Oberhausen. Der deutliche Erfolg der Landes-CDU stimmt die Oberhausener Christdemokraten so froh, dass die Oberhausener Ergebnisse nichts mehr trüben können.
Die Sonne scheint, das kalte Bier fließt, rundherum grünt es idyllisch – und dann fährt die CDU auch noch landesweit ein Super-Wahlergebnis ein; was will man als Christdemokrat mehr.
Die Oberhausener CDU-Wahlkämpfer und Sympathisanten haben sich am Sonntagabend ins schick umgebaute frühere Vereinsheim der Sportfreunde Königshardt, jetzt Clubhaus „The Match“, zurückgezogen, um TV-Berichte und aktuelle Auszählresultate auf Großleinwand und Fernsehern zu verfolgen. Jubel und Beifall bei der ZDF-Prognose, die um Punkt 18 Uhr die CDU in NRW bei 35 Prozent sieht, der durch noch lautere Freudenrufe übertroffen wird, als das SPD-Ergebnis mit 28 Prozent erscheint.
Dass Schwarz-Gelb künftig nicht mehr im Land möglich ist, wie es der Oberhausener CDU-Kreisverbandschef und Direktkandidat Wilhelm Hausmann am liebsten gehabt hätte – geschenkt. Dass man in Oberhausen erneut keinen der beiden Wahlkreise mit Mehrheit erobern konnte, sondern wieder die SPD-Politiker Sonja Bongers und Stefan Zimkeit einziehen werden, trübt die Stimmung selbst bei den beiden Direktkandidaten Simone-Tatjana Stehr und Hausmann an diesem Abend nicht – denn das hatte kein hiesiger Christdemokrat erwartet.
Und selbst der immer noch große Vorsprung der Oberhausener SPD vor der CDU im Stadtgebiet beeinträchtigt die Feierstimmung nicht besonders, schließlich hat die CDU auch in Oberhausen zugelegt und die SPD verliert hier im Vergleich zur Landtagswahl 2017. „Das ist für uns ein sehr gutes Ergebnis, wir haben zum Wahlerfolg von Wüst beigetragen“, meint Hausmann recht zufrieden.
Hausmann: CDU mobilisierte Wähler mit den Themen Sicherheit und Energiekosten
Selbst für eingefleischte CDU-Fans ist der landesweite Erfolg der CDU unerwartet groß, vom prognostizierten Kopf-an-Kopf-Rennen mit der SPD keine Spur. „Die Botschaft der Wähler an diesem Abend heißt jedenfalls nicht Rot-Grün oder Ampelkoalition“, zeigt sich Stehr hocherfreut. Sie und Hausmann erklären sich die Stimmenzuwächse für die Landes-CDU und die Mobilisierungskraft der vergangenen Tage mit zwei Faktoren: Hendrik Wüst habe in sechs Monaten Amtszeit gezeigt, dass er Ministerpräsident auch in Krisenzeiten kann, und zudem habe die CDU die richtigen Themen besetzt: innere Sicherheit und Energiekosten. Der Einsatz dafür, den Rentnern ebenso wie Arbeitnehmern 300 Euro Energiekostenpauschale zu zahlen, habe gerade bei der früheren SPD-Klientel gezogen, beobachtete Hausmann bereits im Wahlkampf.
Und so pendelt sich die Oberhausener CDU, sonst in Person Hausmann als scharfer Grünen-Gegner in nachhaltiger Erinnerung, auf den wahrscheinlichen Koalitionspartner im Land, dem eigentlichen Wahlgewinner des Abends, ein – die Grünen. „Selbst ich als Grünen-Kritiker glaube, dass das klappen wird. Allerdings gibt es Knackpunkte: Wir werden die innere Sicherheit weiter so sehr verfolgen wie bisher. Und bei der Energiewende achten wir darauf, dass das bezahlbar bleibt für Bürger und Unternehmen.“
Den Absturz der FDP erklärt sich die ausgewiesene Bildungspolitikerin Stehr mit dem von vielen kritisierten Corona-Krisenmanagement der FDP-Schulministerin Yvonne Gebauer – und der für sie nicht überzeugenden Leistung von FDP-Bundesfinanzminister Christian Lindner in der Ampelkoalition.