Iserlohn. Bei der Verleihung des Jugendkulturpreises NRW gab es vor allem aber auch Standing Ovation für den Iserlohner Kinder- und Jugendrat.
Ayman Ryari ist nervös. Vor dem Parktheater tippelt er, gekleidet in ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift „See You“ und bereits mit einem Mikrofon verkabelt, auf und ab. Wieso der 15-Jährige so aufgeregt ist? Gemeinsam mit Amy-Lee Grieger, seiner Kollegin aus dem Iserlohner Kinder- und Jugendrat, darf er die Verleihung des Jugendkulturpreises des Landes Nordrhein-Westfalen, den Höhepunkt des „See You“-Festivals, moderieren. 178 Projekte, die zwischen 2018 und 2020 stattfanden, hatten sich um diesen seit 1990 in verschiedenen Kategorien vergebenen Preis beworben, und viele von ihnen waren auch nach Iserlohn gekommen, um sich zu präsentieren. Den Kern des Preises brachte Bürgermeister Michael Joithe in seinem Grußwort auf den Punkt: „Es geht hier nicht nur um eine Auszeichnung, sondern darum eine Bühne zu bieten.“
Insgesamt zehn Preise wurden am Freitagnachmittag im gut gefüllten Großen Haus des Parktheaters vergeben, dotiert mit einem Gesamtpreisgeld von 15.000 Euro. Gleich zu Beginn gab es dabei eine echte Überraschung für Ayman und Amy-Lee: Der Kinder- und Jugendrat und das dahinter stehende städtische Kinder- und Jugendbüro erhielten für die „Iser-Kid-City“ einen der drei Anerkennungspreise. Diese werden an Projekte vergeben, die die Jury begeisterten, bei denen es aber knapp nicht für eine Platzierung reichte. In der Begründung heißt es: „In der ,Iser-Kid-City’ wird vorbildliche Partizipation möglich gemacht, die die Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt.“ Darüber hinaus betonte die Laudatorin Simone Schmidt-Apel, dass der Iserlohner Kinder- und Jugendrat „landesweit beispielhaft für eine authentische und wirksame einmischende Kinder- und Jugendarbeit“ stehe. Weitere Anerkennungspreise gingen an die „Kultur-Care-Pakete“ von der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Kunst und Medien in Dortmund sowie an das Projekt „Wortwiese“ des Kinder- und Jugendliteraturzentrums NRW in Dortmund.
Von der eigenen Rolle in der Gesellschaft
Der „Young Europe Award“ ging an das Projekt „Young Artists for an inclusive society“ des Krea-Jugendclubs Bergisch Gladbach, das mit einer „Bühnenshow höchster Qualität“ Themen wie die Bedeutung der Menschenwürde und die eigene Rolle und Identität in der Gesellschaft in den Mittelpunkt stelle.
Auch für die Kinderkultur wurden drei Preise vergeben: Der dritte Platz ging an das spartenübergreifende Projekt „Wunderwesen in Gefahr“ aus Dortmund, ein Trickfilm über die Bedeutung von Insekten für unser Ökosystem, der zweite Preis an die Stadt Coesfeld für ein Osterferienprojekt. Bei diesem, so erklärte der Beigeordnete Martin Stolte, wurde in einem Film „eine dystopische Welt geschaffen, die der ,Corona-Situation’ erschreckend ähnlich“ sei.
Kinderkulturpreis geht nach Duisburg
Den Kinderkultur-Wanderpokal mit nach Hause nehmen durfte dann die Internationale Kinder- und Jugendbühne der Gesamtschule Rheinhausen für ihr Projekt „Bahtalo – Freude und Hoffnung“. 60 Kinder zwischen fünf und 17 Jahren haben in diesem Projekt Sprachbarrieren überwunden und ihre Kulturen geteilt. Die Teilnehmer kamen dabei aus Familien mit deutschen und türkischen Wurzeln, aus Roma-Familien oder aber Geflüchteten. Das Projekt engagiere sich in dem Duisburger Stadtteil gegen Diskriminierung und Vertreibung, für kulturelle Bildung und Teilhabe. Die Freude der Jugendlichen, die die diesem Projekt Leben eingehaucht hatten, war dabei kaum zu bremsen, als Staatssekretär Andreas Bothe ihren Sieg verkündete: Sie fielen sich in die Arme, jubelten unter dem tosenden Applaus ihrer Mitbewerber.
Staatssekretär Bothe zeigte sich insgesamt beeindruckt von dem Mut, vom Engagement und der Intensität der Preisträger-Projekte, die „starke politische Botschaften zu Naturschutz, Nachhaltigkeit und Humanität“ aussenden würden, lobte er die beteiligten Kinder und die Jugendlichen, für die es dann mit der Verleihung des Jugendkulturpreises NRW spannend wurde: Jubeln durfte – und das taten sie dann auch zu Recht ausgiebig – „music4everybody“ aus Frechen für das Projekt „Zwischen den Welten – wo ich Zuhause bin“. In Deutschland aufgewachsene Jugendliche hatten gemeinsam mit hierhin Geflüchteten humorvoll und selbstkritisch ein Stück entwickelt, das vom Alltag Geflüchteter erzählt. Ursprünglich als Musical geplant, wurde es coronabedingt als Hörspiel realisiert. „Das Projekt erzielte erstmalig in der 30-jährigen Geschichte des Preises die Höchstpunktzahl“, betonte Bothe.
Krea-Jugendclub kann zwei Preise mitnehmen
Zwei zweite Preise gingen an den Krea-Jugendclub für das Projekt „Hiphop für Menschenwürde“ und an das Kinder- und Jugendtheater Tollhaus mit „Müll 2.0“. Den dritten Preis erhielt das „spinaTheater“ aus Solingen für sein Projekt „Hunger“.
Konfettiregen und Standing Ovation gab es abschließend dann aber vor allem für die 30 engagierten Jugendlichen aus dem Iserlohner Kinder- und Jugendrat, ohne deren Durchhaltevermögen – auch über die Corona-Zwangsverschiebung hinweg -- dieses Festival nicht möglich gewesen wäre.