Gelsenkirchen-Buer. Alle diskutieren drüber, in Gelsenkirchen-Buer wird es praktiziert: In der „Oisin Kelly Gallery“ durften zum Konzert nur Geimpfte und Genesene.
„Holt ihr schon mal alle euren Impfpass raus?“ Kellnerin Sandra steht an der Türe der „Oisin Kelly Gallery“. Vor ihr steht eine Reihe Wartender, alle das erforderliche Dokument in der Hand. Ohne nämlich kommt man heute nicht in den Innenraum, darf dem Konzert mit Mark Bennett nicht beiwohnen. Es ist die erste Veranstaltung nach den 2-G-Regeln im Stadtnorden. Und es scheint, als liefe alles ganz reibungslos.
„Die Gäste haben im Vorfeld einen Platz reserviert. Da habe ich den Impfstatus schon abgefragt“, erklärt Wirt Vince Els. Für ihn ist 2-G der einzig gangbare Weg zu Veranstaltungen im Innenraum seines Irish Pubs.
Eine Einstellung, die die auch andere Gastronomen im Stadtnorden haben. Weil es noch keine gesetzlichen Regelungen dazu in NRW gibt, orientiert sich Vince Els an den Regelungen anderer Bundesländer. „Und ich mache von meinem Hausrecht gebrauch.“
Von der Maskenpflicht befreit er seine Gäste in diesem Zuge aber nicht. „Damit das hier nicht zur Party wird. Weil ich selber noch unsicher bin und nicht will, dass die Menschen denken, Corona ist vorbei. Deswegen halten wir weiter ein Auge drauf.“ Die Umsetzung übrigens gilt konsequent für alle. Natürlich ist auch das Personal geimpft – und die Bühnenkünstler müssen es auch sein. „Ich denke aber, die sind ohnehin alle geimpft, weil sie Auftritte haben wollen.“
Hoffen auf 2-G nach der Wahl
Sandra hat derweil die ersten elf Zuhörer überprüft. „Ich achte darauf, dass der vollständige Impfschutz drauf steht und das Datum stimmt“, erklärt sie ihre Vorgehensweise und sagt, sie sei sehr sorgfältig. 2-G, da hält sie viel von. „Ich habe die Hoffnung, dass das so kommt.“ Vince Els glaubt fest daran. „Nach der Wahl wird das so entschieden.“
Die Gäste sind ebenso überzeugt. „Das ist auf jeden Fall richtig. Das ist eine Seuche und die müssen wir eindämmen, so gut es geht“, sagt Stammgast Hermann. Ob er sich unter 2-G-Bedingungen sicherer fühlt? „Ohne dem wäre ich heute gar nicht hier.“
Für Gast Marco ist das neue Konzept recht unspektakulär: „Eigentlich mache ich mir da gar keine Gedanken drüber. Wir sind geimpft und haben einen vermeintlichen Schutz. Der Impfnachweis ist eben eine Zugangsberechtigung wie zum Beispiel die Volljährigkeit.“
Diese Hürde ist auch für zwei spontane Gäste kein Problem. „Ich finde aber, dass diese Regel nicht viel Sinn macht“, sagt Dirk. Denn: „Theoretisch könnten ja alle im Raum Corona haben – nur eben, dank der Impfung, ohne Symptome.“ Der Test, so meint er, gebe da mehr Aufschluss über die aktuelle Gesundheit.
Musiziert wird hinter einer Wand
Gast Julian ist 2-G schon aus dem Irland-Urlaub gewohnt. „Da wird gar nicht diskutiert, da gibt es auch kein Testen. Wer nicht geimpft ist oder genesen, der kommt nicht rein.“ Kein schlechtes Konzept, wie er findet. „Was ich daran gut finde, ist, dass es zu mehr Normalität führt.“
Wirft man allerdings einen Blick auf die Bühne, sieht das so gar nicht normal aus: Vor dem Mikrofonständer ist eine Wand aufgebaut mit durchsichtiger Folie. Sie trennt heute Mark Bennett vom Zuschauerraum – und irgendwie scheint sie ihn einzuschließen.
„Ich fühle mich nicht eingeengt, aber es ist schon merkwürdig, so eine Plastikplatte vor sich zu haben“, sagt der Musiker, der hier heute auch seine persönlich 2-G-Premiere erlebt. „Man muss das einfach so akzeptieren, wie es ist. Wir erleben außergewöhnliche Zeiten. Da muss man mitgehen. Und: lieber so als gar nicht spielen.“
Was nicht geht unter solchen Bedingungen? „Stage-Diving“, sagt Mark Bennett und lacht. Dann greift er zur Gitarre und das Konzert beginnt. Beinahe wirkt es etwas surreal: Die Menschen verweilen alle auf den ihnen zugewiesenen Plätzen, Mark Bennett bleibt hinter seiner Wand. „Ich sehe euch alle ganz verschwommen“, sagt er und stimmt ein Lied an, das für diesen Abend dennoch ein Motto ist: „I Gotta Feeling, That Tonight‘s Gonna Be A Good Night“.
2-G-Abend als Testlauf für weitere Veranstaltungen
Der 2-G-Abend in der „Oisin Kelly Gallery“ ist für Wirt Vince Els auch ein Testlauf gewesen für künftige Veranstaltungen. So wolle man gern wieder eine Halloween-Party mit Live-Musik machen, feile aber noch am coronakonformen Konzept.
In jedem Fall ist die Konzertsaison damit eröffnet. Fest steht bereits, dass am Samstag, 20. November, die Band „One Eye Open“ an der Brinkgartenstraße 25 gastiert.