Mülheim. Die Chefin der größten Mülheimer Bezirksvertretung im Interview: CDU-Frau Elke Oesterwind. Was sie für Saarn, Broich und Speldorf im Blick hat.
Die Chefin von Mülheims größter Bezirksvertretung im Interview: CDU-Politikerin Elke Oesterwind führt als Bezirksbürgermeisterin die Bezirksvertretung 3. Die 63-Jährige blickt im Gespräch mit dieser Redaktion zurück auf das abgelaufene Jahr und verrät, was in 2022 in Saarn, Broich und Speldorf spannend wird.
Wie ist das zurückliegende Jahr aus Ihrer Sicht gelaufen?
Elke Oesterwind: Das Jahr für uns als Bezirksvertretung 3 war gar nicht so schlecht. Weil in 2020 keine Veranstaltungen stattgefunden haben und wir dadurch keine Verfügungsmittel ausgeben konnten, hatte ich mit Kämmerer Mendack vereinbart, dass wir das Geld aufs nächste Jahr übertragen konnten – ohne zu wissen, dass 2021 auch ein Coronajahr werden würde. Dadurch, dass wir Gelder übertragen haben, konnten wir dann aus dem Füllhorn schöpfen und über 42.000 Euro ausgegeben – auch richtig große Summen. Etwa an die Klostermarktschule 5000 Euro, an die Alte Dreherei rund 5000 Euro für eine neue Schließanlage, ans Kloster Saarn haben wir 4000 Euro für eine Hecke gegeben, für den Unterstand der Jugendlichen in Selbeck 4000 Euro und für die Spielplätze in der BV 3 insgesamt 6000 Euro.
Können Sie einen besonderen politischen Erfolg benennen?
Die Kleingartenanlage an der Holzstraße, die eigentlich wegen der geplanten Bebauung verschwinden sollte, haben wir gerettet auf Antrag von Schwarz-Grün. Zudem haben wir dafür gesorgt, dass die Anlage nun einen Wasseranschluss bekommt – den hatten die nämlich vorher gar nicht. Im Rahmen der Bebauung wird nun einer gelegt, dafür haben wir aus den Mitteln der BV 3 4000 Euro gegeben.
Zur Person: Die Bezirksbürgermeisterin
Bezirksbürgermeisterin Elke Oesterwind ist 63 Jahre alt, verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. Von 1990 bis 2018 war sie ehrenamtliche Geschäftsführerin des DLRG-Bezirks Mülheim.Mitglied im CDU-Kreisverband Mülheim ist die Saarnerin seit Mitte der 2000er Jahre. Nach dem überraschenden Tod von Bezirksbürgermeister Hermann-Josef Hüßelbeck im Januar 2020 hat die CDU-Politikerin nach einstimmiger Wahl das Amt der Bezirksbürgermeisterin in der Bezirksvertretung 3 (Saarn, Broich, Speldorf) übernommen. Ihr politischer Anspruch sei es, sagt Elke Oesterwind, nahe beim Bürger zu sein.
Was konnte in 2021 nicht wie gewünscht zu Ende geführt werden?
Die Rettungswache Süd war am vorgesehenen Standort an der Ecke Mintarder/Kölner Straße von der Sache her schlüssig, aber dann kam das Hochwasser und hat auch diese Wiese überschwemmt. Die Planung liegt jetzt erst mal auf Eis. Man ist weiter auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück, was aber nicht so einfach zu finden ist. Das vorgesehene Grundstück war von der Anbindung her eigentlich ideal. Es geht ja darum, dass die Rettungskräfte auch auf der linken Ruhrseite in maximal acht Minuten am Einsatzort sein sollen. Die andere Ruhrseite ist da schon gut versorgt.
Wie haben Sie persönlich das immense Hochwasser im Juli vergangenen Jahres erlebt?
Zu der Zeit des Hochwassers waren wir im Urlaub in Bayern. Ein paar Tage später war ich dann in Mintard vor Ort – wenn man so was sieht, wie viel Kraft das Wasser hatte, ist das erschreckend. Dabei komme ich durch die DLRG aus dem Katastrophenschutz und habe schon das Jahrhunderthochwasser Anfang der 90er in Köln erlebt. Das Mülheimer DLRG war beim Sommer-Hochwasser auch in Erftstadt im Einsatz, da haben wir ein Boot verloren, zum Glück ist der Besatzung nichts passiert.
