Gelsenkirchen. Autor Jakob Matthiessen sorgte bei Lesung für Spannung mit seinem Debütwerk „Tod oder Taufe“. Was das Buch über Menschen und Religion erzählt.
Am Ende war die Liste der Interessenten sehr viel länger als die Anzahl der zur Verfügung stehenden Plätze. Denn nur 30 Besucher kamen in den Genuss der ersten Lesung in der Buchhandlung Junius nach über anderthalb Jahren Corona-Zwangspause. Obwohl sie viele Literaturfreunde abweisen musste, sagte Buchhändlerin Sabine Piechaczek: „Ich bin überglücklich, dass das überhaupt wieder möglich ist.“
Der Abend geriet gleich zu einer doppelten Premiere: Erste Veranstaltung in Pandemiezeiten und die erste öffentliche Lesung des Autors Jakob Matthiessen überhaupt, der seinen soeben erschienenen Debütroman „Tod oder Taufe. Die Kreuzfahrer am Rhein“ präsentierte. Ein durchaus lehrreicher Stoff für historisch interessierte Leser und für solche, die eine gute und spannend erzählte Geschichte mögen.
Spannend erzählte Geschichte über erbitterte Kriege und tiefe Freundschaften
Es ist ein Buch über den unerbittlich grausamen Kampf der Religionen, über das Leben im Mittelalter, über die Verführbarkeit von Menschen und den Sieg von Freundschaft über alle Grenzen hinweg. Erzählt wird abwechselnd aus den unterschiedlichen Perspektiven der handelnden Personen.
Eine kurze Einführung in das Projekt über den frühen Religionskampf zwischen Juden- und Christentum gab ein intimer Kenner der Materie: der Gelsenkirchener Dr. Michael Rosenkranz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen. Er, so betonte später der Autor, sorgte für die gründliche wissenschaftliche Begleitung des Projektes: „Erst die akribische Durchsicht und seine detaillierten Kommentare haben es mir ermöglicht, mich einem so komplexen Thema ernsthaft anzunähern.“
Denn die Fakten, auf denen dieser Roman basiert, sollten gründlich recherchiert sein und exakt stimmen, so der erklärte Ehrgeiz des Autors, der übrigens derzeit als Wissenschaftler in Dänemark lebt und eigens für die Buchvorstellung nach Gelsenkirchen angereist war.
Historische Ereignisse über erste Pogrome gegen Juden emotional vermittelt
Der Roman spielt im Jahre 1096 in der Bischofsstadt Mainz – und zwar zu einer Zeit, als dort die ersten Pogrome gegen die Juden begannen. Ein mächtiges Kreuzfahrerheer steht vor den Toren der Stadt, aufgehetzt von einem fanatischen Priester, will es gegen die Juden zu Felde ziehen. Historische Ereignisse erzählt Autor Matthiesen in leichtem Tonfall aus persönlichen Blickwinkeln, spannend und emotional, macht sie so leichter nachvollziehbar.
Da der im Gmeiner-Verlag erschienene Roman (16 Euro) mit seinen über 600 Seiten ein echter Wälzer ist, las der Autor nicht nur Passagen vor, sondern erklärte auch die Geschehnisse und Figuren dazwischen. Dadurch klang der Text komplizierter, als er tatsächlich ist. Da ist er nämlich wunderbar gut, mühelos und unterhaltsam lesbar.