Oberhausen. Zum Abschluss der Indie Radar-Konzerte im Schlosshof erinnert die alternative Pop-Combo an wilde Jahre – und wünscht ihren Fans „Regen und Meer“.
Soll keiner sagen, die alternative Pop-Band Juli habe keinen feinen Humor. Vor ziemlich genau 20 Jahren gab’s für „Geile Zeit“ den „Rio Reiser Songpreis“, wenig später machte ihre erste Single gleich die „Perfekte Welle“ und das Quintett mit der Sängerin Eva Briegel zur angesagtesten Combo des damals noch taufrischen Deutsch-Pop neuerer Machart. Dass der immer noch seine Fans hat, zeigte sich nun beim finalen „Schlossnächte“-Konzert von Indie Radar Ruhr im mit gut 500 Zuhörern wohlgefüllten Rund zwischen dem großen und kleinen Schloss Oberhausen.
Und was bekam man als erstes von Juli zu hören? Die hübsch selbstironischen Zeilen „Ich wollt Dich nur erinnern, dass wir glücklich war’n in unsren fetten wilden Jahr’n“, als man verträumt in den Tag lebte und sich plötzlich an der Spitze der deutschen Charts fand. Lang ist’s her, aber eindeutig haben Eva Briegel und ihre Gitarristen Simon Triebel und Jonas Pfetzing, getragen von dem grundsoliden Rhythmusgespann Andreas Herde am Bass und Marcus Römer am Schlagzeug, das Beste draus gemacht.
Denn locker übertrug sich ihr „elektrisches Gefühl“ auf ein altersmäßig bunt gemischtes Publikum, das neben Fans der ersten Stunde auch erstaunlich viele junge Leute aufwies. Sie alle hüpften fröhlich zu der leichtgängigen Mischung aus dezent-rockigem Gitarren-Pop über knackigen Beats und charmant servierten Texten voller bittersüßer Erinnerungen an die Tage längst vergangener Jugend und unbeschwerter Stranderlebnisse. Lauter Dinge, die ihren Zuhörern mit Sicherheit bekannt vorkamen, die sie mit Juli ganz entspannt feierten.
Vergnügt mitgesungen: „Geile Zeit“ passte perfekt
Von wegen „Der Sommer ist vorbei“, wie das Motto ihrer Tournee über die eher kleinen Bühnen der Republik heißt. Obwohl Eva Briegel eine „Wolke“ rief und bei „Fahrrad“, einem der jüngeren Songs, im ekstatischen Ritt „Lenken“ auf „Denken“ reimte, erlebte man bei angenehmen Temperaturen einen lauschigen Sommerabend, zu dem das natürlich vergnügt mitgesungene „Geile Zeit“ perfekt passte.
Zwischendurch gab es als feinen Show-Stopper ein delikates Duett der unaufgeregt stimmgewaltigen Eva Briegel mit dem auch am E-Piano glänzenden Simon Triebel, der später mit dem Lead-Gitarristen Jonas Pfetzing überraschenderweise gar in progressive Rock-Gefilde vorstieß, was dem Treiben eine ganz andere, wenn auch rasch verwehende Duftnote gab.
Dramaturgisch geschickt mäanderte Juli zwischen verträumten Songs und fröhlichem Mithüpf-Rock, was für lauter glückliche Gesichter sorgte. Selbst die Wildschweine im benachbarten Kaisergarten waren happy, jedenfalls roch es kurz vor dem Höhepunkt des Abends schwer danach. Tosender Jubel, als Eva Briegel die „Perfekte Welle“ ankündigte, was ein älterer Herr gegenüber seinem Filius versonnen so kommentierte: „Da warst du sooo klein …“ Und dann sangen beide in trauter Zweisamkeit den berühmtesten Juli-Hit ebenso textsicher mit wie der Rest des begeisterten Publikums, das nach der finalen Ballade „Wir beide“ lautstark nach einer Zugabe verlangte. Und dafür „Regen und Meer“ bekam – ganz trocken als trefflichen Ausklang eines Konzerts, das die „Indie Radar“-Gastspiele am Schloss Oberhausen stimmungsvoll krönte.
Indie Radar jetzt umsonst und draußen im Gdanska-Biergarten
Schlag auf Trommelschlag geht’s bereits am Wochenende weiter mit den nächsten Konzerten von Indie Radar Ruhr, jetzt umsonst und draußen im Gdanska-Biergarten am Altmarkt – jeweils im Doppelpack. Am Freitag, 21. Juli, trifft der Singer-Songwriter Marlon Hammer auf das Garage-Punk-Quartett Takeaways; am Samstag, 22. Juli, serviert das Duo Cloud Trips emotionale Lyrics zu tanzbaren Beats, während die Plastic Peaches einen bunten Mix aus Grunge, Dream Pop und Indie abliefern. Online informiert indie-radar-ruhr.de