Oberhausen. Neue Studien zeigen einen dramatischen Anstieg an Lebensmittelverschwendung. Das können Bürger in Oberhausen dagegen tun.
Jährlich werden in Deutschland 2,5 Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Weit mehr als bisher angenommen. Das veröffentlichte die Umweltschutzorganisation WWF kürzlich in einer Studie. Städte und Bürgerinitiativen versuchen, durch unterschiedliche Maßnahmen dagegen anzukämpfen – auch in Oberhausen. Hier laufen die entsprechenden Projekte allerdings nur schleppend.
So gibt es beispielsweise in vielen deutschen Städten Läden, bei denen Kundinnen und Kunden verpackungsfrei Lebensmittel einkaufen und sich die gewünschte Menge bedarfsgerecht abfüllen können, um zu Hause weniger wegzuschmeißen. Der erste und einzige Oberhausener Unverpackt-Laden „Allerlei Verpackungsfrei“ in Sterkrade musste während des Lockdowns allerdings dauerhaft schließen.
„Es braucht Zeit, bis so ein Geschäft richtig angenommen wird. Als Inhaber braucht man dafür einen langen Atem“, vermutet Cornelia Schiemanowski, Sprecherin der Oberhausener Kreisgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Für den Unverpackt-Laden, der erst im April 2020 eröffnete, habe die Zeit wohl nicht gereicht. Deshalb rät Schiemanowski dazu, häufiger mal auf Märkten einkaufen zu gehen, da dort viele Produkte einzeln zu kaufen seien und sich dort zusätzlich Verpackung einsparen lasse.
Oberhausener Tafel ist Anlaufstelle für Essensspenden
Zudem plädieren Umweltschützer und -schützerinnen dafür, übrig gebliebenes und noch gut erhaltenes Essen an gemeinnützige Organisationen zu spenden. „In Oberhausen ist die Tafel eine gute Anlaufstelle, um übrig gebliebene Lebensmittel hinzubringen“, sagt Ortrud Podworni-Michael, Vorsitzende des Oberhausener Naturschutzbundes (Nabu).
In vielen Städten stehen öffentliche Kühlschränke, sogenannte „Fairteiler“ bereit, die die Bürger mit Lebensmitteln befüllen können, die dann von bedürftigen Menschen abgeholt werden. Simone Krause vom Oberhausener Forschungsinstitut Fraunhofer Umsicht wollte solch einen Lebensmittel-Verteiler auch hier integrieren – mit dem Ziel, gemeinsam mit den Stadtbewohnern Konzepte für eine städtische Agrikultur zu entwickeln. Der eigene Lebensmittel-Verteiler sei aber dann nicht weiterverfolgt worden.
Warum? „Oberhausen ist keine Studentenstadt, deshalb ist es schwierig, neue Konzepte zu integrieren“, vermutet Nabu-Sprecherin Podworni-Michael. Denn vor allem Studierende hätten Netzwerke und einen direkten Zugang zu den entsprechenden Gruppen. BUND-Sprecherin Schiemanowski teilt diese Annahme: „In Oberhausen fehlen junge engagierte Leute.“ So seien viele Berufstätige zeitlich nicht in der Lage, meint die Umweltschützerin, sich um solche Projekte zu kümmern.
Essbare Flächen in der Stadt verteilt
Anreize zum nachhaltigen Lebensmittelkonsum liefert Oberhausen mit dem Projekt „Essbare Stadt“. Seit 2015 werden auf Grünflächen in der Stadt Obst, Gemüse und Kräuter angebaut, die sich jeder mitnehmen kann. In Kooperation mit der Ruhrwerkstatt ist solch eine 700 Quadratmeter große Fläche etwa am Sterkrader Rathaus zu finden. „Bürgerinnen und Bürger sind im Sinne des Urban Gardening auch eingeladen, hier mitzugärtnern, nutzen das Angebot jedoch kaum“, erklärt ein Stadtsprecher dazu auf Nachfrage.
Verbraucherzentrale: „Am besten nicht hungrig einkaufen gehen“
Aber auch in den eigenen vier Wänden lassen sich Lebensmittelreste vermeiden. Experte Frank Waskow von der Verbraucherzentrale NRW, rät: „Am besten nicht hungrig einkaufen gehen und zum Einkaufen anstelle des Wagens einen Korb benutzen. Denn der ist schneller voll.“ Es sei von Vorteil, bedarfsgerecht einzukaufen und keine großen Vorräte anzusammeln, die dann im Schrank vergessen werden. „Und die alten Produkte, die noch gegessen werden müssen, immer nach vorne in den Kühlschrank stellen.“
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Und ganz wichtig: „Mindesthaltbarkeitsdatum heißt nicht Wegwerfdatum“, erklärt Waskow. Teilweise könnten Lebensmittel, gerade die verpackten, noch Wochen später verzehrt werden. Deshalb sei es gut, sich die Produkte vorher einmal genau anzuschauen.
Der Lebensmittel-Discounter Aldi Süd unterstützt ebenfalls nachhaltige Konzepte gegen Lebensmittelverschwendung. So arbeitet das Unternehmen seit vergangenem Jahr mit Plant Jammer zusammen. Das dänische Start-up hilft Verbrauchern, passende Rezepte für Lebensmittelreste aus dem eigenen Kühlschrank zu finden. Mit wenigen Klicks lässt sich angeben, welche Lebensmittel man verwerten möchte.
Diese Webseiten helfen bei der Abfallvermeidung
Die App „Too good to go“ hilft, gegen die Verschwendung von Lebensmitteln vorzugehen. Über toogoodtogo.de lässt sich einsehen, welche Betriebe in Oberhausen mitmachen. Auf der Seite mundraub.org finden Interessierte Obstbäume in ihrer Stadt, an denen sie sich kostenlos bedienen können. Wo und welche Bäume in Oberhausen stehen, ist auf der Seite nachzulesen. Die Verbraucherzentrale hat ein Lagerungs-ABC herausgebracht, in dem erklärt wird, wie Obst und Gemüse richtig gelagert werden sollten, damit es nicht so schnell verdirbt. Das E-Book kann auf ratgeber-verbraucherzentrale.de als PDF heruntergeladen werden.