Gelsenkirchen/Essen. Ein Mann aus Gelsenkirchen kommt gerade aus dem Gefängnis und nimmt sofort wieder Kontakt zu Kindern auf. Jetzt steht er erneut vor Gericht.
Erst wurde gezockt, dann lenkte der Angeklagte das Gespräch auf sexuelle Themen: Ein vorbestrafter Kinderschänder aus Gelsenkirchen-Süd muss sich seit Dienstag erneut vor Gericht verantworten. Der Vorwurf lautet auch diesmal: Kindesmissbrauch.
Es war im Juni 2017, als der 45-Jährige wieder stundenlang vor seinem Computer saß. Er tummelte sich auf Internet-Plattformen, auf denen vor allem auch Kinder und Jugendliche aktiv waren. „Ich habe sie manipuliert“, so der Gelsenkirchener zum Prozessauftakt am Essener Landgericht. „Es war mir egal. Es war ein Zeitvertreib.“
45-jähriger Gelsenkirchener saß bereits wegen Kindesmissbrauchs im Gefängnis
Dabei hatte es der Angeklagte ausschließlich auf Jungs abgesehen – zehn bis 13 Jahre alt. Er überredete sie zu sexuellen Handlungen vor der Kamera, nahm die Filme auf und speicherte sie. „Ich weiß, dass das absolut falsch war“, sagte er den Richtern. „Aber ich habe ja niemanden gezwungen.“
Der Angeklagte war damals gerade erst aus dem Gefängnis entlassen worden. Er hatte einen Großteil seiner dreijährigen Haftstrafe abgesessen, ebenfalls wegen Kindesmissbrauchs.
Kinderschänder aus Gelsenkirchen trifft sich mit einem Jungen in Osnabrück
„Ich war frustriert“, so der Gelsenkirchener. Alle Bemühungen, einen Job zu finden, seien anfangs fehlgeschlagen. „Immer, wenn ich mein Führungszeugnis einreichen musste, kam die Absage.“
Mit einem der Jungen hatte er sich sogar einmal privat getroffen. In Osnabrück, auf einer einsamen Wiese. Auch dabei soll es zu sexuellen Handlungen gekommen sein. „Ich hatte danach große Angst, wieder ins Gefängnis zu kommen.“
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Inzwischen will sich der 45-Jährige auch mit den Ursachen seiner pädophilen Neigungen befasst haben. Nach eigenen Angaben ist er als Kind selbst missbraucht und vergewaltigt worden – von einem Freund der Mutter und von einem Stiefbruder.
Computerspiele bezahlt, um bei den Kindern als guter Freund dazustehen
Um im Internet als guter Freund dazustehen, hat der Gelsenkirchener auch mal Computerspiele gekauft, um gemeinsam mit verschiedenen Jungs zocken zu können. Von einer Art „Bezahlung“ will er selbst allerdings nicht sprechen.
Theoretisch hätten sich die betroffenen Kinder nach seinen Angaben natürlich jederzeit aus dem Chat ausklinken können. Praktisch sei das aber nicht passiert. „Ich glaube schon, dass ich das Werkzeug hatte, sie dahin zu bekommen, wo ich sie haben wollte.“ Sie seien ja gerade mal zehn oder 13 Jahre alt gewesen.
Für den Angeklagten geht es im Prozess erneut um viele Jahre Haft. Mit einem Urteil ist voraussichtlich im September zu rechnen.
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