht hat. Wie Bankkundinnen und -kunden in Mülheim daraus Kapital schlagen können.

Sparer, die ihr Geld nun nach der Nullzinsphase bei der Sparkasse Mülheim anlegen wollen, erhalten dort derzeit auf dem traditionellen Sparbuch 0,2 Prozent Zinsen im Jahr. Auf dem bei der Sparkasse „Geldmarktkonto“ genannten Tagesgeldkonto gibt es aktuell 0,4 Prozent, dafür gilt keine Kündigungsfrist. Anders beim sogenannten Kündigungsgeld, das zwar mit 0,6 Prozent verzinst wird, aber erst nach einer 90-tägigen Kündigungsfrist wieder verfügbar ist. Wer sein Geld länger liegen lassen kann, wird bei der Sparkasse mit Sparbriefen bedient – über eine Laufzeit von einem Jahr erwirtschaften diese 2,1 Prozent Zinsen, über zwei Jahre 2,6 Prozent, über drei Jahre 2,65 Prozent und über vier Jahre 2,7 Prozent.

Wer sein Geld länger festlegt, bekommt auch in Mülheim höhere Zinsen

Bei der Commerzbank liegt der Zinssatz für Spareinlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist derzeit bei 0,25 Prozent. Zudem bietet das Kreditinstitut verschiedene Modelle der Geldanlage an, etwa Staffel-Sparen, Wachstums-Sparen und Ausbildung-Sparen – diese Varianten werden aktuell mit 0,25 Prozent verzinst. Laut Commerzbank ist hier allerdings kein Neuabschluss möglich, ebenso wenig wie für das Wertpapier-Geld-Konto. Auf dem Tagesgeldkonto gibt’s bei der Commerzbank mit Stand vom 1. August 0,6 Prozent Zinsen.

Die Deutsche Bank bietet ihren Kunden für das Festzins-Sparen aktuell 3 Prozent für zwölf Monate bei einer Neuanlage von mindestens 2500 bis maximal 100.000 Euro an. Beim sogenannten Festzins-Sparen für bestehende Guthaben liegen die Zinsen nach Angaben einer Sprecherin des Kreditinstitutes für die Laufzeit von sechs Monaten bei 2,25 Prozent und für die Laufzeit von zwölf Monate bei 2,50 Prozent. Das bei der Deutschen Bank Flexgeld genannte Tagesgeld wird mit 1 Prozent verzinst. Der Zinssatz für das Sparkonto liegt aktuell bei 0,25 Prozent.

Nicht jede Bank bietet ihren Kunden heute noch ein klassisches Sparbuch

Die Postbank, die in Mülheim kürzlich mit der Hauptpost zum neuen Standort an der Friedrich-Ebert-Straße umgezogen ist, bietet Sparern unter dem Titel Rendite Plus ihre Sparbuchvariante an und zahlt bei einem Guthaben unterhalb von 50.000 Euro aktuell 0,65 Prozent und ab 50.000 Euro 1 Prozent Zinsen. Wer mindestens 2500 Euro über eine Laufzeit von zwölf Monaten anlegt, kann bei der Postbank 2,5 Prozent Zinsen erwirtschaften, bei einer Neugeld-Anlage sind es 3 Prozent. Auf dem Tagesgeldkonto gibt’s bei der Postbank derzeit 1 Prozent Zinsen.

Das klassische Sparbuch wirft in der Regel weniger Zinsen ab als Einlagen auf dem Tagesgeld- oder Festgeldkonto. Eine Mülheimer Bank bietet gar kein Sparbuch mehr an.
Das klassische Sparbuch wirft in der Regel weniger Zinsen ab als Einlagen auf dem Tagesgeld- oder Festgeldkonto. Eine Mülheimer Bank bietet gar kein Sparbuch mehr an. © dpa | Oliver Berg

Kein klassisches Sparprodukt wie ein Sparbuch bietet nach eigener Aussage die Sparda-Bank West an. Stattdessen gibt es Anlage-Varianten etwa mit Tagesgeld – wer unter 50.000 Euro anlegt, kann mit 0,8 Prozent Zinsen rechnen, darüber sind es 1,25 Prozent. Beim Festgeld zahlt die Sparda-Bank West ab einer Einlagesumme von 2500 Euro für ein Jahr drei Prozent, bei zwei Jahren 2,25 Prozent, bei drei Jahren 2,50 Prozent und bei vier Jahren 2,75 Prozent.

Finanzfachleute raten: Das Kleingedruckte unter die Lupe nehmen

Finanzexperten wie etwa vom Vergleichsportal Biallo mahnen generell dazu, auf die genauen Konditionen zu achten und dazu das Kleingedruckte zu studieren. Denn nicht wenige vielversprechende Angebote hätten den Haken, befristet zu sein. Dann gelten die Zinserhöhungen nur für sechs Monate oder weniger, danach rutschen die Zinsen wieder ab.

Ein Beispiel liefert aktuell die Targobank. Hier bekommen sowohl Bestandskunden, die bei dem Geldinstitut noch kein Tagesgeldkonto haben, als auch Neukunden bei Eröffnung eines Tagesgeldkontos 3,20 Prozent Zinsen für sechs Monate. „Nach Ablauf der sechs Monate gilt der variable Zinssatz von zurzeit 0,6 Prozent“, informiert die Bank. Bei Festgeldanlagen bietet die Targobank aktuell für die Dauer von sechs Monaten 2,6 Prozent, bei einem Jahr 3,3 Prozent, bei zwei Jahren 3,35 Prozent sowie zwischen drei und sechs Jahren drei Prozent Zinsen an.

Höhere Zinssätze erhalten Sparerinnen und Sparer in der Regel bei reinen Direkt- beziehungsweise Online-Banken. Aktuell wirbt die C24 Bank mit Zinsen in Höhe von 4 Prozent aufs Tagesgeld mit einer Zinsgarantie bis zum 31. Dezember 2023.

Verbraucherzentrale mahnt: Geldanlage-Anbieter genau prüfen

Die Verbraucherzentrale stuft Tages- und Festgeld zwar als sichere Komponenten für die Geldanlage ein, warnt aber vor Webportalen oder Beratungsfirmen, die vorgeben, gute Festgeldangebote zu vermitteln. Auf den Internetseiten erschienen die Antragsformulare täuschend echt, doch überwiesene Gelder flössen in die Taschen von Kriminellen, wissen die Verbraucherberaterinnen und -berater aus Gesprächen mit Geschädigten.

Teils bekämen Verbraucherinnen und Verbraucher nach der Transaktion noch einen gefälschten Kontoauszug zugestellt, zumeist aber breche nach der Überweisung des Geldbetrages jeglicher Kontakt zu den vermeintlichen Festgeld-Vermittlern ab. Um auf Nummer sicher zu gehen, rät die Verbraucherzentrale, in der BaFin-Unternehmensliste zu überprüfen, ob die Anbieter und Vermittler dort aufgeführt sind und damit eine Zulassung für Finanzdienstleistungen in Deutschland haben.

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