Die Menschen in Mintard üben Kritik – sie fühlten sich von Seiten der Stadt nicht informiert. Könnte man eine bessere Informationskette herstellen?
Natürlich werden aus diesen Erfahrungen Schlüsse gezogen. Da ist ja viel zusammengekommen, ein drehendes Tief, das nicht abzog, letztlich war der Boden durchgeweicht und konnte kein Wasser mehr aufnehmen. Ich kenne noch Bilder von meiner Oma, wo die Leute mit einem Ruderkahn auf dem Dudel gefahren sind, aber so ein Hochwasser hab ich selbst noch nicht in Mülheim erlebt. 14 Tage vorher sind wir noch an der Ahr gewesen, um Wein zu kaufen – das ist jetzt alles weg.
Ihr Herzensthema: ein Schwimmbad links der Ruhr. Wie steht es darum?
Das steht immer noch auf meiner Agenda, wie schon seit Jahren – und irgendwann werde ich es schaffen. Vielleicht, wenn die Stadt aus dem Stärkungspakt herauskommt und irgendwann mal wieder Geld da ist oder welches aus Fördertöpfen zu bekommen ist. Das bleibt auf meiner Agenda, bis es umgesetzt ist. Ein weiterer Punkt, den ich mir am Anfang meiner Amtszeit vorgenommen hatte, ist inzwischen umgesetzt: die Nahversorgung im Dorf Saarn, das ist gerade für ältere Menschen wichtig.
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Apropos Saarn: Sollte die Düsseldorfer Straße, zumindest zeitweise, autofrei werden oder nur noch mit Fahrrädern zu befahren sein?
Sollte man grundsätzlich darüber nachdenken, diese Straße zu erneuern oder zu ändern, dann muss man alle an einen Tisch holen – die Händler, die Werbegemeinschaft und die Bürger – und ein Gesamtkonzept erstellen, sonst haben wir wieder Stückwerk. Bei einer Idee etwa wie dem autofreien Samstag muss man auch überlegen, ob die Händler das überhaupt wollen. Aber die Straße ist eigentlich eine funktionierende Straße, gerade Ältere schätzen es, mit dem Auto bis vors Geschäft fahren zu können. Was die Räder angeht: Es ist ja jetzt schon nicht erlaubt, die Straße von beiden Seiten mit Fahrrädern zu befahren – und trotzdem wird das gemacht. Ich halte das für gefährlich, denn die Straße ist dafür nicht ausgelegt. Man könnte etwa für den Radverkehr an dieser Straße auch nichts mehr abteilen, dann müsste man an den Gehweg ran.
Ein Ausblick auf das neue Jahr: Was wird aus Ihrer Sicht besonders spannend?
Die Parkstadt zum Beispiel. Wir von der Bezirksvertretung, meine Stellvertreterin, mein Stellvertreter und ich, waren in das Verfahren eingebunden – zwar nicht als Teil des Preisgerichtes – aber wir durften unsere Meinung sagen, auch wenn wir nicht mit abstimmen durften. Das, was jetzt auf dem Tisch liegt, ist erst mal ein Entwurf – was da am Ende rauskommt, ist noch gar nicht gesagt, es wird alles zur Disposition gestellt: Wird das so ausgeführt? Bleibt es bei diesen Höhen? Bei einem Bebauungsplanverfahren müssen wir eine Öffentlichkeitsbeteiligung machen mit mir als Vorsitzende, wo alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen werden und jeder seine Bedenken äußern kann. Das fließt alles mit in solch ein Verfahren ein. Am Ende wird es einen Konsens geben. Anhand von Bildern jetzt schon auf die Barrikaden zu gehen, finde ich verkehrt. Die Anwohner haben da wer weiß wie lange auf die Tengelmannfabrik geguckt, wo viel Lkw-Verkehr war. Von daher ist es doch eine gute Idee, dass dieses Gebiet entwickelt wird – die Autos etwa sollen ja außen vor bleiben, eine Kita und eine Schule sind schon mitgedacht. Vieles wird immer direkt schlechtgeredet – lasst uns doch einfach machen.