Aachen. Vor dem Aachener Landgericht geht die juristische Aufarbeitung der Reemtsma-Entführung in eine weitere Runde. Ein 59-jähriger Mann muss sich ab kommenden Dienstag vor Gericht verantworten. Er soll große Teile des Lösegelds gewaschen haben.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelt es sich bei dem Angeklagten um einen engen Freund des Reemtsma-Entführers Thomas Drach. Die Ermittler gehen davon aus, dass Drach diesen Freund sowie seinen jüngeren Bruder Lutz damit beauftragt hatte, große Teile des Lösegeldes zu waschen.

Laut Anklageschrift soll der 59-Jährige im Jahr 2000 am Verschieben von etwa sechs Millionen Schweizer Franken aus der Lösegeldsumme nach Madrid beteiligt gewesen sein. Der Geldtransfer sei schließlich gescheitert, weil ein Mittäter bei der Polizei ausgepackt habe. Dieser Mann wurde inzwischen ebenso wie Lutz Drach zu einer Haftstrafe verurteilt.

Nach Brasilien geflohen

Der 59-jährige Angeklagte hatte sich zunächst nach Brasilien absetzen können, wo er von Zielfahndern des BKA aufgespürt und schließlich im Januar nach Deutschland ausgeliefert werden konnte.

Der Multimillionär, Autor und Soziologe Jan Philipp Reemtsma war am 25. März 1996 auf seinem Grundstück in Hamburg entführt worden. Nachdem ein Lösegeld in Höhe von 30 Millionen D-Mark gezahlt wurde, kam Reemtsma nach 33 Tagen Gefangenschaft wieder frei. Ein Teil der Lösegeldsumme war in Schweizer Franken gezahlt worden.

Der Haupttäter Thomas Drach wurde 1998 in Argentinien verhaftet und später in Deutschland zu 14 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt. Auch mehrere Tatbeteiligte erhielten teilweise langjährige Haftstrafen. Vom Lösegeld sind bislang nur rund 1,3 Millionen D-Mark wieder aufgetaucht. (ddp)