Oberhausen. Am Centro Oberhausen eröffnet am 22. April ein neues Autohaus. Das vietnamesische Unternehmen Vinfast will den deutschen E-Auto-Markt aufmischen.

  • Der vietnamesische Automobilhersteller Vinfast eröffnet einen Standort am Centro Oberhausen
  • Das teuerste Auto – inklusive Karaoke-Anlage, Massage-Sitzen und Gesichtserkennung – kostet rund 100.000 Euro
  • Die Filiale am Centro ist nach Köln der erste größere Standort in ganz Deutschland

Im Centro Oberhausen eröffnete einst eine der ersten Filialen des US-Giganten Apple. Mit Topgolf entstand gegenüber auf dem alten Stahlwerksgelände die erste Anlage dieses neuen Spaßgolf-Freizeitangebotes in ganz Deutschland. Und nun nutzt ein weiteres Unternehmen Oberhausens Neue Mitte für den Start auf dem deutschen Markt: Vinfast, ein vietnamesischer E-Auto-Hersteller, öffnet am Samstag, 22. April, nach einem kleinen Standort in Köln die erste große Filiale Deutschlands im ehemaligen Smart-Center an der Centroallee.

Ein vietnamesischer Autohersteller? Das war bis zum vergangenen Jahr selbst dem jetzigen Standort-Leiter Frank Leclaire neu. Und Leclaire ist erfahrener Manager in der Branche, war zuletzt für die Luxusmarke Lexus tätig. Von seinem neuen Arbeitgeber sei er aber – wie sollte es auch anders sein – komplett überzeugt. Vinfast ist ein sehr junges Unternehmen: 2017 wurde es in Vietnam gegründet. Es gehört zur Vingroup, einem Mischkonzern mit vielen Standbeinen, gegründet von Phạm Nhật Vượng, dem laut Internetquellen reichsten Mann Vietnams.

Frank Leclaire leitet den neuen Vinfast-Standort am Centro Oberhausen.
Frank Leclaire leitet den neuen Vinfast-Standort am Centro Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Er startete mit einem Lebensmittelkonzern in der Ukraine, ließ unter anderem Nudeln für die Weiterverarbeitung trocknen. 2009 verkaufte er sein Unternehmen an den Weltkonzern Nestlé. Mit dem Erlös von 150 Millionen US-Dollar „hätte man damals wahrscheinlich halb Vietnam kaufen können“, sagt Frank Leclaire. Vượng ging tatsächlich zurück in seine Heimat, kaufte nicht das halbe Land, aber gründete die Vingroup, ließ Hotels und Wohnkomplexe bauen, auch Krankenhäuser und eine Universität sind entstanden. Heute ist Vượng Milliardär.

Vinfast: Vietnamesische E-Autos in italienischem Design

Von der getrockneten Nudel zum hochtechnologisierten E-Auto – fehlt da nicht das Know-how? Das sei gar nicht unbedingt nötig, meint Frank Leclair, denn Vinfast habe sich genau deshalb Partner ins Boot geholt, die wissen, wie man Autos baut. So stammt das Getriebe etwa vom Automobilzulieferer ZF aus Friedrichshafen, das Design vom italienischen Karosseriebauer Pininfarina. Auch Bosch und Siemens gehören zu den Partnern. Bislang gibt es ein Werk, in dem alle Komponenten zusammengebaut werden: im vietnamesischen Hai Phong. In den USA ist ein Standort für ein zweites Werk bereits gefunden, in Europa möchte die Vingroup ebenfalls ein Werk errichten, am liebsten in Deutschland. Ein konkreter Standort sei aber noch nicht gefunden, erklärt Leclaire.

Dass das Unternehmen auf dem europäischen Markt gerade erst Fuß fasst, merkt man auch beim exklusiven Vorab-Blick in die neue Niederlassung am Centro Oberhausen: Bislang steht dort nur das Modell VF8: ein orange leuchtender Elektro-SUV, 308 PS, von 0 auf 100 in 5,5 Sekunden, mit Sprachsteuerung und Gesichtserkennung. Frank Leclair versteht das Verkaufshandwerk. Je nach Ausstattung kostet das Modell zwischen 52.000 und 59.000 Euro.

Vinfast eröffnet eine neue Filiale im ehemaligen Smart-Center am Centro Oberhausen.
Vinfast eröffnet eine neue Filiale im ehemaligen Smart-Center am Centro Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Das teuerste Modell ist der SUV VF9: mehr als fünf Meter lang und in der Luxusausstattung inklusive Massagesitzen und Karaoke-Funktion, etwa für die Bespaßung während des rund halbstündigen Ladevorgangs (für 70 Prozent Batterieleistung), ist das Auto für rund 100.000 Euro zu haben. Das kleinste Vinfast-Modell, vergleichbar mit der Größe eines VW Golfes, soll es zwar auch in Oberhausen geben, ist aber noch nicht final konfiguriert. Es steht noch nicht einmal der konkrete Preis fest, Mitbewerber auf dem Markt verlangen für vergleichbare Modelle rund 30.000 Euro.

Eröffnung mit Foodtruck und Hüpfburg

Vinfast-Standortleiter Frank Leclaire plant zur Eröffnung „großes Halligalli“. Am Samstag, 22. April, stehen eine Hüpfburg sowie ein Foodtruck mit vietnamesischen Leckereien auf dem Gelände an der Centroallee 264. Eine Drachentänzer-Gruppe sorgt für Unterhaltung. Von 10 bis 17 Uhr können Besucher sich informieren und in einem Vinfast-Modell zumindest Platz nehmen.Die Lieferzeit für ein Vinfast-Auto liegt im Moment bei rund fünf Monaten. Wer also theoretisch am Eröffnungstag einen Wagen reservieren lässt, könnte im September damit durch Oberhausen fahren.

Insgesamt habe sich der Start des Unternehmens in Deutschland verzögert, sagt Frank Leclaire. Die Fahrzeuge müssten intensiver als gedacht an den europäischen Markt angepasst werden. Die Batterien müssten langlebiger sein; wegen der Verschärfung einer Sicherheitsrichtlinie der EU für mehr Schutz für Fußgänger im Falle eines Zusammenstoßes waren zudem Nachbesserungen an der Karosserie erforderlich. Für den deutschen Markt wird übrigens auch das Material der Sitze angepasst: Statt echter Tierhaut wird veganes Leder aus recyceltem Material verwendet. „Wir haben Stress, aber der Eröffnungstermin am 22. April steht definitiv fest“, sagt Leclaire.