Gelsenkirchen. Die SPD und ihr Direktkandidat knacken in Gelsenkirchen die 40-Prozent-Marke. CDU und AfD verlieren deutlich. Grüne verdoppeln ihr Ergebnis.
40 plus, das ist die neue Marke für die SPD in Gelsenkirchen. Sie steht gegen 20.30 Uhr fest. Markus Töns, der Bundestagskandidat der Sozialdemokraten, holt erneut das Direktmandat und gibt sich siegessicher: „Wir werden mit Olaf Scholz den Kanzler stellen für eine wirklich gute, progressive Politik in Deutschland“, gibt er den jubelnden Sozialdemokraten im Hans-Sachs-Haus mit auf den Heimweg. Und er macht klar: „Für mich schließe ich eine erneute Groko komplett aus.“
Die Christdemokraten haben auch in Gelsenkirchen deutlich verloren
Der SPD-Vorsprung im Bund ist hauchdünn. Und lange sah es nicht nach dem vor wenigen Monaten noch völlig unerwarteten Wahlerfolg aus. Als um Punkt 18 Uhr die erste Prognose über die Fernseherbildschirme eingeblendet wird, brandet im fernen Berlin Jubel auf. Die rund 150 Sozialdemokraten registrieren die Prozentwerte im Ratssaal dagegen verhalten. CDU und SPD trennen da gerade einmal 0,2 Prozentpunkte. Die Grünen feiern derweil ihr historisch stärkstes Ergebnis, bei der FDP sind die Bilder ähnlich, die AfD gibt sich stolz. Lange Mienen gibt es zunächst bei CDU und Linken, die um den Einzug in den Bundestag bangen. Die Christdemokraten haben auch in Gelsenkirchen deutlich verloren. CDU-Kandidatin Laura Rosen ist enttäuscht.
Irene Mihalic (Grüne) hat ihr Ergebnis von 2017 mehr als verdoppelt
Am Ende des Abends hat Töns mehr als doppelt so viele Erststimmen wie Rosen. „Das tut uns allen gut“, sagt die SPD-Landtagsabgeordnete Heike Gebhardt. „Dieses Ergebnis ist nicht vom Himmel gefallen. Wir haben einen großartigen Wahlkampf gemacht.“
Irene Mihalic hat ihr Ergebnis von 2017 mehr als verdoppelt, auch Marco Buschmann hat klar zugelegt. Der Direktkandidat der Liberalen hat sich aus Berlin per Video zugeschaltet. „Der erste Eindruck ist großartig. Wir werden morgen Augenringe haben, das wird bestimmt eine sehr lange Nacht, bis wir Klarheit haben“, so Buschmann kurz nach 18 Uhr.
Rund 150 Sozialdemokraten registrieren die Prozentwerte im Ratssaal zunächst verhalten
Unter die Freude über den Stimmenzuwachs mischt sich bei den Grünen, die sich im Museumscafé in Buer versammelt haben, Entsetzen über die Zwischenergebnisse für die AfD in Gelsenkirchen. Die AfD und ihr Kandidat Jörg Schneider haben am Ende allerdings gut vier Prozentpunkte verloren. „Das ist für die immer noch zu viel, findet Töns. Aber es ist gut, dass es für die AfD in Gelsenkirchen nicht weiter hoch gegangen ist.“
60 Tage Wahlkampf am Stück in Gelsenkirchen mit dem Team Töns
Sebastian Watermeier, Landtagsabgeordneter und SPD-Wahlkampfmanager, wertet das Ergebnis als „Kraftakt der Partei“ und zahlloser Kampagnenhelfer, die mit Töns 60 Tage Wahlkampf am Stück gemacht hätten. „Vor einem Jahr haben wir angefangen. Da lagen wir bei 14 Prozent in den Umfragen. Da haben alle gelacht. Heute lachen wir.“ Töns dankt seinem Team, den Parteimitgliedern im Saal. „Ihr habt diese Partei nach vorne getragen.“
Die Menschen wollten „wieder politische Antworten“, hat Heike Gebhardt im Wahlkampf festgestellt. Auch Bürgermeisterin Martina Rudowitz hat frühzeitig die Wende gespürt. Man müsse ja sehen, wo die SPD herkomme. Vor drei Monaten sei absolut nicht mit solch einem Ergebnis zu rechnen gewesen. „Aber in den vergangenen Wochen haben die Gelsenkirchener uns deutlich gesagt, dass sie die SPD wählen.“
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Bei der Regierungsbildung, da sind sich die Sozialdemokraten einig, sei „wahrscheinlich ein längerer Klärungsprozess „erforderlich. Sebastian Watermeier betont: „Der Auftrag zur Regierungsbildung liegt bei der SPD.“ Doch „wir müssen gucken, wohin die Reise geht.“ Dass sie über eine Ampel-Koalition führen sollte, liegt für den wiedergewählten Bundestagsabgeordneten nahe: „FDP und Grüne sind da gefordert. Sie können sich nicht auf die Seite des absoluten Verlierers stellen.“
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