Gelsenkirchen. Comedian Johann König trat am Samstagabend in Gelsenkirchen auf – parallel zum Fußball-Revierderby. Dafür bekam die DFL einen eingeschenkt.
Johann König steht am Samstagabend noch keine Minute auf der Bühne, da spricht er vielen Besuchern gleich aus der Seele: „Wie kann man das Derby denn ausgerechnet auf diesen Termin legen?!? Gucken die denn bei der DFL vorher gar nicht, was hier in der Kirche los ist?!?“ Zustimmendes Johlen und ein dicker Applaus folgen. Und dann stellt der Comedian in seiner gewohnt lakonisch-angriffslustigen Art fest: „DFL – Spackenverein!“ Im Sport hieße solch ein fulminanter Auftakt wohl „Führungstor mit dem ersten Angriff“.
König Johann I. hielt in der Gelsenkirchener Heilig-Kreuz-Kirche Audienz
Zwei Abende in Folge tritt der 50-jährige Publikumsliebling in der Heilig-Kreuz-Kirche in Ückendorf auf, zweimal füllt er sie bis unters Dach. Addiert über 1200 Fans wollen sein neues Programm „Wer Pläne macht, wird ausgelacht“ hautnah miterleben. Doch bevor ihre Comedy-Majestät, Johann König I., richtig Hof hält, gilt es zunächst, dem angereisten Fußvolk mit ein paar lokalen Nettigkeiten zu schmeicheln. „Ihr seid gut drauf! Und ihr seht total gut aus! Kein Wunder, in so einer Fashion-Metropole wie Gelsenkirchen“, sagt der Gastgeber – und muss genau wie sein Publikum sofort losprusten. Mit Blick auf das grelle Scheinwerferlicht, in das er blickt, legt er noch einen nach: „Denn eigentlich sehe ich euch gar nicht richtig. Zum Glück!“
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Wie alle vorherigen Gäste drückt auch Johann König zu Beginn seine Bewunderung für das zur Kulturspielstätte umgebaute Gotteshaus aus, vergisst aber auch nicht, ein wenig Spott darüber zu gießen. So lästert er über „die 19 Millionen Euro an EU-Geldern“, die hier verbaut worden seien und dass es in einer Stadt wie Gelsenkirchen doch ganz sicher auch gar keine anderen Möglichkeiten gegeben hätte, um dieses Geld ausgeben. Vor allem die installierte Fußbodenheizung bekommt reichlich Fett weg. Dass die Fakten nicht ganz stimmen (der Umbau kostete 14 Millionen)? Schwamm drüber! Lustig ist es trotzdem.
Die Internetbetrüger wollen den König zum Millionär machen
Im Vergleich zu früheren Produktionen setzt König diesmal auf ein arg reduziertes Bühnenbild. Das besteht aus einem Barhocker und einem Stehtisch mit blauer Decke. Im gleichen Farbton sind auch Pullover und Schuhe des Comedians gehalten, dazu trägt er eine braune Hose. Und ein Köfferchen steht noch herum, aus dem ein paar Zettel herausragen. Darauf sind jene E-Mails abgedruckt, die er von dubiosen Damen und Herren erhalten hat, die ein Fakt eint: Sie alle wollen den König zum Millionär machen.
Klar, solche mit kühner Rechtschreibung aufwartenden Betrügerschreiben sind allseits bekannt und fast jeder hat sie selbst schon einmal in seinem digitalen Postfach vorgefunden. Doch es ist des Königs Kunst, aus diesem Brei des Betupptwerdens eine schmackhafte Portion Posse anzurühren, die allen sicht- und hörbar mundet und sie in höchste Verzückung versetzt. Zwischen den Programmteilen wird dann immer mal wieder ein Kalauer eingestreut – die einen lustig, die anderen noch lustiger. Etwa jener, wo er seinen alten WG-Kumpel beim Einzug fragte, wovon er denn leben würde. „Vom Schreiben“, habe dieser geantwortet. „Ich schreibe meinen Eltern nämlich jeden Monat, dass ich Geld brauche.“
Kinder verweigern die Mitarbeit im Haushalt – wegen einer fleißfressenden Pflanze
Nach der Pause steht in Teil zwei dann das Familienleben des Vaters dreier Kinder im Fokus. Und so erfahren alle, dass die jüngste Tochter im Hause König der Mitarbeit im Haushalt die kalte Schulter zeigt, seitdem eine „fleißfressende Pflanze“ ihr Unwesen treibt. „Das kommt davon, wenn die Kinder die Intelligenz der Mutter und den Humor des Vaters erben“, kommentiert König augenzwinkernd. Zur Paartherapie gehe er nun übrigens allein. „Dann bleibt einfach mehr Zeit für mich.“
Und dann bewies der Comedian auch noch die rar gesäte Fähigkeit der Spontaneität. Eine Besucherin hatte ihren Säugling mitgebracht. Und als dieser dann mal unruhig wurde und zu Quengeln begann, sagte König nur: „Nee, ist wirklich schön, dass du dein Baby gleich zur Taufe mitgebracht hast.“ Er selbst sei zwar ungetaufter Atheist, räumte König ein. Für eine knapp zweistündige, wunderbare Predigt reichte es an diesem runden Abend aber allemal.
Am 18. März kommt Ingo Appelt nach Gelsenkirchen
Für alle Freunde von Comedy und Kabarett steht das nächste Highlight bevor: An diesem Samstag, 18. März, ist Ingo Appelt in der Ückendorfer Heilig-Kreuz-Kirche zu Gast. Beginn an der Bochumer Straße: 19 Uhr. Restkarten ab 25 Euro sind noch im Vorverkauf erhältlich in der Tourist-Info im Hans-Sachs-Haus sowie im Netz unter: www.emschertainment.de.