Oberhausen. Ein Dämmstoff, der auf natürliche Weise wächst, kommt in großem Stil in Oberhausen zum Einsatz. So profitieren städtische Gebäude davon.
Die Stadt Oberhausen baut auf Stroh und setzt damit ein Signal für ganz Europa: Fünf der sieben Lehrschwimmbäder werden auf diese Weise gedämmt, sowohl die Fassaden als auch die Dächer. Es handelt sich dabei nach Angaben der Stadt um eines der größten Projekte dieser Art in ganz Europa. Dezernent Michael Jehn ist sich sicher: „Der Dämmstoff Stroh bietet viele Vorteile!“
Fachleute der Stadt, der Servicebetriebe Oberhausen (SBO) und aus der Privatwirtschaft stellten das Projekt jetzt an der Schillerschule in Osterfeld vor, wo es ebenfalls ein auf diese Weise saniertes Lehrschwimmbecken gibt.
Die Dämmung mit Stroh ist Teil der laufenden umfassenden Sanierung der Lehrschwimmbäder. An drei Standorten sind die Arbeiten bereits abgeschlossen, weitere vier Standorte folgen spätestens bis zu den Sommermonaten. Was viele nicht wissen: Stroh ist tatsächlich ein offiziell anerkannter Bau- und Dämmstoff. Die Firma Lorenz (Taucha, Sachsen) hat sich darauf spezialisiert und den Auftrag für Oberhausen erhalten. Das Unternehmen hat entsprechende Fertigbau-Elemente entworfen. Das Stroh wird mit eigens entwickelten Spezialmaschinen bei immer gleichem Druck gepresst und lässt sich dann passgenau in die Fertigbau-Elemente einbringen.
Stroh bietet aus Umweltsicht gegenüber herkömmlichen Dämmstoffen eine Menge Vorteile: Die Herstellung erfolgt schadstofffrei als natürlicher Wachstumsprozess; Stroh speichert so Kohlendioxid und bleibt dort gebunden. Der Dämmstoff lässt sich restlos kompostieren. Das gilt für das gesamte Holz-Stroh-System, das hier zum Einsatz kommt. Auch der Brandschutz ist nach Angaben der Fachleute gewährleistet, da es keine größeren Brandrisiken als bei anderen Dämmstoffen gibt.
Sanierung der Lehrschwimmbäder: Von Solarthermie bis Dachbegrünung
Bei der laufenden energetischen Sanierung der Lehrschwimmbecken geht es neben der Strohdämmung zum Beispiel auch um Solarthermie und Dachbegrünung, um stromsparende LED-Technik und besonders effiziente Wasserpumpen in der Schwimmbadtechnik. All diese Maßnahmen sorgen für ein beachtliches Einsparergebnis: Durch die Sanierung der Lehrschwimmbecken, die größtenteils Anfang der 1960er Jahre errichtet worden sind, wird sich der gesamte Energieverbrauch der Stadt Oberhausen um acht Prozent reduzieren!
Dezernent Michael Jehn: „Ein Dank an die Europäische Union!“
Das alles ist möglich, weil es seit einigen Jahren schon das große Sanierungsprogramm für die Lehrschwimmbecken gibt. Insgesamt fließen fast 16 Millionen Euro in die Sanierungen, darunter Zuschüsse in Höhe von 8,1 Millionen Euro, die zu 90 Prozent von der Europäischen Union (EU) aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) stammen. Und so schickte denn auch Dezernent Michael Jehn einen Gruß und Dank an Europa und die europäische Förderpolitik, als sich die Bau- und Verwaltungsfachleute jetzt in der Schillerschule über das große Potenzial des Dämmstoffs Stroh im Detail austauschten.
Zwei der sieben Lehrschwimmbäder können übrigens nicht mit Stroh gedämmt werden. Das liegt aber nicht an dem natürlichen Dämmstoff und dessen zu geringen Einsatzmöglichkeiten. An den beiden besagten Standorten ist die Strohdämmung wirtschaftlich gesehen unsinnig, da dort die Fassaden erst vor wenigen Jahren erneuert worden sind.